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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 3
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Janson, Arthur: Über die Lage der Gebäude im Park, [1]: eine Betrachtung vom natürlich-ästhetischen Standpunkte aus
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0055

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III, 3

Das Dcnkmal des Fürsten Otto im Lustgarten zu Wernigerode.
Für „Die Gartenkunst“ aufgenommen von K a r 1 K o o p m a n n.

Viel gewinnt jedes Erzeugnis der Baukunst durch seine
Lage innerhalb des Terrains. Man kann mit gutem Ge-
wissen behaupten, dafs es auf jedem Grundstiick nur eine
richtige Lage giebt. Und das ist, die natürliche Situation.

Wir können hier ruhig von natürlich sprechen. Wenn
auch jedes Bauwerk als kiinstliches Produkt angesehen
werden mufs, so hat doch, wie wir weiter unten sehen
werden, die Natur, besonders friiher, einen namhaften Ein-
flufs auf seine Lage gehabt.

Denn nicht zu allen Zeiten war die Baukunst so hoch
entwickelt wie heutzutage. Der Urmensch baute sein
Haus sehr primitiv. Einige Pfähle wurden in die Erde
gerammt, Wände und Dächer mit Schilfmatten oder Tier-
häuten gedeckt, und die Wohnung war fertig. Natiirlich
war sie ebenso zerbrechlich wie flüchtig hergestellt, und
wenn Herr Äolus einmal kräftig blies, fiel sie wie ein
Kartenhaus zusammen.

Das merlcten sich unsere Urahnen und zogen sich
deshalb in die dichten Wälder zurück. Dort wurde ihr
Haus von den Urwaldriesen vor Sturm und Wind geschützt.
Oder sie suchten zumHausbau ein geschiitztesThal, eine enge
Schlucht oder sonstige natürlich geschiitzte Plätze mehr.

Aber mit der zunehmenden Intelligenz des Menschen
nahm die Zahl der Hilfsmittel und das Geschick im Bauen

zu. Zunächst wurden Häuser aus Eachwerk mit Lehm-
wänden hergestellt. Ihnen folgten Häuser aus Haustein
oder Ziegeln, und heute ist das Eisen die Baumasse des
Zeitalters und der höchsten Voilkommenheit.

Mit der Folge dieser Bauweisen nahm die Festigkeit
der Bauten ungemein zu, so dafs wir jetzt bauen können,
wohin wir wollen, auf die exponiertesten Orte und mitten
in die Flut des Meeres, während die früher üblichen un-
soliden Bauwerke den Schutz suchen mufsten.

Diese Ausfiihrungen, die an und für sich nichts mit
der Sache zu thun haben, geben uns aber einen wichtigen
Fingerzeig ftir die natürliche Lage eines Hauses. Sie sagen
uns, dafs ein Bauwerk, welches den Eindruck der Schwäche
macht, den Schutz suchen soll, während ein mächtig und
stark scheinendes die exponierte Lage bevorzuge, darnit
seine Mächtigkeit durch die Lage erklärt werde.

Wir werden demnach ersteres in eine Terrainfalte, in
den Schutz einer Baumgruppe oder dergleichen mehr
bringen, Gebäude letzteren Eindrucks auf Berge, Hügel-
rücken oder Bodenerhebungen anderer Art. Ist das Terrain
eben, so rnüssen wir unter Umständen je nach Art des
Baues solchen natürlichen Schutz oder eine exponierte
Lage schaffen. Das erstere erreichen wir durch zweck-
entsprechende Erdarbeiten oder Anbringen einer declcenden

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