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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 9
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Clemen, Emil: Der König Albert-Park zu Dresden und seine Entwickelung
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Balke, W.: Der Schloßpark zu Groß-Rinnersdorf in Schlesien
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0192

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178

DIE GARTENKÜNST

III, 9

Königstochter in dem bekannten deutschen Volksmärchen
endlich den wohlverdienten Sieg davontragen möge. Zu-
nächst dürfte es wohl billig und recht sein, dafs man den
an erster Stelle dazu berufenen Stadtgartendirektor Dresdens
endlich einmal zu Worte kommen lasse. B. Clemen.

Der Schlofspark zu Grofs-Rmncrsdorf' in Schlesien.

Von W. Balke, Öbergärtner, Grofs-Einnersdorf.

Es ist eine nicht abzuleugnende Thatsache, dafs in
neuerer Zeit die Gartenkunst auf dem Lande nicht gleichen
Schritt gehalten hat mit den oft grofsartigen Leistungen
vieler deutschen Städte. Wir haben oft dort, wo vor
wenigen Jahren noch alte Mauern, Gräben und Wälle die
Städte umrahmten, heute ein ganz anderes Bild, so dafs
Auge und Herz erfreut wird durch schöne, freundlich an-
gelegte Gärten, wo alt und jung gern weilt und Freude,
Erholung und Belehrung findet. Sehr mit Recht ist manche
Stadt stolz auf ihre gärtnerischen Anlagen. Grofse Summen
werden jährlich aufgewendet zur Instandhaltung und zur
Erweiterung derselben, denn eine Stadt mit freundlichen
Anlagen wird immer den Vorzug erhalten vor einer solchen,
die dergleichen nicht aufzuweisen hat.

Ganz anders steht es nun heute mit den Herrschafts-
gärtnereien auf dem Lande. Wenn ja wohl auch noch
einige alte Standesherrschaften vorhanden sind, deren
Namen in Gärtner- und Gartenliebhaberkreisen einen guten
Klang behalten haben, so ist es im allgemeinen doch recht
auffällig, dafs frühere Generationen oft viel mehr Sinn für
vornehme Ausgestaltung des Stammsitzes ihrer Familien
hatten, als es heutzutage der Fall ist. Es wurden meist
keine Kosten und Schwierigkeiten gescheut um etwas
wirklich Grofsartiges zu schaffen, und wenn wir heute im
Schatten alter Bäume einhergehen oder staunend und
bewundernd uralte prächtige Baumriesen betrachten, so
gedenken wir derer gern und dankbaren Herzens, welche
die Bäume gepflanzt, deren Scbatten uns jetzt erquickt und
deren Anblick uns so erfreut. Hätten diejenigen, deren
Leib nun schon längst Staub geworden, sich wohl ein
besseres, dauernderesodersinnigeresDenkmal setzen können,
als diese erhabenen Bäume? Seien es nun Eichen oder
Buchen, Ulmen oder Linden, Tannen oder Fichten, jeder
alte Baum bringt uns Grüfse aus längst vergangener Zeit
und von Menschenkindern, die so treu und liebevoll schon
für uns gesorgt.

Die Ursachen, warum wohl jetzt auf den herrschaft-
lichen Landgütern so selten neue grofse Gärten angelegt
werden, will ich weiter nicht zu ergründen suchen. Ob
pekuniäre Verhältnisse, ob Mangel an Schönheitssinn oder
weniger Liebe und Fiirsorge für kommende Geschlechter
schuld daran sind, mag dahingestellt bleiben, doch steht
dieses Eine fest, dafs selbst da, wo noch Herrschafsgärten
auf dem Lande sind, diese sehr einer Noubelebung und
Reform bedürfen.

Wie traurig wird uns zu Mute wenn wir manchen
alten herrschaftlichen Landsitz betreten, dem man an-
merkt, dafs einst Wohlstand hier geherrscht und dafs einst

mit Liebe und Hingabe hier gearbeitet worden ist. Doch
jetzt ist der Hof verwachsen und die Gebäude sehen un-
sauber, oft sogar baufällig aus. Im Garten legen sowohl
alte ungepflegte Obst- und Parkbäume, wie auch ver-
wilderte Strauchpartien, mit Rasen bewachsene Wege und
versumpfte Teiche Zeugnis davon ab, dafs wohl frühere
Geschlechter ihre Schuldigkeit gethan, aber die jetzige
Generation nicht einmal Lust hat, das zu erhalten und zu
pflegen, was die Vorfahren angelegt haben, geschweige
denn die Anlagen um ihren Wohnsitz zu verschönern oder
gar zu erweitern. Man kann hier wohl mit Recht sagen:
Es sind nur noch traurige Überreste einer ehemaligen
Horrlichkeit vorhanden. Was für einen trostlosen und
schwermütigen Eindruck macht doch solch ein Landsitz!

Wie ganz anders dagegen ist der Eindruck und wie
heimelt es uns an, wenn wir auf eine Besitzung kommen,
wo man auf den ersten Blick sieht, dafs etwas daran ge-
than wird, wo man sieht, dafs das, was die Alten uns
vermacht, nicht nur geachtet und erhalten, sondern auch
gepflegt, verbessert und erweitert wird. Gott sei Dank,
dafs es heute auch noch solche Landsitze giebt, wo mit
Lust und Liebe an deren Verschönerung gearbeitet wird.

Ich möchte von einer solchen Besitzung heute be-
richten, die, als sie vor sechs Jahren in die Hände seines
jetzigen Besitzers gelangte, nicht gerade herrschaftlich
genannt zu werden verdiente, die aber dureh Verständnis
und Hingebung, sowie durch zielbewufstes stufenweises
Vorgehen und durch den ausgeprägten Ordnungs- und
Schönheitssinn seines Besitzers jetzt zu einem wirklich
freundlichen und vornehmen Herrschaftssitz umgestaltet
worden ist.

In dem Regierungsbezirk Liegnitz, an der Bahn zwischen
Liegnitz und Glogau, liegt in der Nähe der freundlichen
Garnisonstadt Lüben das Landgut Grofs-Rinnersdorf, dem
Grafen Friedrich von der Asseburg gehörend. Steigt
man auf dem neuen, nett und freundlich angelegten Bahn-
hof aus und geht in westlicher Richtung durch das lang-
gestreckte, nicht besonders schöne schlesische Dorf, so
kommt man direkt auf den grofsen sauberen Wirtschaftshof
mit seinern gut in Putz und Anstrich gehaltenen Gebäuden.
Eine aus roten Ziegelsteinen neu aufgeführte zierliche
Mauer trennt den Wirtschaftshof vom Park. Tritt man
von hier aus durch das hohe eiserne Einfahrtsthor, welches
mit dem Wappen des Besitzers verziert ist, in den Park
und geht zunächst gerade aus, so sieht man bald zur
rechten Hand das im Renaissance-Stil erbaute und von
Professor Haupt-Hannover von Grund aus renovierte
Schlofs. Es ist zweistöckig gebaut und macht mit seinen
Balkons nnd Mansarden sowie mit seinen mit Stuccatur
reich geschmiickten Giebeln einen freundlichen, vorneh-
men Eindruck, der dadurch noch erhöht wird, dafs
die Wände mit verschiedenen Schlinggewächsen bekleidet
sind; besonders gewähren die japanischen Kletterrosen in
ihrem überreichen ßlütenschmuck einen recht malerischen
Anblick.

Ehe wir nun die Besichtigung des Parkes beginnen,
sei noch erwähnt, dafs die natürliche Lage sowie das
Vorhandensein einer Anzahl alter Bäume und Sträucher
 
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