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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 4
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Schröder, ...; Jung, Hermann Robert: Der Kurpark zu Bad Nauheim
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Sprenger, C.: Aus Bremen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0076

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64

DIB GrARTENKUN ST

III, 4

wo Natur und menschliohes Wissen alles bieten, was die
Seele vom Mitgefühl menschlicher Schwachheit abzieht,
was Gesundung verleiht und den Geist durch reizvolle
Naturschönheit erheitert, — so verdankt die Stadt dies
nicht zum mindesten der Pürsorge der Landesregierung
und dem Wirken jenes Mannes, der dieses hervorragende
Werk deutscher Gartenkunst gescliaffen.

Schröder-Jung.

Aus Bremen.

Von C. Sprenger, Vomero-Neapel.

Brica tetralix . ist verblüht, aber die braune Brica,
Calluna vulgaris, schimmert nocb auf allen Pluren. Die
ersten Septemberstürme sind vom Westen über die reich-
beladenen Obstgärten dahin gebraust und haben manche
köstliche Prucht zu Boden geschleudert, manche Blüte ver-
nichtet und das frische Laub der Bäume zerzaust. Dennoch
zeigt sich die schöneUmgebung der Weserstadt im Schmucke
herbstlich angehauchter, sommerlicher Prische, und der
feinen Gärten giebt es so viele und so wunderbare, dafs
es .nicht angeht, in diesem Raume alle würdig zu schildern.

Nirgends im grofsen deutschen Heimatlande sieht man
bessere und schönere Coniferen als im Bürgerpark zu
Bremen, diesem Stadt- und Spaziergarten en gros. — Da
kann man sich wirklich müde und matt laufen und schauen,
aber auch geniefsen und staunen. Man sagt: es sei die
beste Frau, von der am wenigsten gesprochen werde, und
dann ist es auch der beste Park, von dem am wenigsten
berichtet wurde, und sein Schöpfer der beste Gärtner, denn
dieser grofsartig veranlagte Stadtpark dürfte selten seines-
gleichen finden. Die Sage erzählt, das ungeheure Grund-
stück sei vor vielen Jahrhunderten der Stadt Bremen von
einer Landgräfin geschenkt worden und die Geschichte
weifs, dafs irgend ein Kirchenfürst dieses Geschenk be-
stätigt habe. Die Ebene wurde durch die milde IJand
zahlreicher Bürger der Stadt in Wald und blühende
Gärten verwandelt, reich an schönen Bauwerken, Brücken,
Wassern, Bächen, Wiesen und Teichen, die alle geschaffen
wurden clurch vornehme Gaben. Demnach ist der reiche
Parlc das weihevolle Werk bürgerlichen Pleifses und Ge-
meindesinnes. Er liegt in dankbaren Händen und seine
Bürger, die Nachkommen jener edlen Geber sincl seiner
würdig. Nirgends sieht man durch Menschenband ße-
schädigte Bäume, nirgends die Rinde zerschnitten, die
Zweige geknickt, oder Bänke und Gebäude durch Inschrif-
ten verunziert, wie sonst leider nur zu oft, und es ist, als
ob das alles zu heilig, zu kostbar sei, um irgend wie be-
schädigt zu werden. Ein stiller Priede, eine würdevolle
Ruhe liegt iiber dem wundervollen Park und nirgends in
der Welt mag es so friedlich. sein. Hehre Tempel und
IJallen, säulengeschmückte Gebäude, reizende Schweizer-
häuschen, bannen da und dort und drüben über den
Wassern den Blick und wohin das Auge bliclct,, überall
Schönheit und Anmut. Längst der gewaltigen Baum-
grüppen, der Haine und Gebüsche an den breiten Wandel-
pfaden stehen Coniferen in Bhrfurcht gebietender Gröfse

und Schönheit. Haine lieblicher und hehrer Pichten und
Tannen Nordamerikas und Californiens oder der alten Welt
begleiten die Wege, gesund, voller Kraft, frisch und fröh-
lich grün, mit keiner Spur jener dunklen Pabrik-, Rauch-
und Schlackenreste, die den Coniferen fast aller Städte
Deutschlands so verderblich werden. Davor, näher ge-
riickt, bauen sich terrassenförmig, den Bliclcen des ent-
zückten Beschauers tadellos zurechtgestellt, wundervolle
Gruppen südlicher Coniferen auf. Pinus Cembra, die hier
besser gedeiht, als in den Alpen, Pinus Peuce, excelsa,
Strobus, und das ganze Geschlecht nordischer Pöhren
bilden wunderliche Kontraste und daneben giebt es
frische Chamaecyparis Lawsoniana, obtusa, pisifera etc.
mit all ihren schönen farbenprächtigen Pormen. Ge-
waltige Eichenhaine zeigen uns alles, was man kennt
und was irgendwo kultiviert wmrde, alfe nordischen
Bäume und Sträu.cher haben hier ein freundliches Asyl
gefunden, in dem unvergefslich schönen Pai’ke, der ferner
hier blühen und gedeihen möge! — Der Priedhof Bremens,
d. h. der Hauptbegräbnisplatz, ist gleichfalls eine Perle
gärtnerisch-landschaftlicher Kunst und ebenso einer der
schönsten Priedhöfe Deutschlands. Um auf moorigemGrunde
trockene hoch gelegene Landschaften und Begräbnisplätze
zu schaffen, hat man Teiche und Bäche ausgehoben, das
gewonnene Terrain aufgeschiittet und dadurch eine glän-
zende Scenerie geschaffen, voll landschaftlicher Gröfse und
Schönheit und reich an überraschenden, malerischen Aus-
sichtspunkten. Das ist ein Priedhof, von dem man oft
gar nicht weifs, rlafs es eine Begräbnisstätte ist, wo
die Menschen von ihrem Brdenkampfe friedlich schlum-
mern rnögen ! Als Trauerbaum findet man fast, nur Trauer-
Ulmen, die unschönen Trauer-Eschen sieht man nicht.
Juniperus hibernica & Taxus hibernica gelangen zu präch-
tiger Entwickeiung und ihr monumentaler Charakter ist
wüe geschaffen für die Ruhestätten Verstorbener, sie er-
setzen die Cypressen des Siidens und wenn sie auch in
unserem Klima nicht deren Gröfse erreichen, so sind sie
darum durchaus nicht weniger schön. Haine, Wäldchen,
Grabstätten und weihevolle, vornehme Begräbnisplätze
wechseln in würdevolier Ruhe, und es ist ein Trost, dort
zu wandeln, das Sterben scheint eine Erlösung und der
Tod angenehm und wünschenswert. Auch dort finden
Coniferen ihre Heimat und schwerlich findet man schönere
Abies, Picea, Pinus, C-upressus, Chamaecyparis, Juniperus
und Taxus. Ganz besonders schön sind Pinus Cembra und
parviflora, sowne Chamaecyparis pisifera, plumosa, aurea und
ieptoclada, auch Juniperus hibernica und Taxus hibernica.
Dafs über diese vornehmen Grabstätten alle modernen
Blüten in verschwenderischer Fülle ausgegossen sind,
kann man sich vorstellen und die Gäi'tner Bremens haben
dort genug zu schaffen.

Ein Spaziergang führte zu einer schönen Gärtnerei
des Handels, deren natürlich noch andere mehr auf den
Pluren der Umgebung Bremens lagern. Es war der freund-
liche Besitzer selber, Herr P. Tönnies, der den Pührer
machte. Reicher Villenschmuck begleitete uns, überall
sahen wir Bilder der grofsen Stadt verschmelzen mit der
Schönheit iändlicher Frigche und Ruhe, die Balkone
 
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