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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 6
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Kleine Mitteilungen
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Vereinsberichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0140

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126

DlE GARTENKÜN Sl'

6, Iil

Jahrestage gebunden seien, weil ein zuverlässiges statistisches
Material von meteorologischen Beobachtungen noch nicht vor-
lag, konnte eine Erklärung der sehr einschneidenden Erschei-
nung, wie sie der Berliner Physiker Erman in der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts vertrat, wohl viele Anhänger finden.
Erman nahm an, dafs ein dichter Bing von Meteoren die Sonne
umkreise, derart, dafs er eben in diesen kritischen Maitagen
gerade zwischen Erde und Sonne hindurchgehe und dabei einen
erheblichen Teil der Sonnenwärme abhalte. Die Existenz der-
artiger, die Sonne umkreisender Meteorringe ist zwar später
thatsächlich nachgewiesen worden; sie haben bei ihrem Zu-
sammentreffen mit der Erde jene grofsartigen Sternschnuppen-
fälle verursacht, wie sie zuerst von Humboldt 1799 in den
Anden, sodann 1833 und 1866 in Europa und Amerika beobachtet
wurden, und deren letzter vom 26. November 1885 noch vielen
in guter Erinnerung sein wird.

Wollte man aber die Kälterückfälle im Mai durch eine
dereartige kosmische Besonderheit erklären, so müfste sich diese
aueh in anderer Weise geltend machen Es müfste die Er-
scheinung der Sonne an jenen Tagen ein auffällig verändertes
Bild zeigen, ungewöhnliche optische Erscheinungen, Lichtringe
um die Sonne müfsten eintreten. Nichts von alledem ist je-
mals beobachtet worden. Sodann müfste in solchem Falle die
Temperatur sich auf der ganzen Erdoberfläche plötzlich er-
niedrigen, es dürften nicht nur lokale Wetterumschläge statt-
finden; auch dies tritt nicht ein. Endiich aber haben gerade
diese letztzeitlichen meteorologischen Beobachtungen ergeben,
dafs die Maifröste keineswegs regelmäfsig bei ganz bestimmter
Stelle der Erde im Jahreslaufe auftreten, vielmehr schwanken
die Termine des Kälteeintritts sehr weit von den kritischen
Tagen der Volksmeinung ab.

Man kann daher die Ursache der Nachtfröste im Mai in
einem sehr einfachen Vorgange in unserer Erdatmosphäre
suchen. Mit dem Ubertritt der Sonne auf die Nordhalbkugel
und ihrem raschen Aufstieg im Frühling geht die Erwärmung
der Lufthülle und der Erdoberfläche auf den siidlichen Halb-
inseln rascher vorwärts als in den umgebenden Meeren. Es
bildet sich daher ein Gebiet niedrigen Luftdrucks, ein barome-
trisches Minimum, in das die Luftströmung sich ergiefst. Diese
starke Luftbewegung bringt uns obige hauptsächlich nördliche
Winde, also kalte Jjuft, die dann die Schneewehen und Nacht-
fröste in Deutschland verursachen. Dafs sie nicht an Tag und
Stunde gebunden sind, etwa wie der Eintritt einer Mond-
finsternis, das ist bei den verwickelten Bewegungserscheinungen
unserer Lufthülle von vornherein zu erwarten.“

Über die im Jahre 1898 von P. Lambert in Trier ge-
züchtete Remontant-Rose „Oskar Cordel“ berichtet der-
selbe in der Rosenzeitung folgendermafsen:

Wenn man die Remontant-Sorten der letzten Jahre in der
Rosenzeit durchmustert, so wird man nur eine überaus kleine
Zahl finden, die dem Rosenfreunde auffallen. Schöne Sorten
giebt es ja wohl dabei, das heifst, man trifft bei denselben
in der Hauptblütezeit gute Blumen, auch wohl verschieden in
Bau und Farbe von älteren, aber nach dieser Zeit gleichen sie
leider den mehr und mehr verschwindenden anderen undank-
baren Remontanten. Eine Ausnahme machen Mrs. R. C.
Sharman Crawford, Luise Müller, auch noch Tom Wood,
Venus und vielleicht noch einige, aber hervorragend in dieser
Hinsicht ist Oskar Cordel. Sie remontiert so leicht wie
eine Theehybride, hat dabei aber den robusten Wuchs und
Charakter der öfterblühenden Hybrid-Rosen. Das Holz ist
kräftig, mitteldick, aufrecht, mit kräftigen Stacheln dühn be-
setzt und gut verzweigt. Der Charakter der Rothschild-Rasse

hat bei der Befruchtung mit Andre Schwartz (Thee) nichts
eingebüfst. Die schön gebaute, kugelförmig in Schalenform
übergehende Blume ist stets einzeln, aufrecht, grofs, bis sehr
grofs, genügend gefüllt, hat breite, runde gewölbte Petalen
und ist durch das reine, leuchtende Karmin, eine in dieser
Färbung unübertroffene Sorte, für Gruppen einer Sorte sehr
beliebt geworden. In gröfserer Anzahl wurde sie zuerst auf
der General-Versammlung deutseher Gartenkünstler zu Köln
vor 3 Jahren gezeigt und fand viele Anerkennung und Be-
steller. Einen Vorzug vor den meisten Remontanten, beson-
ders von den Abkömmlingen der Rothschild-Klasse, hat sie,
indem die Blume einen aufserordentlich starken Centifolien-
duft ausströmt. Als Treibrose wird sie sicher bald Freunde
haben, denn sie blüht sicher, willig und viel, auch als Schnitt-
rose ist sie gut; die hübsche, längliche, langstielige Knospe
entwickelt sich abgeschnitten gut im Wasser und verträgt
den Versand. Die Rose trägt den Namen des Schriftstellers
und Mitarbeiters der Vossischen Zeitung zu Berlin, der auch
ein berühmter Schachmeister ist.

Die Pflege des Weinstocks wird seit einigen Jahren
auf zahlreichen Grundstücken Berlins und der Umgegend mit
Erfolg betrieben. Wer jetzt einen Spaziergang durch die mit
Vorgärten versehenen Strafsen unternimmt, wird überrascht
sein von der Menge der WTeinspaliere, die er in allen äufseren
Stadtvierteln erblickt und von denen noch vor einem Jahrzehnt
kaum eine Spur zu sehen war. An der Südseite der Häuser-
reihen am Halleschen Ufer und einem Teile des Elisabeth- und
Luisen-Ufers, am Krankenhaus in der Gitschiner Strafse, am
Köllnischen Gymnasium in der Inselstral'se, am Schleusenhaus
an der Köpnicker Brücke und an vielen anderen Stellen, be-
sonders da, wo schon in alten Zeiten der Wein gedieh, ist er
neuerdings wieder angepflanzt worden. Es hat sich jetzt auch
gezeigt, welehe Weinsorten in unserem Klima gedeihen können.
Es sind dies der gelbe, siilse Muskat, der rote Malvasier und
der grofse dunkelrote Beeren tragende Königs-Gutedel. Sehr
gute Erfolge sind ferner erzielt worden bei grünem Muskat,
dessen würzige, süfse Beeren auch bei uns ansehnliche Gröfse
erreichen, und bei frühreifendem, kleine Trauben tragenden
Burgunder. Amhäufigsten jedoch erblickt man den sogenannten
weifsen Leipziger, der schon Anfang September reif wird.
Überhaupt mufs der Berliner Weinzüchter darauf Bedacht
nehmen, nur friih reifende Stöcke zu pflegen, wenn er wohl-
schmeckende Trauben gewinnen will. Von Stöcken aus der
ehemaligen Weinzeit Berlins ist nur noch einer iibrig geblieben.
Es ist dies ein uralter Weinstock im Hofe des Hauses Stralauer
Strafse 26. (Voss. Ztg.)

Vereinsberichte.

Verein deutscher Garteiikiinstler.

Niederschrift der Sitzung vom 13. Mai 1901.

Nach Eröffnung der Sitzung durch den ersten Vorsitzen-
den Herrn Stadtgarteninspektor Fintelmann wurde die Nieder
schrift vom 16. April genehmigt und die satzungsgemäfse Auf-
nahme und Anmeldung neuer Mitglieder erledigt. Unter den
ausliegenden Eingängen wurde u. a. besonders auf einen in
einer französischen Zeitschrift stehenden Artikel hingewiesen,
der eine Besprechung der Beteiligung des Vereins an der
Pariser Weltausstellung enthielt und in dem nach eingehender
Beschreibung der einzelnen Objekte und Anerkennung der
einfachen, jedweden Prunkes entbehrenden, aber doch durch
die einzelnen Gegenstände selbst wirkenden Anordnung am
Schlusse der Ansicht Ausdruck gegeben wurde, dafs viele
 
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