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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 3
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Hanisch, Fritz: Bericht über die Plankonkurrenz gelegentlich der großen allgemeinen Provinzial-Gartenbau-Ausstellung zu Gleiwitz, [2]
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Fintelmann, Axel: Innere und äußere Dekoration der Ausstellungs-Gebäude der Pariser Weltausstellung und die öffentlichen Gartenanlagen der Stadt Paris, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0060

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48

DIE GAKTENKUNST

III, 3

verzerrten Pormen der Blumenbeete eine P]roberung in dem
Formenreichtum unserer Blumistik bedeuten, sondern flnde
mich mit der jetzigen Geschmacksrichtung vollständig ab,
welche endlich mit den verhafsten Teppichbeeten, wie
solche durch zwei Jahrzehnte in irnmer widrigeren Pormen
so dominierend von Koppitz ausgingen, aufgeräumt und in
Formengebung und Bepflanzung der Blumenbeete durch
bliihende, einfarbige, mehr in Massen günstig wirkende
Pflanzen, wie Begonien, Pelargonien, Ageratum, Verbenen
„Deflance“ etc. neue, geschmackvollere Kombinationen ge-
funden hat.

Noch eine Beobachtung drängte sich mir beim Einblick
in die Konkurrenzen auf, dafs bezüglich der Herstellung des
Baumschlags ein frischer, belebender Zug durch alle ein-
gereichten Arbeiten geht. Dafs die Art der Ausführung
des Baumschlags in erster Linie dazu beiträgt, einem
kolorierten Plane ein angenehmes, freundliches Aussehen
zu verleihen und auch dem Laien die richtige Auffassung
der Situation beizubringen vermag, ist wohl nicht zu be-
streiten. Die Herstellung eines wirkungsvollen Baumschlags
ist jedoch nicht so einfach und mancher freundliche Leser
dieser Zeilen wird sich mit unwillkürlichem Lächeln seiner
eigeneri endlosen Übungen im Baumschlag erinnern. Mit
Preuden ist wahrzuriehmen, dafs auf die peinliche Aus-
gestaltung des Baumschlags heut niCht mehr der hohe
Wert gelegt wird; die zeitraubende Pederzeichnungma.nier
ist fast ganz verschwunden, ein jeder hat sich eine flotte,
hingeworfene Pinselmanier angewöhnt, die vor allem nicht
viel Zeit erfordert und doch derartig plastisch wirkt, dafs
ein Kenner sofort Kernpunkte und Unterholz, oder Licht
und Schatten zu erkennen vermag. Wie die Handschriften
verschieden sind, so flndet man selten ähnliche oder gleiche
Baumschlagmanieren.

Pariser Reiseberichte.

Innere niul äufsere Dekoration der Ausstellungs-Oebäude
der Pariser Weltausstellung und die öffentliehen
(tartenanlagen der Stadt Paris.

Von A. Flntelmann, Städt. Gartemnspektoi', Berlin.

(Fortsetzung.)

3. Öffentliclie Gartenanlagen.

Was die öffentlichen Gartenanlagen anbelangt, so setzen
sich dieselben, wie in allen Städten, zusammen aus den
gröfseren und ldeineren Parc’s — Bois de Boulogne, Parc de
Monceau, Parc des ButtesChaumont. Jardin desTuileries.Parc
de MontSouris, Jai’diii du Luxembourg, Bois de Vincennes —
aus den sogenannten Squares (kleineren Schmuckanlagen)
— Place. des Batignolles, Square Decaisne, Place des
Vosges, St. Jacques, de la Trinite, RepUblique und ver-
schiedene andere mehr — sowie aus den Avenuen und
Boulevards.

a) Parc’s-Parkanlagen.

Man mufs es den Franzosen nachrühmen, dafs sie es
verstehen, ihren gröfseren Parkanlagen im allgemeinen den

Stempel der Grofsartigkeit aufzüdrücken, vorzugsweise durch
die herrlichen, leider zum Teil schattenlosen, sie durch-
schneidenden breiten Pahrstrafsen. Überwältigend z. B. ist
der Eindruck, den der Besucher des Bois de Boulogne
empfängt, wenn er die von dem Place de TEtoile ausgehende
Hauptzufahrtstrafse benutzt, in deren sauber gehaltenen,
beiderseits zu den Häusern sanft ansteigenden Anlagen
dem genialen Stadtbaumeister Alphand ein umfangreiches,
von dern Bildhauer Dalon gefertigtes Denkmal autgestellt
worden ist.

Indessen ist dies nur eine Augenblicksempfindung, der
die Ernüchterung bald auf dem Pufse folgt. Bei genauerer
Betrachtung der Kompositionen wird man finden. dafs den
Franzosen die Prinzipien des unregelmäfsigen Gartenstils,
des englischen bezw. deutschen, das Schaffen der Natur
abgelauschter Scenerien, nicht ganz geläufig sind. Dieser
Mangel springt da weniger in die Augen, wo ein gewisser
Zwang voriiegt, sich den gegebenen Terrain-Verhältnissen
anzupassen, wie in dem Parc des Buttes-Chaumont und in
dem Parc de Mont Souris. Beide gewähren, von einzelnen
Mifsgriffen in der Führung der Wege und namentlich der
fast durchweg unnatürlichen monotonen Gestaltung der
Seeanlagen abgesehen, einen wohlthuenden und natürlichen
Eindruck, ersterer mit seinen gigantischen, leider durch
verständnislos verwendeten Kunststein stellenweis verun-
staiteten Kalksteinfelsen, unter sich in schwindelnder Höhe
durch Brücken verbunden, Ietzterer mit seinen wechsel-
reichen Scenerien im AnSchlufs an die ihn unter- und ober-
irdisch kreuzweis durehschneidende, aber den Besucher in
keiner Weise liinderliche Ringbahn und die Chemin de fer
de Limours. Malerische Gruppierungen — vielleicht sind
es nur Schöpfungen des Zufalls — vereinigen sich hier,
namentlich in dem Parc de Mont Souris, mit den von
ihnen eingerahmten, wohlgepflegten Rasenbahnen und mit
den Teichanlagen, letztere allerdings in ihren Uferlinien
stellenweis etwas widernatürlic'h erscheinend, zu einem
harmonischen, mit vielem Verständnis durchgearbeiteten
Ganzen, dessen einzelne Teile hübsche anmutige Scenerien
aufweisen.

In der Behandlung ebener oder tiberhaupt gröfserer,
wenn auch nicht ganz ebener Plächen aber, so scheint es,
verliert der französische Gartenkünstler die Herrschaft über
das Ganze und die einzelnen Teile, scheinbar vereinigt
durch die prächtigen Pahrwege, entbehren jeglicher Be-
ziehung zu einander. So die ausgedehnten Seeanlagen in
dem Bois de Boulogne mit ihren unnatürlichen Ufergestal-
tungen, fast immer von schmalen Wegen ängstlich be-
gleitet, gleichsam um zu verhiiten, dafs der Spaziergänger
den See aus den Augen verliere. Dadurch aber und weil
infolgedessen die Möglichkeit, gröfsere Gehölzmassen an
den Uferlinien anzuordnen, ausgeschlossen ist, geht die
Seeanlage, namentlich gröfseren Umfanges, des notwendigen
Reizes der Abwechselung verlustig, sie wirkt eintönig,
langweilend, ermüdend.

Dazu kommt noch, dafs der gröfste Teil des Bois de
Boulogne mit nur ganz verschwindenden Ausnahmen und
zwar in der Nähe der Seeanlagen, wo einzelne Baumgruppen
sich wirkungsvoll von den gröfseren Rasenflächen abheben,
 
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