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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 10.1910/​1911

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Redaktioneller Teil
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Berger, Ernst: Der Internationale Kunstkongreß Rom 1911
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Die Werkstatt der Kunst.

Heft 50

Ter-
min
Ausstellungen und Stipendien
(Alle näheren Auskünfte erteilt die Schriftleitung.)
-S!
«-
8
w.
Sept.
Schluß der V. Kunstausstellung des Kunst-
vereins für Kärnten in Klagenfurt.
22
l-
Okt.
Schluß der Großen Berliner Kunstausstellung
in Berlin.
22
Mitte
Schluß der großen Aquarellausstellung in
14
Okt.
Dresden (Brühlsche Terrasse).
17
Mitte
Okt.
Schluß der Kunstausstellung Darmstadt 1911
in Darmstadt.
26
15.
Okt.
Schluß der Ausstellung kirchlicher Kunst Schwa-
bens in Stuttgart.
21

!
Ter-
min
Ausstellungen und Stipendien
^Näh. heft
51.
Okt
Schluß der Internationalen Kunstausstellung
1911 in Rom.
IX
4
ZZ.
Okt.
Schluß der Kunstausstellung Baden-Baden.
II. Abteilung („Münchener Kunst", kor-
porative Beschickung).
20
22
Ende
Okt.
Schluß der Ausstellung in Darmstadt 1911.
Ende
Okt.
Schluß der Internationalen Ausstellung der
Secession in München.
22>
Ende
Okt.
Schluß der Jubiläumsausstellung der Münche-
ner Künstlergenossenschaft in München.
22

Redaktioneller Teil.
Oer Internationale llunktkongrek kiom 1911

Der Vertreter unserer Zeitschrift, Herr Ernst
Berger, sendet uns folgenden Bericht:
Rom, 10. April 1911.
Die Tage des Kongresses sind vorüber, die Feste sind
verrauscht, die zu Arbeit und Genuß eine Woche lang die
„Kongressisti" in der ewigen Stadt zusammengeführt hatten.
Und es gab nicht viel weniger zu arbeiten als zu genießen,
einesteils, weil das Programm sehr umfangreich war,
anderenteils, weil in Rom immer vieles zu sehen ist. Ganz
besonders wird der zum ersten Male die durch tausend-
jährige Erinnerungen geweihten Stätten Betretende durch
die Ueberfülle der auf ihn einstürmenden Eindrücke ver-
wirrt, um so mehr, wenn die sprichwörtliche Gastlichkeit
und Zuvorkommenheit der Römer noch das ihrige tun,
den Fremden qefällig zu sein und zu bieten, was in ihrer
Macht steht.
Daran hat es die Kongreßleitung wahrlich nicht fehlen
lassen! Schon das Frühstück in den Ruinen des Palatins
muß wegen der Eigenart der Umgebung allen Teilnehmern
unvergeßlich bleiben. Dazu kamen der Ausflug nach Tivoli,
der Besuch der Diokletians-Thermen, der Kunstausstellung,
der retrospektiven Ausstellung in der Lngelsburg, das große
Bankett im Tiergarten u. a., nicht zu vergessen der von
der Stadt den Teilnehmern gebotene Empfang auf dem
Kapitol: die berühmten Sammlungen im Konservatoren-
palast, des Kapitols selbst und des anstoßenden Palastes,
durch Gänge miteinander verbunden, boten im Glanz des
elektrischen Lichtes eine Fülle prächtiger Momente (obwohl,
wie ich gleich bemerken möchte, der kapitolinischen Venus
das weiche Oberlicht bei Tage besser „zu Gesicht" steht!),
blühende Blumen und Sträucher begrüßten die Gäste auf
den Treppen und aus den als Gardinieren verwendeten
altrömischen Sarkophagen. .
Das vollendetste aber an feinem Geschmack war das
Schlußfest, das die ^.ssociLzione urtisticm internationale
in ihren prächtigen Räumen der Via NarZutta, um die
jeder Künstlerverein sie beneiden könnte, ihren Gästen gab.
Ein wahrer Frühlingszauber erfüllte den großen, in grie-
chischem Stil gehaltenen Hauptraum, schöne Römerinnen
mit der bekannten „klassischen" Rackenlinie in prächtigen
Toiletten waren zahlreich zu schauen und auch dem pro-
saischer Angelegten boten die süßen Büffets, Sektbowlen,
Gelatis usw. oder die Bier- und Weinschenken genügender:
Genuß. Dem Vorstand der ^ssocüatione, Adolfo Äpol-
loni, zugleich Vorsitzender des vorbereitenden Ausschusses
des Kongresses, wurde auch allerseits Dank und Aner-
kennung zuteil.
Doch nun zum Kongreß selbst. In Gegenwart I. M.
des Königs und der Königin, begrüßt von den offiziellen

Vertretern der Regierung, dem Bürgermeister L. Nathan,
dem Präsidenten des Komitees für die Iubiläumsfeste,
Graf di San Martino, und unter dem Beifall der zahlreich
erschienenen Teilnehmer erfolgte die Eröffnung ain Z. April,
und daran anschließend begannen gleich die Arbeiten, die
Wahl des Vorsitzenden und der Ehren- und Vizepräsidenten,
unter denen die ersten Künstlernamen vertreten waren (von
Deutschen: Kampf, v. Stuck, Klinger). Kongreßleiter war
Ferd. Martini, ihm zur Seite D'Achiardr, General-
sekretär des vorbereitenden Ausschusses, dem die meiste
Arbeit zugeteilt war, Serra, G. Harm and, Mariani,
Arnelo, Papini u. a. In der I. Gruppe (Allgemeine
Bildungs- und Unterrichtsfragen) referierte Prof. Luigi
Giunti über „Die ästhetische Erziehung und den künstle-
rischen Unterricht in der Schule", ein von der Vereinigung
der Zeichenlehrer (^88vciu2ione AuRonale cle^Ii Inse^uanti
visEAno) zur Diskussion gestelltes Thema, dann trat Hugo
Ojetti für „Die neue Kunst und ihre geschichtliche Stel-
lung" ein, und Prof. Arturo Eolza behandelte die Wich-
tigkeit des „Kunstgeschichtlichen Unterrichts in den Lyzeen
und technischen Unlerrichtsanstalten".
Die Fragen des Kunstunterrichts wurden auch in
Gruppe II behandelt. A. Mercuri sprach über „Kunst-
industrieschulen in Verbindung mit dem allgemeinen künst-
lerischen Unterricht", „Ueber die Reformen des Zeichen-
unterrichts" G. Diericks, „Ueber die Empirie des archi-
tektonischen Zeichnens an den polytechnischen Anstalten"
L. Paterna-Badizzi-Neapel, im Anschluß daran kann
auch der Vortrag von Prof. Paul Rieß-Dessau über „Die
Geschmacksbildung des Kaufmanns" erwähnt werden, in
dem er die Notwendigkeit des Kunstunterrichts an den
Mittelschulen betonte und zu Schlüssen gelangte, die mit
denen unseres Münchener Schulreformers Kerschensteiner
in vielen Punkten übereinstimmen, sowie der mit Beifall
aufgenommene von Th. Knorr-Straßburg über „Geistige
Wechselbeziehungen zwischen Publikum und Künstlern".
Aber es kann nicht verschwiegen werden, daß diese in
deutscher Sprache gehaltenen Vorträge von den wenigsten
Kongressisten angehört wurden, und daß es in der Folge
sich doch empfehlen wird, Vorträge womöglich in der Sprache
des Landes zu halten, weil sonst die Anwesenden den Saal
verlassen, eine Diskussion aber vollständig ausgeschlossen
ist. Auf die allgemeine Einführung des Esperanto können wir
doch nicht hoffen! Für Mitteilungen, Diskussionen, Anträge
und Beschlüsse stand die Wahl zwischen Italienisch, Deutsch,
Englisch, Französisch und Spanisch frei, aber es wurde
dennoch fast ausschließlich italienisch und französisch ge-
sprochen, auch von den Spaniern, die mehrfach in den Ver-
handlungen das Wort ergriffen.
(Schluß folgt.)
 
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