Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 3.1901

DOI Heft:
Nr. 11
DOI Artikel:
Olbrich, Stephan: Über die besten ausdauernden Kletterpflanzen, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0234

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
III, 11

DIE GARTENKUNST

217

Gehölze und deren Verwendung,

Über (lie besten ausdaueriiden -Kletterpflanzen.

Yon St. Olbrieh, Chef dei' Froebelsohen Freilahdkulturen,
Zürich V.

(SohluCs.)

T3ie schlingenden Lonicera bilden ftir uns eine wert-
volle Pflanzengattung zum Bekleiden von allerlei Gegen-
ständen, da ihre meisten Arten sogar Halbschatten sehr
gut, ich möchte sagen besser vertragen, als die volle
Sonne. Es dürfte wohl genügend bekannt sein, dafs die
weifs und gelblich blühenden
Sorten sehr wohlriechend,
die rotblühenden es aber
nicht sind, ihre Bliitezeit aber
andauernder und bisweilen
auch remontierend ist. Die
hellblühenden Sorten setzen,
wenn in die Bliitezeit scbönes
Wetter t.rifft, sehr willig
Samen an, die als kugel-
runde,roteBeeren von August
an noch eino Zierde der
Pflanzen sind. Alle ältoren
Lonioera werden unten kahl,
was durch zeitweisen Rück-
schnitt vermieden werden
kann. Ich will von der
Nennung der zahlreichen
Sorten absehen, da sie ja
in jedem gröfseren Kataloge
beschrieben sind. Bemerken
will ich, dafs die Sorten
Halleana, japonica und splen-
dida geschützte warmeLagen
verlangen und sonst unseren
Winter nicht aushalten. Letz-
tere Sorte ist sonst eine
prachtvolle, aber selten an-
zutreffende Schlingpflanze
mit bläulich silberweifsen
Blättern und grofsen leuch-
tend gelben, sehr wohl-
riechenden, aufsen rötlichen Blumen; sie schlingt sehr
hoch und kann für warme Lagen nicht genug empfohlen
werden.

Maximowiczia chinensis (Kadsura, Schizandra) ist eine
für alle Lagen passende, sehr rasch wachsende, 6—8 m
hoch werdende Schlingpflanze aus dem Amurgebiet. Die
breitelliptischen Blätter sind 12—15 cm lang, dunkelgrün
und an beiden Seiten zugespitzt. Die traubenständigen
Blüten sind blafsrosa, die Fruchtstände der weiblichen
Blüten sind rot, erscheinen zahlreich und sind sehr
zierend, sie ähneln denen von Evonymus europaea.

Menispermum canadense ist nicht sonderlich zu em-
pfehlen; es macht sehr viele Ausläufer, welche in der Um'
gebung unangenehm werdon können.

Periploca graeca, die Baumschlinge, ist ungemein rasch
wachsend, sie erreicht 15—18 m und darüber. Die Blüte
ist unscheinbar braunrot, aber wohlriechend. Wo es sich
um schnelle Bekleidung hoher, kahler Flächen unter nicht
besonders günstigen Umständen handelt, wolle man diese
Periploca anwenden.

Pueraria Thunbergiana ist eine der schnell wachsend-
sten Schlingpflanzen für warme, günstige Lagen. In gutem,
durchlassendem Boden kann die Pflanze in einem Jahre
15 m Höhe erreichen; da das LIolz bei uns doch nicht aus-
reifen kann, so friert es inimer 2/3 der Länge zurück. Die
Pflanze bedeckt sich von September an — in guter geschiitz-

tor Lage — mit aufrechten
Bliitentrauben von violett mit
gelb gezeichneter Farbe in
der Form wie Mina lobata.

Die Gattung Rubus liefert
uns mehrere Sorten, welche
mit ihren langen, dünnen
Trieben geeignet sind, als
Rankenpflanzen zur Bekleid-
ung von verschiedenen auf-
rechten Gegenständen zu
dienen, wenn auch ihr Cha-
rakter mohr kriechend ist.
Sie überschreiten selten iiber
3 m Höhe und da alle Jahre
das zweijährigeHolz, welches
regelmäfsig abstirbt, heraus-
geschnitten und durch die
entstandenen neuen Jahres-
triebe ersetzt werden mufs,
so ist deren Ausdehnung nur
immer eine sehr beschränkte.
Am höchsten wächst Rubus
fruticosus fl. roseo pleno,
dann folgt R. fruticosus fol.
albo-marg., R. phoenicolasius,
Rubus Gregy, Rubus leucoder-
mis und alle amerikanischen
Brombeeren mit grofsen efs-
baron Friichten.

Am Schlusse der gestellten
Aufgabe angelangt, kommen
wir jetzt zu den Schlingrosen, welche so zahlreich an
Arten und Varietäten sind, dafs die Auswahl des Besten
nicht so leicht ist. Durch die darin in den letzten Jahren
erlangten Verbesserungen sind verschiedene alte bekannte
Sorten sehr vernachlässigt worden und das gerade nicht
mit Recht. Gegen die epochemachende Neuheit „Turners
Crimson Rambler“ hat wohl niemand etwas einzuwenden;
das war wieder einmal etwas wirklich Neues, Grofsartiges,
welches die Gemüter erregen konnte. Aber dann weiter:
Alle die vielen neuen Schlingrosen, welche seitdem auf-
getaucht sind, sind doch nur Verschlechterungen von
Crimson Rambler, aus deren Samen sie entstanden sein
sollen. Ja, wahrlich nicht alle Jahre flndet sich so ein
Rosenstern! — Die gleich nach dem Auftauchen von Crim-

Park in Koppitz. Spiegelteich mit Fontiine
 
Annotationen