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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 6
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Vereinsberichte
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0141

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III, 6

DIE GÄRTENKUNST

127

Arbeiten sich dadurch von anderen unterschieden, dafs die
Yerfertiger vorher in Frankreich Schuie gemacht hätten.

Iierr Clemen legte dann Hubers „Patent-Pfähler“ vor,
der es ermögliche, Baumxsfähle oder Stangen in den Boden
einzutreiben, desgleichen aber auch zum Auszielien von alten,
bereits unbrauclibar gewordenen Pfählen zu verwenden sei.

Herr Schlegel zeigte hierauf ein Butenschönsches
Nivellierinstrument vor, das sich vorzüglich zur schnellen Auf-
nahme eines Geländes eigne und vermöge seiner leichten Hand-
hahung, schnellen Aufstellung und seines bequemen Trans-
portes sehr empfehlenswert bei Arbeiten sei, bei denen es auf
eine MiUimeter-Genauigkeit nicht ankomme.

Sodann wurde eine Besprechung der diesjährigen Frost-
schäden eingeleitet und von den einzelnen Beferenten hervor-
gehoben, dafs der Schaden an Bäumen, wie Platanen, Ahorn,
ebenso wie am Obst, sich erst im August klar zeigen dürfte.
Grofse Verluste liefsen sich bereits bei den Stauden feststellen;
so seien beispielsweise, wie Herr Amelung schriftlich mitteilte,
Phlox decussata und Anemone japonica trotz Lauhdecke er-
froren, nicht minder Primula officinalis, P. veris und P. acaulis,
während Primula Auricula nicht gelitten habe. Montbretien,
Dianthus caryophyllus, unsere Viola und Myosotis seien voll-
ständig ausgefroren. An vielen Stellen habe der Epheu sehr
gelitten und sei bis ins alte Holz hinein erfroren. Auch bei
B-osen sei der Verlust durch den Frost ein grofser und zwar
nicht nur im Norden, sondern einzelnen Berichten zufolge auch
im "VVesten und Südwesten Deutschlands. Von den für den
botanischen Unterricht in den städtischen Schulen im städtischen
Schulgarten gezogenen wild wachsenden Arten hätten sich
viele als niclit widerstandsfähig hewiesen, wie Agrostemma,
Centaurea und Asperula odörata, ebenso seien auch Ulex
europaeus und Spartium scoparium erfroren. Gelitten hätten
ferner Catalpa syringifolia, Spiraea Beevesii fl. pl., Indigofera
Dosua, Ligustrum ovalifolium.

Allseitig wurde betont, dafs im verflossenen Winter Pflanzen
unter dem Froste zu leiden gehabt hätten, wie man es seit
einer Beihe von Jahren nicht erlebt habe und dafs besonders
die anhaltende kalte Witterung im Januar, die infolge des
Schneemangels das Erdreich bis zu einer Tiefe von einem
Meter habe gefrieren lassen, daran Schuld sei. Sehr zutreffend
bemerkte auch Herr Amelung, dafs die Pflanzen im letzten
Winter infolge der grofsen Temperaturschwankungen und nicht
zum geringsten Teile auch durch Nässe gelitten hätten. So
hatten wir z. B. in 48 Stunden (vom 31. Dezember bis 1. Jan.)
einen Temperaturunterschied von 15 0 B. und zwar ohne Schnee.
Nach — 11° kam plötzlich Anfang Februar während einiger
Tage Tauwetter mit Eegen und dann wieder strenger Frost.

Die Beferenten waren sich einig darüber, dafs es geraten
sei, um in Zukunft solchen Frostschäden vorzubeugen, bei
starkem Frost ohne Schneedecke alle Pflanzen, die in diesem
Winter nicht durchgekommen seien, ausreichend zu decken.

Im Verlaufe des lebhaften Meinungsaustausches war u. a.
.auch die Frage angeregt worden, ob der Landschaftsgärtner
haftbar sei für den Schaden, der infolge von Frost eintrete,
wenn im Herbst gepflanzt worden sei. Herr Vogeler be-
merkte hierzu, dafs, wenn die Anlage vom Auftraggeber ab-
genommen worden sei, auch der ausführende Gärtner keine
Verpflichtung zu eventuellem Ersatz hätte; anders gestalte
sich freilich die Sache, wenn die Anlage noch nicht über-
nommen sei. In diesem Falle dürfte der Landschaftsgärtner
in seinem eignen Interesse für den Schutz der Pflanzungen zu
sorgen haben.

Der Vorsitzende. Der Schriftführer.

Fintelmann. Weifs.

Sitzung'sbericht der Gruppe Hamburg des Vereins
Deutscher Gartenkünstler vom 9. Mai 1901.
Eröffnung der Sitzung 8 !/2 Uhr durch den 1. Vorsitzenden.
Anwesend sind 9 Mitglieder. Bei Punkt 1 der Tagesordnung
„Besprechung übei' Geschäftsbedingungen bei Ausführung von
Gartenanlagen“ entspinnt sich eine lebhafte Debatte. Endlich
wird die Fassung der Geschäftsbedingungen allseitig als gut
anerkannt und beschlossen, in Anbetracht der Wichtigkeit
dieses Gegenstandes diese dem Hauptvorstande zur weiteren
Beratung zu unterbreiten. Punkt 2 der Tagesordnung. „Be-
sprechung iiber Honorarforderungen“ wird wegen vorgerückter
Zeit auf die Tagesordnung der nächsten Versammlung gesetzt.
Punkt 3 und 4 der Tagesordnung wird wegen Abwesenheit
der Beferenten ebenfalls vertagt.

Es wurde beschlossen, die nächste Versammlung am
13. Juni in Elmshoni abzuhalten. Schlufs der Sitzung 10x/2 Uhr.

Chr. Koopmann, E. Hestermann,

1. Vorsitzender. Schriftführer.

Bücherschau.

Der neue Gartenbau. Von H. M. Stringfellow in Gal-
veston, Texas. Übersetzt von Friedrich Wannieck. Druck
und Verlag der Königlichen Hofbuchdruckerei Tro witzsch &
Sohn, Frankfurt a. 0. 1901.

Dieses eigenartige, für den Gartenbau ganz neue Gesichts-
punkte darbietende Buch ist durch diese sorgfältige Übersetzung
dem deutschen Gartenbau zugänglich gemacht, und kein Gärtner
sollte versäumen, sich dasselbe anzuschaffen. Im erstenTeile des-
selben erzählt Stringfellow, wie er Gärtner wurde und giebt An-
leitungen über Düngerarten und Gemüsebau und geht dann zum
zweiten und wichtigstenTeile über, welcher das allergröfstelnter-
esse jedes Obstbaufreundes erregen mufs. Als wichtigste Ent-
deckung Stringfellows ist „der kurze Wurzelschnitt“ zubetrachten
und überaus interessant ist seine Schilderung, wie er dessen An-
wendung entdeckte; diese Entdeckung, welcher die möglichst
getreue Nachbildung des Naturmodells als fundamentale Wahr-
heit zu Grunde liegt, ist berufen, das Baumschulenwesen und
das Anlegen von Obstpflanzungen in ganz neue Bahnen zu
lenken, Er sagt darüber u. a.: „Das Prinzip des kurzen
Wurzelschnittes ist ohne Ausnahme das absolut wichtigste in
der gesamten Wirtschaft des Obstbaues, es ist die Gmndlage
älles dauernden Erfolges und es ist erstaunlicli, dafs der Mensch
über dieses Prinzip fast täglich vom Anbeginne an strauchelte
und dessen Wert nicht schon längst erkannte.“

Für diejenigen, welche nach wissenschaftlicher Begründung
verlangen, wenn neue, bahnbrechende Wahrheiten entdeckt
werden, welche der bisherigen Schultheorie schnurstracks
widersprechen, ist auch in Stringfellows Buch gesorgt, indem
eine geistvolle, wissenschaftliche Abhandlung hiertiber von
Prof. T. L. Brunk, Professor der Botanik, eingefügt ist. — In
den folgenden Kapiteln macht Stringfellow Angaben über die
beste Zeit und die Tiefe der Pflanzung und beweist uns ferner,
dafs die Tieflockerung des Bodens falsch ist, denn die mit
„kurzem Wurzelschnitt“ behandelten Bäumchen bedürfen nicht
der vorherigen Tieflockerung des Bodens, sondern sie ent-
wickeln mehrere Pfahlwurzeln und senden solche, noch
energischer wie der kräftige Sämling, den Widerstand des
ungebrochenen harten Bodens mit Freudigkeit und unglaub-
licher Kraft überwindend, senkrecht tief hinab in die Tiefe
und geben so, vermittelst dieser tiefgehenden, starken, dem
Bereiche des Pfluges, der Winterkälte, der Sommerhitze und
dei' Dürre entrückten Wurzeln, noeh lange sehr gute Ernten,
 
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