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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 11
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Olbrich, Stephan: Über die besten ausdauernden Kletterpflanzen, [3]
DOI Artikel:
Juraß, Paul: Herbstfärbung an Laubgehölzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0235

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2l8

DIE GARTENKUNSl' III, 11

son Rambler erschienenen 3 Grazien: Aglaia, Thalia und
Ruphrosyne kamen gerade noch zur rechten Zeit, um mit-
laufen zu können; davon ist erstere als gelb, die zvveite
als weifs noch ganz recht, die dritte mit ihrer blafsrosa
Parbe ist vollständig zu entbehren. Mit der Sucht nach
neuen Schlingrosen auf Konto der Crimson Rambler hat
auch die absolute Winterhärte derseiben immer mehr und
mehr eingebüfst, was unsere alten Sorten so unbeschränkt
beliebt gemacht hat. Man mufs daher bei Verwendung
von Schlingrosen an der Hand der vorliegenden Plätze in
Bezug auf günstige oder ungiinstige Lage stets die dazu
geeigneten Sorten auswählen, wenn man den beabsichtigten
Zweck erreichen will. Pür ganz sonnige, warme Lagen
an Mauern und Häusern können wir mit grofsem Vorteil
die vielen sehr lange Triebe entwickelnden Thee- oder
Noisetterosen, welche doch auch den Vorteil des Remon-
tierens besitzen, verwenden. Bs kann z. B. in solchen
Lagen eine Reve d’or ganz gut 10 m hohe Wandflächen
bedecken. An solch günstigen Plätzen ist auch die noch
wenig bekannte Cramoisi superieur grimpant eine prächtige
Erscheinung. Ihre- tiefschwarzroten, grofsen, gut gefiillten
Blumen, welche, wie bei allen Bengalrosen-Sorten, in grofsen
Massen erscheinen, machen mit dem rötlichgrünen, feinen
Laubwerk zusammen einen ungeahnten Rflekt, ebenso wie
Crimson Rambler, nur in anderer Weise. Auch die Bengal-
rose „Empress of China“ ist sehr geeignet als Schlingrose
in günstigen Lagen. Sie rnacht Triebe bis 4 m in einem
Jahre. Die Blüten haben die Parbe der gewöhnlichen
Monatsrose, erscheinen aber in ungeahnter Zalil und sehr
anhaltend.

Die wirklich winterharten Schlingrosen, welche zwar
in ihrer Schönheit manchmal den neueren etwas nach-
stehen, werden aber irn grofsen und ganzen doch stets die
Hauptsache bilden, weil wir unendlich mehr unglinstigere
Lagen und Plätze, als klimatisch bevorzugte besitzen.

Von den absolut winterharten Schlingrosen nenne ich
folgende als erprobt:

Amadis, leuchtend karmin, Beauty of the prairies,
dunkelrosa, Cameleon, dunkelrosa mit wenig Stacheln, Ca-
lypso, hellrot, fast stachellos, Carnea grandiflora, rosa,
Dame blanche, reinweifs, kleinblumig, dicht gefüllt, Felicite
et Perpetue, fleischfarbig weifs, dicht gefiillt, etwas später
als vorstehende bliihend (gerade mit Crimson Rambler zu-
sammen). Diese Sorte ist in den letzteren Jahren von Orleans
aus als „Rambler blanc“ neu aufgefrischt worden. Inermis
Morletti (Ml?IA Sancy de Parabere) ist ganz ohne Dornen,
leuchtend rosa. Ruga, reinweifs, bildet besonders lange
und feine Ranken, die fiir Pestons geeignet sind. Russelliana,
dunkelkarminrot, stark holzig, Setigera einfach, in Biischeln
blühend, lebhaft dunkelrosa mit hellerem Centrum, bliilit
erst im Juli, wenn andere Schlirigrosen schon längst ab-
geblüht haben und ist deshalb um so wertvoller. Nicht
unerwähnt sollen die verschiedenen Rosa Wichuraiana-
Varietäten bleiben, welche sich ihrer dünnen Zweige wegen
ebenfalls sehr gut für Pestons eignen.

Erwähnen möchte ich nur noch die verschiedenen
Vitis, wie: amurensis, riparia, Coignetiae, Labrusca und
andere, welche sich für Bekleidung hoher Gegenstände

sehr gut eignen, wenn nicht unsere efsbaren Traubensorten
von Vitis vinifera angewendet werden sollen.

Wenn ich mit Erwähnung der besten und erprobten,
ausdauernden Kletterpflanzen einen kleinen Beitrag zu ihrer
geeigneteren Verwendung geleistet habe, so wäre der Zweck
meiner Zeilen erfüllt.

Herbstfärbung an Laubgeliölzen.

Im Herbst, wenn die Vegetation der Bäume und Sträucher
in den Ruhestand tritt, dann kommt bei einigen Arten die
wunderschöne Herbstfärbung der Blätter zur Geltung. Vor
allen Dingen sind es die nordamerikanischen Baumarten,
die sich durch mannigfaltige Pärbung der Blätter im Herbst
auszeichnen. Welch wunderbar schönen Anblick mufs es
gewähren, einen ganzen Wald der amerikanischen Eichen
in seiner Herbstfärbung zu sehen.

Hier in Deutschland komrnt nicht jeden Herbst diese
schöne Pärbung der Blätter zur Geltung, weil meist im
Herbst nasses Wetter anhält und dann oft zu früh die
starken Nachtfröste eintreten, wodurch die Blätter bald ab-
fallen. Haben wir aber einen trocknen Herbst bis in den
November hinein, dann können wir aucli die Pracht der
farbenreichen Herbstfärbung bewundern.

In folgendem seien die Bäume und Sträucher mit der
schönsten Herbstfärbung der Belaubung erwähnt.

In erster Linie kommen wohl die Eichen der neuen
Welt in Betracht.

Quercus alba und alba elongata. Beide Sorten
werden grofse Bäume und sind im Herbst mit der violett-
roten Belaubung eine hiibsche Zierde für jeden Park und
Garten. Auch als Pyramide gezogen, einzeln oder zu Gruppen
vereinigt, auf gröfseren Rasenflächen angepflanzt, sind diese
beiden Eichen von hohem Zierwert.

Quercus coccinea. Die Scharlacheiche. In Nord-
amerika ganze Wä.lder bildend. Belaubung' mehr einge-
schnitten wie bei Quercus rubra. Die Blätter färben sich
bei günstigem Herbstwetter blutrot. Diese Art ist vielfacli
in den Gärten nicht echt anzutreflen, meist ist es Quercus
rubra, die man darunter antrtfft. Der Baurn bildet etwas
unregelmäfsige Kronen. Ist am besten nur als Hochstamm
anzupflanzen.

Quercus rubra. Der Baum wächst sehr kräftig,
bildet auch besser geformte Kronen als Qu. coccinea, ist
daher ein ganz vorziiglicher Alleebaum. Belaubung sehr
grols, spitzlappig, im Herbst sich orangegelb oder rot färbend.
Zur Bepflanzung von Alleen in gröfseren Parks gut geeignet
und im Herbst eine hübsche Zierde durch die Pärbung der
Blätter. Quercus rubra läfst sich auch in Pyramidenform
gut ziehen, und kann so als Einzelpflanze gut Verwendung
flnden.

Quercus tinctoria. Eine derschönstenamorikanischen
Eichen. Die stumpflappigen grofsen Biätter sind oberseits
glänzend dunkelgrün, unterseits zimmtig berostet, was bei
alten Blättern aber fast ganz verschwindet. Im Herbst
färben sich die Blätter orangerot, oft blutrot. Diese Eiclie
ist noch wenig verbreitet, oft trifft man in den Gärten
unter diesem Narnen Qu. rubra an. Qu. tinctoria ist sehr
gut als Alleebaum zu verwenden.
 
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