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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 1
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Encke, Fritz: Gartenstudien aus Frankreich
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Hampel, Carl: Das Modell in der Gartenkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0018

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DIE GÄKTENKUNST

III, 1

Felsenanlagen gewesen ist. Der
Felsen- und Grottenbau steht in
Frankreich allgemein auf einer sehr
hohen Stufe. Sowohl die Gruppierung
natürlicher Steine alsauch die kiinst-
lich hergestellten Felsen sind äufserst
naturwahr. Am meisten flndet man die
Wiedergabe von Sandsteinbildungen,
wiesolchein so malerischer Weise z.B.
irn Walde von Fontainebleau an-
getroffen werden. Man wendet die
Felsen meist in zusammenhängenden
gröfseren Massen an, wodurcli der
sonst leicht entstehende spielerische
Bindruck vermieden wird. Die Abbil-
dung (Seite 11) zeigt eine Felspartie
im Boulogner Gehölze, über welche sich
ein Wasserfall ergiefst. Sie ist ein
Teil einer gröfseren Felsanlage mit
einer Grotte, auf steilen Stufen zu erklimmenden Fels-;
spitzen u. dergl. Eine besonders grofse künstlerische Grotte
befindet sich in den Buttes-Chaumont; sie erhält durch
einen Wassersturz erhöhten Reiz. Auch auf der Ausstellung
konnte man vorzüglich durchgefiihrte Felsenanlagen sehen,
von denen die von der Firma Combaz et Cie., Boulogne
sur Seine, hervorgehoben seien.

Betreffs der Formen und der Zusammensetzung der
Pflanzungen verweise ich auf meine früheren Ausfiihrungen,
dagegen mögen über die Blumenverwendung in den franzö-
sischen Gärten einige Worte hier Platz flnden. Der Reich-
tum der Blumen in den öffentlichen Pariser Anlagen ist
auffallend. Die Zusämmenstellung der auf den Beeten
nach Farben und Formen vereinigten Pflanzen ist vor-
züglich, sowohl in den bunten, vielfarbigen Gruppen
wie bei der Yerbindung einzelner Farben. Dagegen kann
man sich mit der Verteilung der Beete nicht immer ein-
verstanden erklären. Ein Blumenbeet flndet in Paris über-
all ein Plätzchen, gleichviel, ob es sich um eine reich
gehaltene Scenerie handelt, welche den künstlichen Ursprung
zur Schau trägt, oder ob man sich in einer Scene der
grofsen Landschaft beflndet, deren Vorzüg es ist, nattirlich
auszusehen. Überall trifft man ovale Blnmenbeete von einigen
Metern Durchmesser, welche, um dem Beschauer näher zu
sein, um Fufsbreite aus der Rasenumgebung emporschwellen.
Auch auf der Abbildung aus dem Boulogner Gehölze (S. 13)
sieht man ein derartiges Beet. Neben diesen ovalen Blumen-
gruppen sind bandartige Beete beliebt, welche die Gehölz-
gruppen der Parkanlagen einrahmen. Wenn hie und da
eine solche Rabatte auch gar nicht übel aussieht, so bewirkt
die häuflge Wiederholung dieser Anordnung, dafs die
Gehölzgruppen der lockeren Ränder verlustig gehen, welcho
in unseren Anlagen bei der Verwendung malerisch aus-
ladender Gehölze den Übergang der Pfianzungen in die
Rasenbahnen so schön gestalten.

Die reiche Ausschmückung der Gärten mit Blumen
zeigt_fdas Bestreben der französischen Gartenkunst, in
ihren landschaftlichen Werken die Natur durch die Pracht
der dekorativen Ausstattung zu übertreffen. Demselben

Gedanken entsprechen die zahlreichen,
in den öffentlichen Anlagen auf-
gestellten Werke derPlastik. Anderer-
seits lassen die Blumenanlagen wie
die Bildwerke erkennen, mit welchen
gewaltigen Geldmitteln hier gearbeitet
wird.

Schliefslich seidarauf hingewiesen,,
dafs in den vorliegenden Ausfüh-
rungen besonders das dem Deutschen
Auffallende zum Ausdruck gekommen
ist, dafs die Besprechung derjenigen
Eigentümlichkeiten am meisten Raum
gefunden hat, welche den Beifall
des Beobachters nicht hatten. Es sei
deshalb zum Schlusse der Gesamt-
eindruck der Pariser Gärten dahin
zusammengefafst, das durch alle, zu-
mal die städtischen St.rafsen-Anlagen
und die Waldparks ein grofser Zug hindurch geht. Sei es
der Geist Le Nötres, welcher hierin fortlebt, oder sei es die
flotte, auf das Grofse gerichtete Arbeitsweise des heutigen
Franzosen, welche auch in der Gartenkunst zum Ausdruck
kommt; jedenfalls tragen die gartenkiinstlerischenLeistungen
das Ihre bei zu der Schönheit der Weltstadt Paris.

Darstellung gartenkünstlerischer
Entwürfe.

Das Medell in der (tartenkunst.

Von Carl Hampel, Stadt-Garten-Direktor, Leipzig.

Aus den Protokollen des Vereins deutscher Garten-
künstler, sowie den danach erschienenen Artikeln in dieser
Zeitschrift iiber die Darstellung von Gärten in Modellen
wurde meine Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand hin
gelenkt und ich bestimmt, auch meine — wenn gleich
gänzlich abweichende - Meinung dazu zu äufsern.

Die Bildhauerei und auch die Architektur — nament-
lich die erstere — schaffen Modelle, um zuvor die Wirkung
ihrer Gebilde daran zu beurteilen resp. sie danach zu
formen. Es sind dies selbst schon Kunstwerke von oft
hohem Wert, die auch dem Laien das danach zu schaffende
Werk in packender und naturwahrster Nachbildung vor
Augen stellen. Er vermag aus dem Modell die Auffassung
und das Wollen des schaffenden kiinstlerischen Geistes
ganz zu erkennen und sich deshalb auch eine Vorstellung
von dem vollendeten Werke zu machen.

Aber alle diese Werke werden auf einer verhältnis-
mäfsig kleinen Grundfläche aufgebaut, ihre Whrkung wird
aus ihrem vertikalen Aufbau bedingt und in Verbindung
mit einem sorgfältig ausgearbeiteten Grundrifs unterstützt.
Das ganze Werk läfst sich im Aufrifs vollkommen über-
sehen, es bedingt nur eine Änderung des Standpunktes,
durch Umgehen, um die vom ersten Standpunkt rechts
odor links wie dahinter liegenden Seiten betrachten zu

Teicbform in den „Buttes-Chaumont“.
Aus „Alphand, l’art des jardins“.
 
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