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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 10
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Böttcher, E.: Statistisches über die Entwickelung der öffentlichen Park- , Garten- und Baumanlagen in den Weltstädten: Paris 1888 - 1898
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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0221

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204

DIE GARTENKUNST

III, 10

ich für dic mir bereitwilligst zur Verfügung gestellten
statistischen Angaben hiermit öifentlich meinen ehrerbietig-
sten Dank.

Kleine Mitteilungen.

Lieferung von Stecklingspflanzen durch die städtischen
Gewächshäuser des Humboldthain an Gemeindeschulen.

Die botanische Abteilung der städtischen Park-Verwaltung
bietet den Schulkindern und deren Lehrern vielfach Gelegen-
heit, die mannigfachsten, in Deutschland heimischen Pflanzen,
welche sämtiich mit Erkennungstafeln, nach Familien geordnet,
versehen sind, lcennen zu lernen. Durch Besichtigung der
Pflanzen wird aber auch den Kindern Anlafs gegeben, sich
fiir den Pflanzenwuchs und die Pflanzenkenntnis zu inter-
essieren; dadurch wird ihre Liebe fiir pflanzliche Wesen ge-
weckt und so veredelnd auf das Kindesgemüt eingewirkt. Es
wird aber sonst nocli auf die Kinder Einflufs dadurch aus-
geübt, dafs sie die Blumen selbst pflegen müssen. Dieses
Ziel hat sich ein Verein gestollt, dessen Mitglieder sich zu-
sammensetzen aus: Lehrern, Gärtnern und anderen Herren,
denen humane Bestrebungen auszuüben eine ■ angenehme
Pflicht ist.

Zur Blumenanzucht durch Schulkinder ■— womit im Jahre
1899 zuerst begonnen worden ist — sind im ersten Jahre
1000 Stiick Pflanzen, im zweiten Jahre aber schon 2100 Steck-
lings-Pflanzen von der Parkverwaltung iiiesigen Schulvor-
ständen unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden. Diese
Pflanzenanzahl wurde in 22 Gemeindeschulen zur Pflege in
der Häuslichkeit verteilt. Aufserdem hatte vorbezeichneter
Verein im Jahre 1900 800 Stück Palmen für 100 Schulen, sowie
auch eine gröfsere Anzahl von Steckiingspflanzen anderweit
bezogen und an Kinder verteilt.

Als zur Anzucht durch Kinder besonders geeignet wurden
folgende Pflanzenarten von dem Herrn G arten-Inspektor
Fintelmann erachtet und daher verabfolgt:

Acacia lophanta speciosa nana compacta, Begonia semper-
florens, B. „Mad. Vernon“, B. nana compacta, B. Weltoniensis,
B. fuchsioides, Bouvardia Humboldtii corymbifiora, Calceolaria
rugosa, Cuphea strigulosa, C. platycentra Fuchsien, (ver
schiedene), Heliotropium, Lantana hybrida, Myrtus communis
angustifolia, Pelargonien (verschiedene), Solanum Capsicastrum.

Soweit dem Unterzeichneten bekannt geworden ist, sind
diejenigen Schulkinder, welche die besten Resultate mit ihren
Pfleglingen erzielt haben, besonders belobt worden.

Da fast allen Kindern mit den überlassenen Pflanzen grofse
Freude beieitet wurde, die Kinder aucli die Pflanzen mit
grofser Aufmerksamkeit und Liebe behandelt haben, so wird
die Versorgung mit Stecklingspfanzen im nächsten Jahre voraus-
sichtlich noch viel umfangreicher erwünscht sein als bislier.

Heinrich Diekmann.

Für die Anlage ,,landschaftlicher Friedhöfe“ überhaupt
und speziell in Breslau bricht nun auch die „Schles. Ztg.“
eine Lanze, indem sie schreibt: Bei dem ungeheuren Wachs-
tum der Grofsstädte in der Gegenwart hat eine bisher wenig
beachtete Frage eine erhöhte Bedeutung erhalten, die Frage:
Wie beschafft und gestaltet man am zweckmäfsigsten umfang-
reiclie Gottesäcker, wie wandelt man am geeignetsten ge-
schlossene Friedhöfe zu andern Zwecken nm? In andern
Ländern und auch in verschiedenen göfseren Städten Deutsch-

lands hat man die sogenannten landschaftlichen Fried-
höfe eingerichtet, Begräbnisstätten, welche in parkartigen
Grundzügen angeleg't werden und bei welchen man von den
hohen Grabhügeln absieht, die nicht allein ziemlich bedeutende
Unterhaltskosten erfordern, und aufserdem in schneearmen
Wintern, wie der letztvergangene, nur schwer vor dem Er-
frieren zu schützen sind. Diese landschaftlichen Friedhöfe
wirken sehr schön und stimmungsvoll und haben den Vorzug,
dafs sie sich später einmal mit Leichtigkeit in Erhohlungs-
stätten umwandeln lassen. Die Hauptwege sind dann schon
gegeben, nur die Pflanzungen sind noch umzugestalten,
und die Erholungstätte ist fertig. Bei den g-uten Erfahrungen,
die man in anderen Städten mit dieser Einrichtung gemacht
hat und bei dem Anklang, den sie in weiten Kreisen gefunden
hat, ist man auch in Breslau dem Gedanken schon näher ge-
treten, bei JSTeuanlagen oder Erweiterungen von Gottesäckern
die landschaftliche Gestaltung einzuführen. So hat beispiels-
weise Gartendirektor Richter bereits Pläne für eine Er-
weiterung des Gräbschener Kommunalfriedhofes und
einen neuanzulegenden Gottesacker in Cosel ausgearbeitet,
während Friedhofsinspektor Erbe einen Plan für eine dem-
nächst bevorstehende Ervveiterung des Kommunalfried-
liofes auf den Polinkeäckern bei Oswitz vorbereitet hat,
der binnen kurzem dem Magistrat und den Stadtverordneten
zur Genehmigung vorgelegt werden soll. Es ist nicht uninter-
essant, zu erfahren, wie diese Anlage gedacht ist. Die zur
Verfügung stehenden Ländereien, die augenblicklich noch ver-
pachtet sind, sollen, sobald als angehend, dem Friedhofe ein-
verleibt werden. Sie umfassen 75 Morgen und schliefsen sich
in langgestreckter, liornähnlicher Form nach Korden an das
westliche Viertel des Friedhofs an. Die schmale Form des
Geländes ist nicht eben glticklich zu nennen, weshalb die
Lösung der neuen Aufgabe nicht leicht war. Die bisherige
Hauptsache an neuen Friedhofsanlagen war die möglichste
Belegungsfähig-keit des Terrains; diese geht aber bei den land-
schaftlichen Friedhöfen nicht unwesentlich zurück (in Köln
z. B. von 70 pCt. zu 38 pCt.). Der hiesige Entwurf sieht eine
Belegungsfähigkeit von 60 pCt. vor. Da es bei der Tiefe de
Geländes nicht möglich wäre, die Särge von der Chaussee so
weit nach hinten zu tragen, durchzieht das Ganze ein breiter
Weg, von dem 7 Meter chaussiert, 3 m als Fufsweg gedacht
sind. Der Fahrweg könnte nur an der westlichsten Seite an-
gelegt werden, da die schon vorhandenen Wege des Friedhofs
der sie beengenden Grabhiigel wegen sich nicht verbreitern
lassen. Natürlich ist dort auch für einen grofsen Wagenhalte-
und Umkehrplatz Sorge getragen. Da der Bau einer eigenen
Kapelle und Leichenhalle für den neuen Teil unbedingt er-
forderlich sein wird, so wiirde eine gerade Alle von dort aus
mitten durch das Terrain gehen; rechts und links schliefsen
sioh dann an diese die Begräbnisplätze an. Dio übrigen Wege
sind schmaler gedacht, zu 4—5 m Breite, und ihre Befestigung
würde mit Ziegelsclilag auszuführen sein. Die Beerdigungsfelder
werden nur an passenden Stellen mit Gruppenpflanzungen ver-
sehen und gewäliren schon vor ihrer Belegung einen land-
schaftlich freundlichen Anblick; die Erbbegräbnisse liegen in-
mitten grüner Pflanzungen, und manche Gruft wird in solch
landschaftlicher Umgebung von prächtiger Wirkung sein.
Eine besondere Sorgfalt ist den für die Armenbeerdigungen
des llospitals bestimmten Plätzen zugedacht. Diese Felder
sollen dichter umpflanzt werden, um die ärmlichen ungepflegten
Grabhiigel zu verdecken. Von Erdbewegungen ist in dem
Plane in Rücksicht anf die hohen Kosten ganz abgesehen und
die Flächen auf dem ziemlich ebenen Terrain in sich planiert
gedacht worden.
 
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