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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 12
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Zimmermann, Wilhelm; Trip, Julius [Hrsg.]; Schall, H. [Hrsg.]: Die königlichen Gärten Oberbayerns in kunstgeschichtlicher und kritischer Beleuchtung, [2]
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Fintelmann, Axel: Innere und äußere Dekoration der Ausstellungs-Gebäude der Pariser Weltausstellung sowie über die Gartenanlagen der Stadt Paris und deren Stadtgärtnerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0249

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232

DIE GAKTENKUNST

III, 12

Immerhin bleibt es unverständlich, wie H. Jäger in
„Gartenkunst und Gärten sonst und jetzt“, S. 384 iiber
diese „Hügelchen und Thälchen“ leichthin aburteilt, und
ich glaube, dafs kein Vorwurf hier unzutreffender ist, als
der der Spielerei. Bei etwas gründlicherer Besichtigung
wird man flnden, dafs von „Hügelchen“ schon deshalb
nicht geredet werden kann, weil sämtliche Erhebungen
einen streng-architektonischen Charakter tragen. Zwei von
ihnen sind Aufstellungsplätze fiir Denkmäler mit Rampen
und Preitreppen. Die westliche Höhe dient einem impo-
santen Brunnenaufbau*) zur Basis, während die östliche
einen thorartigen Treillage-Pavillon zu tragen bestimmt ist,
der einerseits einen Durchblick in die Anlage, andererseits
auch den zu Piifsen gedachten zweit.en Springbrunnen ge-
währt hätte. Dafs diese Erhebungen rückwärts zum Innern
der Gartenanlage in ganz meisterhaft durchgeführtem
Terrainwurf gegen das umgebende Niveau ausschwingen,
ist ein Vorzug, der da beweist, wie sehr Effner die An-
gliederung architektonischer Gartenteile an den natürlichen
Garten beherrschte. Es thut dieser meiner warmen Aner-
kennung wenig Abbrucli, wenn ich zugestehe, dafs mir
von den beiden Hälften dieser Anlage die sanfter gemul-
dete westliche noch mehr zusagt, als die östliche, einmal
da es schier unmöglich, dafs alle Teile eines grofsen Ganzen
die gleiche Wohlgelungenheit aufweisen und iiberdies bei
der Bevorzugung der einen oder der andern Partie indivi-
duelle Empfindungen mitsprechen dürfen.**)

Ehe diese allgemeinen Betrachtungen abschliefsen,
weise ich gerne auf die vor einigen Jahren erschienene
kleine Sittenschilderung Aifred Lichtwarks „das Makart-
bouquet“ hin, in der unter anderen anziehenden Plau-
dereien über modernen Geschmack eine etwas exaltierte
Verherrlichung des alten, Blumen und Gemüse vereinigen-
den Pastorgartens mit seinen buxgefafsten Wegen enthalten
ist. Es ist hier selbstverständlich ein in elementarer
Einfachheit symmetrisch angeordneter Garten gemeiiR
im Gegensatz zu den entsetzlichen, aus verbogenen kreis-,
nieren- und herzförmigen Beeten zusammengeflickten,
welche die Scheu vor der geraden Linie zur Grofseltern-
zeit entstehen liefs. Die Fülle der hier sich drängenden
Perennen und Sommerblumen führt den Autor dazu, die
heute wieder erwachte Preude an der Parbe als lioch-
zuschätzende Errungenschaft nach langem Verkanntsein
derselben zu preisen.

Es haben sich wohl schon viele Pachleute und noch
mehr Blumenfreunde nach dem ungebundenen fröhlich-
farbigen Durcheinander der gesamten uns zu Gebote stehen-
den Blumenwelt gesehnt, welche es der Hausfrau sogar
gestattet, einige Blumen zu pflücken und ins Glas zu
stellen, Geliiste, die während der Alleinherrschaft der Pelar-
gonien und Teppichbeete ertötet waren. So sehr ich
diesen Wunsch teile, befürchte ich, dafs man nicht so
leicht zur rechten Preude an der Verwirklichung desselben
kommen wird. Wenn der Garten dieser neu gestellten
Aufgabe gemäfs einen üppig farbenprächtigen Schmuck

*) Bereits durchgeführt, siehe Gartenkunst Jhrg. 1899 pag. 181. Scli.

-•x’) Diese Anlagen sind im Besitze der Stadt, und es trat Effner hier,
wie vielfach sonst, als privater Gartenkünstler in Thätigkeit.

ununterbrochen zeigen soll, wird sich herausstellen,
dafs hierzu ein gröfserer gärtnerischer Apparat nötig ist,
als ihn ein Hausgärtchen beherbergen kann und der Be-
sitzer bezahlen will. Ohne dauernde Pürsorge zeigt der
Blumenreigen nicht nur sehr bald zahllose Lücken, sondern
noch schlimmer — eine greüliche Unordnung, welche ferne
zu halten zu den ersten Aufgaben gehört.

(Wird im nächsten Jahrgange fortgesetzt.)

Reiseberichte.

Imiere und äufsere Dekoration der Ausstelliuigs-Gebäude
der Pariser Weltausstellung
sowie iiber die (fartenanlageii der Stadt Paris und
deren Stadtgärtnerei.

Von A. Fintelmann, Städt. Garteninspektox-, Berlin.

(SchluCs.)

Mit einer Mittelpromenade, also diese beiderseits von
einem Pahrdamm begleitet, erscheinen die Rue de Mont-
souris, nach dem Parc de Montsouris hinausführend; die
Boulevards St. Germain, de la Vilette, de Menilmontant, de
Charonne und Avenue de Segur, von denen die beiden
ersteren mit je zwei, die letztgenannten dagegen mit je
vier Reihen Bäumen bepflanzt sind.

Eine stattliche Breite, ca. 70—80 m haben die nach
dem im Osten der Stadt gelegenen Bois de Vincennes
führende Strafse Cours de Vincennes und im Westen der
Stadt die die Verlängerung der Avenue des Champs
Elysees bildende Avenue de la Grande armee; beide haben
je drei Pahrdämme und zwei mit je 2 Reihen Bäume
beflanzte Promenaden.

Die Gelegenheit zur Anpflanzung von Bäumen, welche,
wenn auch in bescheidenerem Umfange, auch auf den
Biirgersteigen, hier in einer Reihe, dort in zwei Reihen
auf jeder Strafsenseite — so auf den Boulevards Haus-
mann, Raspail, St. Germain, de la Vilette, du Marigny
u. a. — angepflanzt sind, ist, wie aus vorstehendem er-
sehen werden mag, eine ziemlich mannigfaltige und damit
sowohl, als auch durch die Benutzung abweichender Arten
und Pormen von Bäumen ein wirksames Mittel geboten,
abwechselungsreiche Spaziergänge innerhalb der Stadt zu
schaffen.

Diese erhalten dadurch noch einen besonderen Reiz,
dal's mit dem Namen der Boulevards und der Avenuen
auch die verwendeten Baumarten wechseln, so dafs ein
Baumkenner nicht allein, sondern jeder aufmerksame
Spaziergänger überhaupt sogleich bemerken kann, dafs er
sich auf einem andern Boulevard etc., beflndet, auch wenn
dieser die Fortsetzung des vorhergehenden bildet; so
Boulevard de la Madeleine, des Capucines, des Italiens,
Montmartre, Poissonniere u. s. w. Hierzu kommt noch,
dafs im Innern der Stadt die Promenaden längs der Bürger-
steige sehr häuflg zum Ausgleich abweichender Breiten-
verhältnisse einzelner Strafsenzüge benutzt und ver-
 
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