Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 3.1901

DOI Heft:
Nr. 1
DOI Artikel:
Verschiedenes
DOI Artikel:
Vereinsberichte
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0029

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE GARTENKUNST

19

III, 1

nungen u. dergl. lediglich dem ’Wortlaut nach ausgelegt und
gehandhabt werden.

Es ist gewils mit Ereude zu begrüfsen, wenn die Polizei-
organe mit Eifer darauf bedacht sind, dem Schlendrian und
der Gleichgültigkeit vieler Gartenbesitzer hinsichtlich der Yer-
tilgung der Gartenschädlinge entgegenzutreten. In dem in
Rede stehenden Falle ist man jedoch ganz entschieden zu weit
gegangen. Man bekämpft doch die Raupenplage nur, um die
Pflanzen und Bäume vor Schaden zu bewahren. Hier wird
aber verlangt, dals den Bäumen ein weit gröfserer Schaden
zugefiigt wird, als seitens der Raupen jemals geschehen kann.

Heicke.

Der kürzlich verstorbene Reichsbankdirektor Richter in
Köln hat dieser Stadt testamentarisch 100000 Mk. ver-
macht zum Zwecke der Errichtung und Ausschmückung einei'
Halle im Stadtwalde, in der die Büsten solcher Männer und
Erauen Kölns Aufstellung finden sollen, die um die unteren
Volksschichten Kölns sich hervorragend verdient gemacht
haben. Personen, die zu besagtem Zwecke Geld spenden,
müssen mindestens 600000 Mk. geben, wenn ihre Biiste Auf-
nahme finden soll.

Vereinsberichte.

Verein deutsclier (jarteukiiustler.

Niederschrift der Sitzung vom 10. Dezember 1900.

An Stelle des durch Krankheit verhinderten ersten Vor-
sitzenden eröffnet der erste Schriftführer Herr Stadtobergärtner
Weifs die Sitzung und giebt bekannt, dafs infolge eingehender
Erörterungen zwischen dem ersten Vorsitzenden und dem
Herrn Reichskommissar der bisherige Zuschufs zu den Unkosten
des Vereins deutscher Gartenkünstler auf der Pariser Welt-
ausstellung um 1200 Mark, also auf die Summe von 3000 Mark
erhöht worden ist. Darauf gab zunächst Herr Körper-
Fürstenwalde einige Andeutungen ilber immergrüne, Wiesen-
boden liebende, jedoch auf Sandboden gut gedeihende Pflanzen
unter Vorlage eines reichen Materials, während Herr Ober-
gärtner Amelung an Stelle des verhinderten Herrn Garten-
inspektor Weidlich über die Kultur von Erdorchideen sprach
und besonders auch die Topfkultur empfahl im Interesse eines
leichteren Verkaufes. Es folgte darauf eine kurze Besprechung
des Preisausschreibens in Frankfurt a. Oder, nach deren Er-
ledigung Herr Obergärtner Ryssel über seinen 15jährigen
Aufenthalt im Kaukasus sehr interessante Mitteilungen machte
und diese durch grofse Photographien aus den schneebedeckten
Jagdrevieren erläuterte. Zum Schlufs seiner aufserordentlich
fesselnden Schilderung forderte der Redner event. Interessenten
auf, sich seiner demnächst zu unternelnnenden neuen Reise
zum Zweck der Sammlung von Zwiebeln und sonstigen
Pflanzenschätzen im Kaukasus anzuschlielsen, wobei die grofse
Erfahrung des Herrn gewifs jedem zum Vorteil gereichen würde.

Darauf kam der dritte Gegenstand der Tagesordnung' „Be-
ratung über die Bildung einer Sektion Berlin-Brandenburg“
zur Erledigung. Hierüber entspann sich ein lebhafter Meinungs-
austausch. Herr Landschaftsgärtner Vogeler-Charlottenburg
und Herr Stadtobergärtner Clemen konnten sich durchaus nicht
niit dem Gedanken befreunden, an dem bisherigen Zustand
eme Änderung zu treffen und wollten Berlin wie bisher als
den Sammelpunkt für die Interessen der deutschen Gartenkunst
belassen sehn. Herr C1 emen bemerkte, dafs seines Erachtens
für die Mitglieder in und um Berlin gar kein Grund vorläge, eine
besondere Sektion zu bilden, da Berlin Sitz des Vereins sei

und sich die bisherige Art der Mitglieder-Zusammenkünfte so
aufserordentlich gut bewährt habe, während die Bildung von
Sektionen in den Provinzen nach den ausdrücklichen Kund-
gebungen auf der letzten Hauptversammlung in Halle zunächst
nur als Versuch aufzufassen sei. Herr Landschaftsgärtner
Brodersen, Herr K ohlmannslehner und Herr Stadt-
obergärtner Weifs-Berlin traten mit grofser Wärme fiir die
neue Fassung ein, nach welcher auch die Berliner und Branden-
burger Mitglieder sich ebenso wie die Herren in den
verschiedenen Provinzen zu einer Sektion zusammenschliefsen
sollten. Auch die Sitzungen der Berliner Sektion sollten in
derselben Weise wie bisher ein Sammelpunkt für die jeweilig
in Berlin anwesenden auswärtigen Mitglieder bleiben und diesen
dort, wie bisher, Anregung in fachkünstlerischer Weise bieten.
Andererseits würde aber gerade in einer Sektion Berlin sich
am besten Gelegenheit bieten, die aufserordentlich wichtigen
Tagesfragen in Rücksicht auf die engeren lokalen Interessen,
als Lohnbewegung, Submissionswesen etc. eingehender zu
behandeln. Es wäre dies schon aus dem Grunde freudig zu
begrüfsen, weil gerade für die speziellen Interessen der Berliner
Landschaftsgärtner eine Centrale noch nicht bestände und man
bisher immer darauf angewiesen wäre, wichtige Lolcalfragen
gemeinsam mit den Handelsgärtnern, Blumenhändlern und
anderen Spezialisten zu behandeln. Andererseits müsse man
in der Sektionsbildung ein aufserordentlich wirksames Mittel
erblicken, die Interessen für die Gartenkunst in weitesten
Kreisen wachzuhalten und zu beleben, auch die Herren in der
Provinz würden ebensogut wie in Berlin ihr Bestes einsetzen,
um die Sitzungen anregend zu gestalten, und aus dem zweifel-
los sich ergebenden Gedankenaustausch und den Wechsel-
beziehungen zum gemeinsamen grofsen Vereine könnten in
friedlicher Arbeit alle Teile nur gewinnen. Etwaige parti-
kularistische Bestrebungen würden an den gesundenGrundlagen,
auf denen der Verein deutscher Gartenkünstler aufgebaut sei,
von selbst scheitern. Man wolle sich ja nicht zersplittern,
sondern allein im Interesse der grofsen, edlen, schönen
Gartenkunst soll auch den einzelnen Kräften Gelegenheit ge-
geben werden, sich zu bethätigen. Und von diesen Gesichts-
punkten aus könne man den Gedanken der Sektionsbildung
nur mit aufrichtiger Freude begrüfsen.

Mitten in der lebhaftesten und anregendsten Debatte hatte
Herr Landschaftsgärtner Wendt-Berlin den Antrag gestellt,
man solle die Beschlufsfassung über die Bildung einer Sektion
Berlin-Brandenburg um ein Jahr vertagen und die Zwischen-
zeit benutzen, um die Frage nach allen Seiten reiflich zu
erwägen. Dieser Antrag wurde mit 18 gegen 12 Stimmen
angenommen.

Herr Clemen legte sodann noch den Bericht iiber die
Verhandlungen des im Oktober 1900 in Dresden abgehaltenen
Kongresses des „Deutschen Pomologen-Verems“ vor und
machte auf den höchst lehrreichen und interessanten Inhalt
des stattlichen Buches aufmerksam.

Schlufs der Sitzung 3/410 Uhr.

Der Vorsitzende: Der Schriftführer:

I. V. I. V.

Weifs. Klawun.

Wir machen an dieser Stelle nochmals auf das Preis-
aussehreiben betreffend die Erlangung von geeigneten Ent-
würfen zur gärtnerischen Ausschmückung des Wilhelmsplatzes
in Prankfurt a. Oder aufmerksam und verweisen auf den
Inseratenteil. Die näheren Bedingungen und Unterlagen für
dasselbe sind kostenlos von der Redaktion des praktischen
Ratgebers zu Frankfurt a. Oder zu beziehen. Der Vorstand.
 
Annotationen