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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 7
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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0158

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144

DIE GARTENKUNST

III, 1

bildetes Viereck, Die Wegezüge und Kreuzungsstellen sind
korrekt nnd stehen in einem richtigen Verhältnis, was Zahl
und Breite anbetrifft; die Durchsichten heben sich frei
heraus und sind eingerahmt durch massige Pflanzungen,
die mit Sorgfalt mit einander verbunden sind; jedoch
könnten Bäume und Sträucher, zu Gruppen vereinigt oder
einzeln, reichlicher verteilt sein. Der Umrifs der Gewässer
zeugt von einer guten Auffassung, ebenso die Anordnung
der Blumenstücke. Mit Ausnahme der 4 Alleen, die den
Park umschliefsen, und einiger symmetrischer Parterres
herrscht der unregelmäfsige Stil in diesem ansehnlichen
Plane vor, bei dem wir sehr gut die in Frankreich em-
pfohlenen und angewendeten Grundsätze wiedererkennen-

Wir flnden in der deutschen Ausstellung viele Ent-
würfe von Friedhöfen. Die Vereinigten Staaten besitzen
ebenfalls seit langer Zeit diese Begräbnis-Parks, die wir
in Frankreich noch nicht kennen: die Verbesserung der
Promenaden und Pflanzungen unserer Friedhöfe müfste
doch die Aufmerksamkeit der Gemeinde-Behörden auf sich
ziehen, die dabei eine neue Anregung für ihre Thätigkeit
flnden könnten.

Der von Hoppe dargestellte Friedhofs-Entwurf ist sehr
gut ausgeführt; er hat dafür einen dritten Preis von
625 Frks. unter 83 Konkurrenten erhalten. Er ist im ge-
mischten Stil ausgeführt: grofse Alleen und gerade, parallele
Wege schneiden sich rechtwinklig und diese Zugangswege
werden von Kurven durchschnitten, von denen eine sehr
breite als äufsere Umfahrtsstrafse dient.

Der dritte Entwurf ist ein öffentlicher Park, ausgeführt
im Jahre 1887 in Köln; der Stil ist unregelmäfsig; die
Wege, Durchsichten, Pflanzungen sind weniger gut ver-
bunden als in dem ersten Entwurf, aber die mannigfaltigen
Arrangements bei dem Restaurant, dem Wasserturm, dem
Palmenhause, dem Velodrom bilden ein gutes Ensemble.

Der vierte Entwurf ist auch ein Ausstellungsobjekt,
in Deutschland als erstes ausgezeichnet unter 39 Konkur-
renten. Er ist im gemischten Stil ausgefiihrt; trotz seiner
Auszeichnung finden wir ihn schlechter als den ersten
Entwurf. Die Grundsätze, die den Künstler bei der Studie
des ersten und des vierten Planes geleitet haben, unter-
scheiden sich in auflallender Weise. Grofse symmetrische
Pflanzungen nehmen den vierten Teil der Fläche um das
Schlofs ein; infolge dessen entstehen sehr unregelmäfsige,
durch zahlreiche Wege zerstückelt.eRasenplätze und schlechte
Wegekreuzungen.

Die Schule des grofsen deutschen Gartenkünstlers
Meyer, sagt der Berichterstatter in einem Schlufs-Resume
über die Hoppeschen Entwürfe, herrscht in diesen vier
Entwürfen vor, aber wir konstatieren, dafs in dem ersten
Park-Entwurf der Künstler mit den in Frankreich em-
pfohlenen Grundsätzen übereinstimmt.

Es folgen nun zwei Pläne von Viktor Goebel,
Frankfurt a. M., vor denen der Berichterstatter in langer
Betrachtung gestanden hat. Er spricht sich des weiteren
aus über die gute Verteilung der Pflanzungen, der zweck-
mäfsigen Disposition der Wege, der schönen Parterres etc.
und kommt dann zu folgendem Schlufs:

Diese beiden Pläne sind ausgestattet mit einer Legende,

um die Wirklichkeit anzukündigen, denn die Legenden er-
fiillen sich bei der Mehrzahl der deutschen Gartenkünstler
nicht; das ist eine Lücke, die unsere französischen Garten-
künstler zu vermeiden gewufst haben. (Der Bericht-
erstatter meint hier wohl nicht ganz mit Unrecht die
idealen Plan-Konkurrenzen. D. Red.)

Trotzdem haben die beiden Pläne des Herrn Goebel
den Berichterstatter ganz besonders interessiert. Sie unter-
scheiden sich, fährt er weiter fort, auffällig von den Plänen
des Herrn Hoppe: seine Zeichnungen und seine Tusch-
manier sind ähnlich denen der französischen Sektion.
Goebel hat seine beiden Entwürfe geschöpft aus der Be-
geisterung für die Haupt-Prinzipien, die zum gröfsten Teile
identisch sind mit denen, deren wir uns in Frankreich
bedienen.

Die Gebriider Siesmayer, welche nun an die Reihe
kommen, begrüfst der Berichterstatter als gute Bekannte
und erklärt sie für Schüler Meyers in Berlin. Wir ver-
danken, fährt er dann fort, Meyer ein sehr gutes Werk:
Lehrbuch der schönen Gartenkunst (Traite de l’Art des
beaux jardins), veröffentlicht zu Berlin im Jahre 1862, das
den Ausstellern der deutschen Abteilung sehr gute Dienste
geleistet hat.

Die Gebi’üder Siesmayer stellen 5 mit grofser Sorgfalt
ausgearbeitete Entwürfe aus.

Unsere Aufmerksamkeit wird besonders in Anspruch
genommen durch den Park der Bäder von Nauheim und
den Park des Baron W. von Rothschild. Beide Entwürfe
sind sehr gut hinsichtlich der allgemeinen Disposition:
alle Wegezüge zweckmäfsig und sorgfältig ausgearbeitet,
die Perspektiven sehr hübsch und hinlänglich ausgedehnt,
die Gruppen- und Einzelpflanzungen mit vielem Geschick
disponiert.

Die folgenden 3 Entwürfe derselben Aussteller dürften
sehr unebene Terrains darstellen: sie gefallen uns weniger
als die beiden ersten; wir tadeln daran die zahlreichen
Wege, die oft die Richtung wechseln, die zu beträchtlichen
und manchmal ungraziösen Wegekreuzungen, die regel-
mäfsig tiber die ganze Fläche zerstreuten Pflanzungen mit
weniger ausgedehnten und freien Durchsichten. Die Ge-
brüder Siesmayer sind zu beglückwünschen für die Be-
deutung (importance) und die Mannigfaltigkeit, die sie in
ihren Entwürfen zum Ausdruck gebracht haben; sie haben
die Lektionen ihres Lehrers nützlich angewendet.

(ScIlIuCs folgt.)

Kleine Mitteilungen.

Über das Schicksal der Dortmunder Pemlinde berichtet
R. Fischer in der „Voss. Ztg.“ folgendes: „Es ist wirklich so:
die 600 Jahre zählende Dortmunder Eemlinde, das lebende
Zeichen des Mittelalters und gransiger deutscher Romantik,
stirbt ab. Nur einige untere Zweige und die Schöfslinge rings
um den Stamm verkiinden noeh Leben. Der alte, von Eisen-
stangen und Klammern gestützte Baum steht auf einem Iiügel
im flutendsten Leben Dortmunds, auf dem Bahnhofsterrain,
wo er nüchternen Bureaukratenseelen ein „Dorn“ ist. Auch
friiher schon. Zu Zeiten Eriedrich Wilhelms IV. war es, da
sollte die Linde fallen — aus Verkehrsrücksichten, aber der
 
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