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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 8
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Klawun, Paul: Eine Stätte der Gartenkunst in der deutschen Ostmark
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0165

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I)IK GAtlTENKÜNST

111,8

iei

Eine Stätte (1er (tartenkunst in (1er deutsclien Ostmark.

Yon Paul Klawun, Landschaftsgärtner in Grofs Lichterfelde-

Berlin.

Mit grofsem Eifer wendet die preufsische Regierung
seit etwa lOJahren ihre ganze Pürsorge den mit polnischen
Elementen so stark durchsetzten östlichen Provinzen zu,
besonders der bisher am meisten vernachlässigten Provinz
Posen und ihrer Hauptstadt. Hatte man im Anfang sein
Augenmerk zunächst darauf gerichtet, die polnischen Bauern
durch deutsche zu ersetzen, der polnischen Mifswirtschaft
in deutscher Intelligenz und deutschem Pieifs ein Vorbild
zu geben, so ist man neuerdings eifrig an der Arbeit, auch
in der Hauptstadt Posen die geistigen Kulturinteressen zu
fördern, baut kostbare Sandsteinpaläste für staatliche
Museen, Bibliotheken, errichtet Gewerbeschulen, ja man hat
in den letzten Wochen sogar eine stattliche Summe fiir
den Neubau des deutschen Theaters im Landtag bewilligt
und damit einen Herzenswunsch der Posener Bevölkerung
seiner Erfüllung nahe gebracht.

Hat Posen somit das kaum geahnte, ja wohl einzig da-
stehende Glück empfangen, sich als da.s Schofskind der
Königlich preufsischen Staatsregierung zu fühlen, so ist
auch die kommunale Fürsorge besonders seit der Amts-
dauer des jetzigen genialen Ober-Bürgermeisters W itting
in glänzender Weise emporgediehen. Mit weit ausschauen-

dem Blick hat dieser Mann nicht nur die finanziellen,
sanitären und architektonischen Interessen der Stadt mächtig
gefördert, nein er hat sich auch ein Schofskind ausge-
sucht in der Gartenkunst, wofür die Gartenkünstler ihm
dereinst noch ein ganz besonderes Verdienst anzurechnen
haben werden. Mit vornehmem undechtmodernemEmpfinden
hat er gleich beim Beginn seiner kommunalen Thätigkeit
in Posen erkannt, dafs für die gedeihliche Entwickelung
einer Stadt in der Gartenkunst ein ganz besonderes Förde-
rungsmittel gehoten sei, das um so energischer zur An-
wendung kommen müsse, je mehr es bisher zum Nachteil
einer Stadt vernachlässigt wurde, wie es bis vor wenigen
Jahren in Posen leider ganz besonders der Fallwar; dafs es
ferner mit der modernen Entwickelung eines städtischen
Gemeinwesens sich nicht vertrüge, die Pflege der Garten-
kunst etwa einem gelernten Förster oder einem staatlich
gepriiften Chausseeaufseher zu überantworten, wie es! leider
heute noch in verschiedenen Mittelstädten Deutschlands
der Fall ist.

Schnell entschlo«sen schaffte man vor drei Jahren die
ßtelle eines städtischen Garteninspektors für die in der
Üßrson des damaligen Hofgarten-Assistenten Henmann
Kube in Potsdam ein aufserordentlich intelligenter und
thatkräftiger Reflektant gefunden wurde. Was diesdr Herr
innerhalb der verflossenen 3 Jahre in der Stadt Posen, wo

2. ErfriscTuings- und Untersfcandslialle am.gro.fsen Spielplatz im Treptower Park.
Originalanfnahme für „Die Garfcenknnst“.

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