Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 3.1901

DOI Heft:
Nr. 3
DOI Artikel:
Koopmann, Karl: Das Denkmal des Fürsten Otto im Lustgarten zu Wernigerode
DOI Artikel:
Janson, Arthur: Über die Lage der Gebäude im Park, [1]: eine Betrachtung vom natürlich-ästhetischen Standpunkte aus
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0054

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
42

DIE GAETENKUNST

III, 8

des Zeichen dankbarer Liebe der Bewohner des Kreises
„Grafschaft Wornigerode“, welche das Denkmal ilim er-
richtet haben, ist entstanden.

Der Platz konnte kaum besser gewählt werden; das
Denkmal selbst ist in seiner einfachen Gestaltung von. vor-
züglichster Wirkung, wenn auch der Unterba.u für die grofse,
schöne, in Kupfer getriebene Biiste etwas zu schwach aus-
gefallen sein mag.

D e r g a r t e n k ii n s 11 e r i s c h e n A u s g e s t a l -
tung des nur eng begrenzten und nicht weiter auszu-
dehnenden Platzes ist allerdings durch einen Stufenbau»
welcher das Ganze beherrscht, ein Hemmschuh an-
gelegt. Stuf'en soliten nur, wie Wege, oin Mittel zum Ziel
sein, aber nicht als dominierende Anlage sich dem Auge
aufdrängen, wenn sie nicht an sich ein Meisterwerk der
Kunst dafstellen. Die Aufgabe war zu lösen durch breite,
von beiden Seiten event. in Absätzen das Mittelfeld um-
schliefsende Preitreppen, welche Gelegenheit boten, selbst
in bescheidenen Grenzen durch kleine Werke der ßildhauer-
kunst der Anlage neue Reize zu verleihen. Jedoch die
Stufen sind da und der Kunst des Gärtners erwächst durch
sie eine undankbarere Aufgabe.

Da der Mittelpunkt fiir ein gartenkünstlerisches Arrange-
ment verloren gegangen ist, mufs eine lockere Bepflanzung
die Rasenbahnen zu beiden Seiten des Denkmals unter-
brechen und abgrenzen gegen die bestehenden Strauch-
partien des Hintergrundes. Die örtlichen und klimatischen
Verhältnisse würden auf C o n i f e r e n u n d Ericaceen
in ungebundener Pflanzung hinweisen. Die hinter
dem Denkmal deutlich hervortretenden herrlichen Exemplare
von Wellingtonia, (15 m hoch) und Abies cephalonica
(12 m hoch) weisen auf das Gedeihen auch zarterer Ge-
hölze hin ; eino Auswahl niedriger Coniferen — vorherrschend
Zwerg-Fichten und Taxus — würde aufserdem dern
Harz-Charakter angepafst sein.

Binige Rhododendron und Azaleen, in lockeren Trupps
auf dem Rasen verteilt, werden sich dem unregelmäfsigen
Terrain-Wurf am besten angliedern lassen, während delco-
rative halbhohe Stauden in beschränkter Zahl — etwa
Acanthus, Veratrum, Yucca vor den Coniferen, Bryngiurn,
Thalictrum, Bpimedium etc. als vorspringende Rand-
■pflanzung vor den bestehen bleibenden abschliefsenden
Strauchpartien — besser dem Charakter des Geländes ent-
sprechen werden, als jede andere Blumendekoration.

Die Aussicht v o m D e n k m a 1 auf die Coniferen-
Sortimente des Küchengartens und auf das Gebäude der
Garten-Verwaltung wird noch durch Entfernung des links-
seitigen unschönen Nufsbaumes erweitert; im übrigen
bietet die Natur vom Denkmals-Platze aus so viel Reizvolles,
dafs man jedem Ansinnen, durcli weitere „Verschöne-
rung“ erhöhte Wirkung zu schaffen, entgegentreten mufs,
da jegliche Kiinstelei an von Natur begünstigten Plätzen
mehr als anderswo störon und schädigen mufs.

K a r 1 K o o p m a n n.

Gebäude in Parkanlagen.
ilber tlie Lage der Gebäude im Park.

Eine Betrachtung vom natiii’lich-ästhetischen Standpnnkte aus.

Vön Arthur Janson, Köstritz.

In unseren Parkanlagen sind die Bauten, insbesondere
die Wohngebäude, der Brennpunkt, nach welchem sich die
ganzeAnlagegestaltet. Nicht vielleicht deshalb, weil dasselbe,
der wichtigste malerische Bestandteil eines Landschaf'tbildes
wäre, nein, nur weil das praktische Interesse es erheischt.

Man könnte sehr wohl jede Baulichkeit in einem Park
vermissen. ohne dem Bilde zu schaden uncl daher ist
das Haus kein wichtigerer Faktor in demselben, als die
anderen auch. Im Gegenteil wäre eine Parklandschaft
ohne Pflanzung undenkbar, woraus sich ergiebt, dafs dem
Gebäude, was die Wichtigkeit angeht, erst in zw.eiter Linie
ein Platz eingeräumt werden kann.

Trotzdem bildet es stets bei Vorhandensein den geistigen
Mittelpunkt der Anlage, denjenigen Faktor, welcher den
Ausgangspunkt jeder künstlerischen Hauptidee hezeichnet.
Diese Stellung verdankt das Gebäude praktischen Rück-
sichten hinsichtlich seines Nutzungszweckes, welche einen
ungemein grofsen Binflufs auf die künstlerische Aus-
gestaltung seiner Umgebung, also auf die Gartenanlage,
haben. Der Grundrifs einer Villa bestimmt in seiner Form,
der Lage seiner Treppen und Ausgänge die nähere Um-
gebung- derselben, die Wegeansätze und selbst in gewissem
Mafse die weitere Wegeführung. Nach der Architektui'
derselben richtet sich die Ausgestaltung der regelmäfsigen
Rasenstücke und Parterres. Selbst die i\.nordnung der
Räume in ihr, der Veranden, Balkons etc. haben einen
ganz bedeutenden Einflufs äuf Lage und Ausbildung der
Perspektiven.

Schon allein diese wenigen Beispiele, denen ich
übrigens sehr viele weitere anfügen könnte, beweisen den
mächtigen Einflufs, den ein Bau auf die Gesamtanlage ausübt.
Wir können uns daher der Ansicht vieler Leute, die Garten-
kunst sei nur eine verschönernde Kunst. nicht absolut
verschliefsen. Das vorher Gesagte begründet in gewisser
Weise diese Ansicht. Indessen sind diese Gründe nicht
einwandfrei. Man könnte erwidern, dafs vom Standpunkt,
der Gartenkunst Architektur und Skulptur für diese auch nur
verschönernde Künste sind.

Also haben praktische Erwägungen dem Hause die
dominierende Stellung zugewiesen, die es als Kunstwerk
nicht immer einnimmt.

Da nun aber in einem Garten als einem Kunstwerk
alles schön sein soll, haben wir alle die Vorteile, welche
ein Bau in malerischer Beziehung bietet, möglichst aus-
zunutzen. Leider hat bei Neubauten der Gartenkünstler
ja meist zu wenig Einflufs auf die Gestaltung des zu-
künftigen Gebäudes, noch öfter besteht der Bau schon,
so dafs seine Thätigkeit in Bezug auf denselben meist nur
in dem Ausnutzen des Vorhandenen besteht. Weit vorteil-
hafter für die künftige Aniage ist es natürlich, wenn vor
Beginn des Hausbaues auch der Gärtner um seine Meinung
befragt wird, und beginnt dann schon hier seine Thätigkeit.
 
Annotationen