Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 3.1901

DOI Heft:
Nr. 10
DOI Artikel:
Schröder, ...; Jung, Hermann Robert: Die Mainau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0203

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
III, 10

DIE GARTENKUNST

18$

Deutsche Gärten in Wort und Bild.

Die Insel Mainau im Bodensee.

Kirohe. SchloCs.

Die Maiuau.

(Hierzu 2 Pläne und 5 Ansichten.)

.Das Land der Allemannen, mit seiner Berge Schnee,

Mit seinem blauen Auge, dem hlaren Bodensee,

Mit seinen hlonden Haaren, dem Ahrenschmuck der Au’n,
Becht wie ein deutsches Antiitz, ist solches Land zu schau’n.

(Gustav Schwab.)

„Mainau, du Perle.des Bodensees, geküfst vom Sonnen-
glanz idyllischer Schönheit, du liebliche Mainau“, — so
begriifst Scheffel dieses Fleckchen Brde, das als grünes
Eiland, gleichsam wie eine verzauberte Insel, die Gestade
des schwäbischen Meeres schmückt. Sanft steigen die
Ufer aus dem klaren See empor, an den Hängen gruppieren
sich Obst- und Waldbäume freundlich unter einander;
zwischen dem bald helleren, bald dunkleren Grün des Laub-
und Nadelwaldes iugen ehrwürdige, altersgraue Zeugen
längst dahin geschwundener Zeiten hervor—Türme, Mauern,
Bastionen — umwoben von der Poesie vergangener Jahr-
hunderte. Würdevoll ragt das Schlofs iiber die Baum-
wipfel empor, derselbe Bau, den der Hoch- und Deutsch-
meister des Deutschherren-Ordens, der prachtliebende Kölner
Kurfürst Clemens August durch Johann Kaspar Bagnato
um 1746 errichten liefs. Auf der breiten Schlofsterrasse
zeigen sich Menschen, —nicht mehr jene ernst biickenden
mönchischen Ritter im dunkeln Ordensgewande mit dern
weifsen Kreuz, — nein, es sind heiter iachende und spie-
lende Kinder, stolze Kavaliere und schöne Frauen, oftmals
Könige, Fürsten und Prinzen, denn das reizvolle Tusculum
des Grofsherzogs von Baden zieht alljährlich manch ge-
kröntes Haupt zu Gaste hefan. Die schönste und um-
fassendste Aussicht bietet sich vom Schlofsbalkon; von

hier aus blickt das Auge weit hinaus über den See auf
die gegentiber liegenden Ufer und deren malerischen Hinter-
grund. Links gegen Norden ziehen sich die weifsen Fels-
hänge ober- und unterhalb Sipplingens dahin, auf ihnen
liegt der Haldenhof und die Burgruine des liederreichen
Minnesängers Burkhard von Hohenfels. Höher am See
hinauf zeigt sich die alte Reichsstadt Überiingen, uianches
Schlofs, manch freundliche Ortschaft reiht sich in buntem
reichen Kranz an die fernen Höhenztige an. Im Osten grüfst
vom Rande des Sees das reizend gelegene Bregenz herüber; in
weiterer Ferne erheben sich in stolzer Majestät die Fürsten
derGebirgswelt, eine langgestreckte Alpenkette derSchweizer
und Tiroler Bergesriesen, deren gigantische Schneekronen
sich in scharfer Gliederung 'am Horizont abheben.

Die Insel Mainau, unweit Konstanz in einer lang-
gestreckten Einbuchtung des Bodensees gelegen und durch
einen schmalen Wasserstreifen vom Festland geschieden,
hat schon lange, bevor die römische Invasion Kultur und
feinere Sitte nacli den allemannischen Landen verpflanzte,
als Ansiedelung gedient. Fundstticke von verschiedenster
Gestaltung lassen vermuten, dafs auch hier, gleichwie in
dem benachbarten Mauerach, Seefelden, Dingelsdorf und
Lützelstetten einstens Pfahlbaudörfer bestanden haben. In
der Geschichte wird die Insel zuerst in Gemeinschaft mit
dem IGoster Reichenau genannt, aus dessen Besitz die
Mainau zu Ende des 13. Jahrhunderts*) an den Deutsch-

*) Um 1272 war clie Mainau bereits Ordens-Kommende; Arnold von
Langenstein und B-udolf von lberg, 1272- 1273, verwalteten als „Komtur“
clie Kommende. Der letzte Komtur Karl Freilierr Reich von Beiclien-
stein-Brombacb lebte nach Aufhebung des Ordens (26. Dezember 1805) bis
zu seinem Tode (1819) als Privatmann auf der Mainau.

Die Gartenkunst.

27
 
Annotationen