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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 9
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Vereinsberichte
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DIE GABTENKUNST

185

III, 9

Vereinsberichte.

Verein (leutscher Gartenkünstler.

Unsere 14. Hauptversammlung.

Selten schöne Tage liegen nunmehr hinter uns! Allen
Teilnehmern werden die in Elberfeld verlebten Stunden unver-
gefslieh bleiben; neben dem Ernste der Arbeit, die an den
Vormittagen bewältigt wurde, waren die Nachmittage der Be-
sichtigung der Umgegend gewidmet, die es freilich an auf der
Höhe der Zeit stehenden gartenkiinstlerischen Leistungen fehlen
läfst, desto melir aber wunderbare Werke der Natur aufweist.
Alle diejenigen, denen vorher ein schnelles Wort - was soll
uns Elberfeld bieten'? — entschlüpft war, sind erstaunt heim-
gereist mit dem Zugeständnis, sich arg getäuscht zu haben.
Mit dem tadellosen Verlauf, welcher der umsichtigen und ge-
scliickten Leitung und Anordnung des Herrn Kollegen
Bottenheuser zu verdanken ist, verband sich eine Teilnahme
der Bürgerschaft und der Behörden, die ebenso anerkennend wie
wohlthuend für uns ist. Neben der Bewilligung von Geld-
mitteln zeigte die Stadtverwaltung aber auch ihr Interesse an
demVerein und seinen Bestrebungen durch Entsendung seiner
höchsten Vertreter. Der erste Vorsitzende eröffnete am Sonn-
tag um 9 */4 Uhr vormittags in dem prächtigen, mit einem
grofsen Palmenhain geschmückten Festsaale der Stadthalle zu
Elberfeld die äufserst zahlreich besuchte 14. Hauptversammlung
- - nahmen im ganzen doch tiber 70 Mitglieder an der Zu-
sammenkunft teil. Nach Begrtifsung der aus allen Gauen
Deutschlands herbeigeeilten Herren erstattete der Schriftführer
den .1 ahresbericht, der unter anderem auf die vielseitigen
und umfangreichen Arbeiten im verflossenen Jahre hinwies,
worauf seitens des Schatzmeisters die Abrechnung für das
Jahr 1900 erläutert und demselben die Entlastung erteilt wurde.

Bei dem nächsten Punkte, Anderung der Satzungen,
leitete der Vorsitzende die Besprechung ein. Nach einem kurzen
Meinungsaustauscli wurde die Vorlage einstimmig genehmigt.
Weniger erfolgreich war die Beratung über die Feststellung
der Gebührenordnung.

Hiei'bei entspann sich ein lebhafter Meinungsaustausch,
in dem zum Ausdruck kam, dafs die Grundgedanken g'anz ver-
schieden wären. Die von der Honorarkommission und dem
Vorstande so eingehend ausgearbeitete und allen Verhältnissen
Bechnung tragende Vorlage wurde seitens der rheinländischen
Mitglieder als nicht annehmbar bezeichnet. Die Besprechungen
erwiesen schon am ersten Tage, dafs eine Einigkeit sich nicht,
erzielen lasse, infolgedessen an diesem Tage die Absetzung
des Themas und an diesem Tage, als die Besprechungen
wiederum die Aussicht auf Erfolg im schwärzesten Lichte
zeigten, die Zurückgabe an die Kommission erfolgte, jedoch
mit dem Zusatze, dafs die Kommission um die drei Herren,
die eifrigsten Streiter in der stattgefundenen Bedeschlacht,
Hömann-Düsseldorf, Singer-Kissingen und Menzel-Breslau,
verstärkt werde.

Nunmehr fand die öffentliche Versammlung statt. Ein-
leitend begrüfste der Vorsitzende den an der Spitze der Elber-
felder Behörden erschienenen Herrn Ober-Bürgermeister Funk,
welcher in seiner Erwiderung den Verein aufs herz.iichste in
Elberfeld willkommen hiefs. Städtischer Gartendirektor Herr
Trip-Hannover hielt hierauf den angekiindigten Vortrag über
die Gartenkunst in Beziehung zum modernen Städte-
bau unt er b es onderer B erücksichti gung der Industrie-
städte. Da derselbe im Hauptbericht zum Abdruck gelangen
wird, dürfte ein Eingehen auf denselben hier nicht angebracht
erscheinen.

Hieran sclilofs sich das Festessen, das einen fröhlichen
Verlauf nahm, und bei dem unter anderen Bednern Namens
der Stadt Elberfeld der Stadtbaurat Herr Schönfelder des
Vereins und seiner Bestrebungen gedachte. Um 4 Uhr führte
eine stattliche Wagenreihe die Teilnehmer iiber Berg und
Thal, wobei die Schönheiten des westlichen und südlichen Teils
der so reizend malerisch gelegenen Stadt immer und immer
wieder vor Augen traten. Auf der in herrlich landschaftiicher
Naturschöpfung gelegenen Villa des Freilierrn von derHeydt
wurde kurze Bast gemacht, um nach Einnahme eines in
liebenswiirdigster Weise gespendeten Imbisses thalwärts zum
Zoologischen Garten zu gelangen. Das am Himmel dräuende
Gewölk setzte nunmelir mit heftigen ßegenschauern ein und
verurteilte die Gesellschaft zum Äufenthalt in den grofsen, die
Aussicht in den Garten durch hohe Fenster gestattenden
Bestaurationsräumen.

Am zweiten Tage wurde wiederum um 9 t/j Uhr vormittags
in die Beratung undzwar in die Besprechung der Gebühren-
ordnung eingetreten. Unter Beriicksichtigung der ver-
schiedenen Landesteile wird, wie angegeben, besclilossen.

Bei dem nächsten Gegenstande der Tagesordnung, Fest-
stellung des Verzeichnisses der für Strafsenpflan-
zungen verwendbaren Baumarten, wird bemerkt, dafs
bei den einzelnen Anmerkungen auf die Verwendbarkeit der
Bäume in den einzelnen Gegenden mehr Biicksicht genommen
werden soilte. Der. Punkt, die Hochschulfrage betreffend,
wird von der Tagesordnung abgesetzt und soll nach dem dies-
beziiglichen Vortrage des Königl. Gartenbaudirektors Herrn
Encke zur Besprechung vorgelegt werden.

In Bezug auf Punkt 11, die Frage der Gruppenbildung
betreffend, wurde von einer satzungsgemäfsen Anerkeunung
vorläufig noch Abstand genommen, jedocli sollte in den
Gruppen die Art und Weise der zukünftigen Feststellung schon
jetzt zur Besprechung gelangen.

Die nächsten Punkte werden, da der Beferent Herr Garten-
direktor Trip am Erscheinen verhindert: und da die Zeit schon
vorgeschritten war, von der Tagesordnung abgesetzt.

Ein lebhafterer Meinungsaustausch entspann sich bei der
Annahme der von Gruppe Hamburg aufgestellten G eschäfts-
bedingnngen. Dieselben sollen der Gebührenordnungskom-
mission zur Berücksichtigung überwiesen werden.

Nach Genehmigung des Haushaltungsplanes für 1902
wird Breslau als nächstjähriger Voroi't gewählt. Nach Ab-
lehnung eines von Herrn Krütgen-Halle eingegangenen An-
trages, das Direktorium der Königl. Gärtner-Lehranstalt zu
ersuchen, ein Bepetitorium von zwei zu zwei Jahren für alle
diejenigen, welche. die Anstalt besucht haben, einzurichten,
um diesen Gelegenheit zu bieten, sich auf dem laufenden zu
erhalten, wird, da die Umgestaltung der Lehranstalt eine Frage
der Zeit ist, abgelehnt.

Nach dem Vortrage des Königl. Gartenbaudirektors Herrn
Encke über die Ausbildung des angehenden Garten-
künstlers entspann sich ein lebhafter Meinungsaustausch,
aus dem hervorging, dafs eine weitgehendere Ausbildung des
Gartenkünstlers dringend geboten ist. Am Schlusse wurde
dem Vorstande zugestimmt, die etwa notwendig werdenden
Schritte zur Erstrebung einer Hochschule zu unternehmen.

Nachdem alsdann Herr Gartendirektor Schoch seinen
Vortrag über Ludwig von Sckell gehalten hatte, schlofs
der erste Vorsitzende die Tagung der 14. Hauptversammlung
mit einem frohen Wiedeisehensgrufs filr nächstes Jahr in
Breslau.

Der Nachmittag des zweiten Tages galt der Schwesterstadt
Elberfelds, Barmen, wo städt, Gartendirektor Herr Schölgen
 
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