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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 10.1910/​1911

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36

Die Werkstatt der Kunst.

Heft 3.

Personalien

Dresden. Eine neue Lehrstelle für Architekturplastik hat
das sächsische Kultusministerium an der Akademie der
bildenden Künste und der Technischen Hochschule in Dresden
errichtet und dem bekannten Architekten Prof. Karl Groß
übertragen. Prof. Groß hat daraufhin den in gleicher
Eigenschaft an ihn ergangenen Ruf nach Stuttgart ab-
gelehnt. K!
Straßburg l. (L. Der Bildhauer und Lehrer der Kunst-
gewerbeschule, Mufchweck, erhielt den Titel „Professor". Kl
Weimar. Der „Deutsche Künstlerbund" hat den Maler
Vermann Dumler in Frankfurt a. M. zum Mitglied
ernannt. ' /I

^oÄeskälle

Gestorben sind: In Portland in den vereinigten
Staaten der amerikanische Genremaler Winslow Homer
im 75. Jahre; in Paris der Bildhauer Främiet im Alter
von 86 Jahren; in Berlin Prof. Waldemar Friedrich,
Senator der Berliner Akademie der Künste. Aus München
berichtet der Korrespondent der „B. Z. am Mittag":
Der Kunstmaler Ulfers, der im Alter von 56 Jahren ge-
storben ist, hatte feit langem, da seine Bilder gar keinen
oder nur einen so geringen Preis erzielten, der kaum die
Kosten für die Leinwand deckte, bittere Not gelitten.
Da Ulfers aus guter Familie war und stets eine gewisse
Anständigkeit im Auftreten bewahrte, ließen die „frommen"
Wohltätigkeitsanstalten, an die er sich in den letzten Tagen
aus Hunger um Nahrung wandte, seine Bitten un-
beachtet. Die eine wies ihn ab, weil er einen guten
Rock trug, eine andere gab ihm — zehn Pfennig und
mehrere fromme Schriften zum Lesen. Kl

— Aus Künstler- uncl Kunst-Vereinen

Berlin. Ein deutsches Volkstrachtenfest wird vom
„Deutschen Schriftstellerinnenbund" am 22. November im
Krollschen Etablissement veranstaltet. Kl
Köln. Der „Verband deutscher Kunstgewerbetreibender und
-Handwerker" hat seinen vierten Kongreß abgehalten. Ls
wurde beschlossen, der Regierung ein Gesuch zu unter-
breiten, in dem eine Abänderung des Eins ährig-Frei-
willigen-Privilegs vorgeschlagen wird, und zwar in der
Richtung, daß H and werkerschü lern mit vo llendetem
; 6. Lebensjahr, also nach Abschluß der Schulbildung,
das Linjährig-Freiwilligen-Zeugnis bewilligt wird. Die
heute schon bestehende Möglichkeit, auf Grund hervor-
ragender knnsthandwerklicher Leistungen das Einjährige zu
erreichen, solle erweitert werden. Man will dadurch ver-
meiden, daß bei dem allgemeinen Bestreben bürgerlicher
Familien, ihre Söhne mindestens bis zum Einjährigen zu
führen, der bessere Zuwachs aus bürgerlichen
Kreisen für das Handwerk derart spät in das prak-
tische Leben tritt, daß er für die Handwerkslehre bereits
zu alt ist. KI

Literatur

Meisterwerke religiöser Runst. Serie I: 6 Blätter alter
Meister in Aquarellgravüre mit erläuterndem Text von
Or. Johannes Damrich. München o. I., Verlag der
„Gesellschaft für christliche Kunst G. m. b. H." Serie II:
H Blätter neuer Meister usw. (ebenso). Format ca.
70:50 cm, in eleganter Mappe. Jede Serie 25 Mk.;
die Blätter auch einzeln käuflich.
Die „Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst" und
ihre technische sowie geschäftliche Stelle, die „Gesellschaft

für christliche Kunst G. m. b. H.", sind uns in VIII/Z5 vom
5t- Mai tyoq durch ihre „Konkurrenzen" bekannt geworden.
Inzwischen haben sie ihr Bestreben, gute religiöse Kunst
zu fördern und in weite Kreise zu tragen, auch durch Dar-
bietung farbiger Reproduktionen erweitert. Diese eignen
sich durch ihr Format (über q-o: zo cm auf größerem
Karton) nicht zum Buchgebrauch, sondern zum Mappen-
gebrauch und nötigenfalls auch zum Wandgebrauch. Fünf
wohlbekannte Klassiker des ausgehenden Mittelalters in
der ersten und drei minderbekannte, aber kenntniswürdige
Künstler aus unserer Zeit (Feuerstein, Kunz, Schleibner)
in der zweiten Serie sind mit Bedacht und Geschmack aus-
gewählt. Von der kräftigeren, sozusagen naiveren und
offeneren Farbengebung der Alten hebt sich die weichere,
jedoch raffiniertere und gleichsam verschleierte der Jungen
deutlich ab. Bei der Volksbildungsabsicht der Herausgabe
dieser Sammlung würde wohl eine ausführlichere Text-
begleitung empfehlenswert sein. Die bloße Versenkung des
Beschauers in den Eindrucksreiz der Bilder schützt doch zu
wenig vor Gleichstellung des Verschiedenartigen und hebt
jenen nicht über seine Passivität sowie über das vorwiegend
gegenständliche Interesse hinaus. Beides zu überwinden
ist aber gerade eine Hauptaufgabe solcher Bestrebungen,
auch wenn sie zugleich einem religiösen Interesse dienen
wollen — und dann erst recht. In Fachkreisen ermißt
man vielleicht doch nicht genügend die Notwendigkeit, den
Laien über seine primitive Verwechselung des Künstlerischen
mit anderem durch jegliches angemessene Mittel hinaus-
zuheben. Bekanntlich sträubt er sich gewöhnlich gegen die
Zumutung, Kunstleistungen als solche sehen und würdigen
zu lernen, und läßt sich nicht gern solche Wohltaten er-
weisen; nur ist dies kein Grund für die Berufenen, in der
Ausübung ihrer Pflicht nachzulassen, so nahe dies auch
liegt. In dem diesmal gegebenen Falle kommt noch hinzu,
daß alle zehn Bilder einander in der still-frommen Stim-
mung des Andachtsbildes, des „heiligen Genres", der
„santa conversaRone", sehr ähnlich sind. Wo alles welt-
fernen Frieden atmet, dort fehlt es an dem weiten Reich-
tum, den das Ineinanderdringen von Uebernatur und Natur
enthalten kann, und folglich auch an Gelegenheit, zu zeigen,
welchen breiten und tiefen Ausdruck diese Doppelwelt in
der Kunst finden kann. Möge beiden Serien so viel Erfolg
beschieden sein, daß der Verlag bald eine dritte Serie und
mit ihr eine Erweiterung der bisherigen Grenzen wagen
kann! Or. Hans Schmidkunz-Berlin-Halensee. Kl
Eduard Sack, Giambattista und Domenico Tiepolo, ihr
Leben und ihre Werke. Zwei Teile in einem Bande;
den zweiten Teil bildet das beschreibende Verzeichnis der
Gemälde, Handzeichnungen und Radierungen der beiden
Meister. Gr.-(puart, 36H S. Text mit 572 teils ganz-
seitigen Abbildungen in Autotypie und 20 Tafeln, davon
6 in Lichtdruck und in Tonätzung. In starkem Um-
schlag broschiert 75 Mk.; in Mriginalleinenband 80 Mk.;
in Ganzlederband 95 Mk. (Das Werk ist nur in einer
Auflage von 3;2 numerierten Exemplaren auf Kunst-
druckpapier hergestellt.) Hamburg, Verlag von H. v. Llar-
mann.
Der Verfasser, welcher das Studium der Werke Tiepolos
zu seinem Spezialgebiet gemacht hat, berücksichtigt nicht
nur die Fresken und Tafelbilder, sondern erstmalig auch das
reichhaltige Material der Handzeichnungen beider Meister
und sucht die Lntstehungszeit einiger ihrer Hauptwerke mit
Hilfe desselben festzulegen. Auch verschiedene, dem Giam-
battista zu Unrecht zugeschriebene oder abgesprochene Arbeiten
werden in gebührender weise gewürdigt und ihren rich-
tigen Schöpfern wieder zugewiesen. Besondere Beachtung
verdient in dieser Hinsicht die vom Verfasser ausführlich
begründete Zuschreibung eines bislang einem obskuren Mai-
länder fälschlich beigemessenen, für die Entstehung des
großen Frieses in der Rccaciemia zu Venedig bedeutsamen
und dessen Grundlage bildenden Gemäldes von der Hand
Giambattista Tiepolos. KI
 
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