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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 6
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Schoch, Gottlieb: Das Gehölzmaterial des Gartenkünstlers, 1
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Fetisch, Karl: Einige Vorschläge zur schnelleren Entwickelung unserer Obstbäume
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122

DIE GAßTENKUNST

III, 6

Bergen auftreten. Das untere Bodethal im Harz mit seinem
urwiichsigen Bestand weist fast sämtliche Gehölzformon
Mitteldeutschlands auf. Die Übergänge in der natürlichen
Verbreitung der Holzgewächse sind so allmähliche, dafs
die in der Aufzählung Meyers getrennten Pormen auf
weiten Strecken noch vereint auftreten.

Pür Meyer selbst mit seiner Absicht, die Lehre der
Gartenkunst wissenschaftlich zu bogründen, wraren diese
Vorschriften noch nicht solcho hemmenden Pesseln, wie
für seine Schüler. Er war in der Lenneschen Schule ge-
bildet und dadurch gewöhnt, der einzelnen Gehölzform
Raum zu gewähren, sie breit zu verwcnden. Dadurch blieb
er dauernd gewöhnt, ihr ßedeutung beizumessen. Sodann
stand er iiber seinen Grundsätzen: es kam ihm nicht dar-
auf an, gegen sie zu verstofsen. Anders verhielt es sich
mit seinen Schülern. Sie wufsten mit der grundlegenden
Vorschrift der Anordnung nach Vegetationscharakteren
nichts anzufangen, weil sie ganz unkünstlerisch war und
keine Vorstellungen in ihnen enveckten, die beim Bilden
leiten konnten. Als Polge sehen wir heute bei vielen selbst
hervorragenden Schülern Meyers, dafs der einzelne Ge-
hölzcharakter ganz vernachlässigt wird. Sie verzichten
von vornherein auf die Mitwirkung eines so wichtigen und
wesentlichen Hilfsmittels, das unseren Werken Ruhe und
Gröfse verleiht, und mindern dadurch den Wert ihrer
Schöpfungen ganz bedeutend herab.

Die Zahl der Gehölze, welche wir in unseren Park-
anlagen verwenden könnten, hat seit den ersten Versuchen
irn neuen landschaftlichen Gartenstil ganz gewaltig zuge-
nommen. Durch Neueinführung und Neuzüchtung stehen
uns statt Hunderten jetzt Tausende verschiedener Pormen
zur Verfügung.

Während Skell noch ganz gut mit seiner einfachen
Einteilung nach der Gröfse auskommen konnte, reicht diese
allein heutzutage nicht mehr aus. Der Gartenkiinstler
mufs daher eine andere iibersichtliche Ordnung für sein
Material sich bilden, um es zu beherrschen und es in
seiner ganzen reichen Pülle zur Geltung zu bringen. Pehlt
diese Ordnung und Sichtung, so wird der Gartenkünstler
entweder verleitet, nur einen beschränkten, ihm gerade
bekannten Kreis von Formen zu verwenden, oder in den
entgegengesetzten Pehler zu verfallen und durch Überftille
verschiedener Pormen seine Schöpfungen zu botanischen
Gärten zu machen. Beide Richtungen, einseitig befolgt,
sind entschieden fehlerhaft und zu verwerfen.

Der Gartenkiinstler soll nach der beabsichtigten Wirkung
seine Pormon auswählen aus dem ganzen ihm zur Ver-
ftigung stehenden Kreise. Da seinem Gedächtnis allein die
Ftille derselben nicht nahe sein kann, so dient die not-
wendige Sichtung zu einer Unterstützung desselben und
setzt ihn in den Stand, das für den vorliegenden Zweck
jedesmal Passende auszuwählen.

Obstbau.

Einige Vorschläge zur sehnelleren Entwickelnng unserer
Obstbäume.

Von Carl Petiseh, Kreisobstbautechniker,
Oppenheim, Rheinhessen.

Dank den Unterstützungen seitens der Regierungen und
vieler Behörden, sowie den thatkräftigen Bemtihungen
zahlreicher Fachvereine und nicht zum mindesten auch
des deutschen Pomologenvereins sind in den letzten
Decennien eine stattliche Anzahl junger Obstbäume sowohl
von Vereinswegen als auch durch Private angepflanzt
worden. Bs darf daher wolil erwartet werden, dafs bei
weiterem sachgemäfsen Ausbau dor Obstkulturen wir doch
allmählich in den Stand gesetzt werden, die ausländische
Konkurrenz, wenn auch nicht zu unterdrücken, so doch
einzuschränken. Ehe dieses Ziel erreicht wird, wird
allerdings' noch eine Reihe von Jahren vergehen und
während dieser Zeit gilt es, das Interesse ftir Obstbau
nicht einschlafen zu lassen, sondern es in den weitesten
Schichten der Bevölkerung zu heben und vor allen Dingen
zu neuen Anpflanzungen aufzumuntern.

Bei dem heute im allgemeinen üblichen Verfahren der
Behandlung der jungen Bäume dauert es aber ziemlich
lange, ehe dieselben zur Tragbarkeit gelangen. Es sollte
deshalb die Sorge eines jeden intelligenten Obstzüchters
sein, durch geeignete Mittel zu erwirken, die Bäume mög-
liohst rasch zu tragbaren Exemplaren zu erziehen. In
welcher Weise dies zu geschehen hat, soll versucht werden
im nachstehenden zu erklären.

Dafs ein schöner gesunder Baum mit reichlicher Be-
wurzelung die beste Garantie für das Anwachsen und
Weitergedeihen bietet, ist bekannt und braucht daher nur
beiläufig erwähnt zu werden. Eine fernere Gewähr für die
günstige Weiterentwickelung eines jungen Baumes bietet
uns aber eine sorgfältig ausgefiihrte Boden-
lockerung. Wohl hat man auch schon in dieser Rich-
tung viele Vorschläge gemacht und eine Normalpflanzgrube
von 1 m Tiefe bei 1 m Breite im Geviert angenommen;
indes jeder einsichtsvolle Obstzüchter wird wohl einsehen,
dafs eine derartige Bodenlockerung nur für äufserst günstige
Bodenverhältnisse geniigend ist, im allgemeinen aber den
Bedürfnissen der Wurzeln kaum entsprechen dürfte. Mit
Pflanzgruben von noch geringerem Umfange, wie sie so
oft in Anwendnng gebracht werden, ist aber erst recht
nichts erreicht, weil hier die Wurzeln eingezwängt werden
wie in einem Blumentopfe oder Pflanzenkübel. Die Bäume
werden wohl anwachsen und sich bei günstiger Witterung
in den ersten Jahren auch zur Zufriedenheit entfalten, so-
bald jedoch die Wurzeln mit den Wandungen der Pflanz-
grube in Berührung komrnen, tritt eine Stockung im Wachs-
tum ein, weil das feste Erdreich ein rasches Weiterwachsen
der Wurzeln verhindert. Das Ergebnis zeigt sich nun in
der Krone. Das Holzwachstum läfst nach, es bilden sich
Blütenknospen und vorzeitiger Fruchtansatz. In Verbin-
dung mit dieser Erscheinung tritt auch eine Verhärtung
der Rinde ein, das Bäumchen kränkelt und ist im Alter
 
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