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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 8
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Unsere diesjährige Hauptversammlung
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Clemen, Emil: Bilder aus dem Treptower Park
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0163

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III, 8

DIE GARTENKÜNST

149.

Unsere diesjährige Hauptversammlung.

Wenn man irgendwo iiber Elberfeld-Barmen sprechen
hört, d'ann wird meist iiber die weniger lobenswerten Eigen-
schaften dioser Städte, als da sind: die schwarze Wupper,
die vielen Schlote und die beträchtlichen Mengen von Rufs
und rhit'unter recht zweifelhaften Wohlgerüchen, die Geifsel
des Spot.tes geschwungen. Das mag in mancher Hinsicht
ja begriindet sein, aber man darf dabei nicht vergessen,
dafs dio Ursachen dieser wenig angenehmen Eigenschaften,
die zahllosen industriellen Etablissements, diesen Teil
unseres Vaterlandes zu einem der wohlhabendsten ge-
macht haben, und dafs man infolge dieser Wohlhabenheit
in den letzten Jahrizehnten hier redlich bemiiht war, einen
Teil des Überflusses zur Verschönerung der Städte und
deren Umgebung zu opfern, Wenn man sieht, wie hier
iiberall die herrlichsten Prachtbauten entstanden, wie die
Verschönerungsvereine und städtischen Behörden viele
Hunderte von Morgen der auf den umliegenden Höhen
vorhandenen Waldungen der Spekulationswut entrissen,
dann kann man dem gemeinniitzigen Geiste, der hier herrscht,
seine Anerkennung nicht versagen. Pür unsere Hauptver-
sammlung wird es aber eine dankenswerte Aufgabe sein,
auf diosen Geist in unsorem Sinne befruchtend einzuwirken,
indem deron Verhandlungen zeigon werden, dafs auch die
Gartenkunst bestrebt ist, den Ariforderungen des modernen

Städtelebens in ästhetischer, hygienischer und sportlicher
Hinsicht gerecht zu werden.

Wenn wir so in zahlreichem Beisammensein dpr Ar-
beit den Tribut gezollt haben werden, dann wird aber auch
der Lohn nicht fehlen, denn die oben erwähnten Schatten-
seiten des Wupperthales werden in reichstem Mafse von
den Lichtfluten paralysiert. Die kleinen Touren an den
beiden Sitzungstagen und die gröfseren Ausflüge am dritten
und viorten Tage werden eine solche Fiille reizvoller, land-
schaftlicher Bilder enthiillen, dafs wohl keiner der Be-
sucher das bergischo Land unbefriedigt verlassen wird.. Der
Charakter dor bergischen Landschaft ist mehr intim-lieb-
licher, als wildromantischer Art, aber darum nicht weniger
abwechslungsreich. Von besonderem Interesse sind auph die
hervorragenden technischen Bauwerke, wie dieSchweböbahn,
die Müngstener Brücke und die verschiedenen Thalsperren.

Doch wir wollen don Ereignissen nicht allzusehr
vorgreifen; angedeutet sei hier jedoch noch, dafs die Ver-
wältungen der beiden Städte trnd sonstige mafsgebende
Persönlichkeiten unseren Verhandlungen reges Interesse
entgegenbringen, und dafs es daher wünschenswert wäre,
wenn unsere diesjährige Versammlung durch recht zahl-
reiche Beteiligung seitens der Mitglieder den gehegten Er-
wartungen entsprechen würde. R.

Städtische Park- und Gartenanlagen.

Bilder aus dem Treptower Park.

Von Emil Clemen, Berlin.

(Mit 4 Abbildungen.)

Wer im Jahre 1896 die grofse Berliner Gewerbe-Aus-
stellung im Trep.tower Park besucht hat, wird vielleicht
mit einigem Bangen erfüllt worden sein, dafs dieser "bereits
herrlich herangewachsene, von Gustav Meyer begonnene
und nach seinem Entwurf von seinem Nachfolger, dem
jetzigen Stadt-Gartendirektor von Berlin, Herrn Mächtig,
getreu ausgeführte und vollendete Park in seinen vorherigen
Zustand wieder hergestellt werden könnte. Diese Besorg-
nis hat sich gliicklicherweise nicht bewahrheitet und man
könnte fast sagen: Wie ein Phönix aus seiner Asche,
herrlicher und schöner ist der Treptower Park aus diesem
immerhin etwas demolierenden Weltentrubel in seiner ur-
sprünglichen Porm und Gestalt wiedererstanden.

Es soll nun nicht meine Aufgabe sein, die Entstehung
und Entwickelung des Parkes näher zu beschreiben. Hier-
über flnden die geehrten Leser im Jahrgang 1896 der
„Zeitschrift für Gartenbau und Gartenkunst“ Seite 89
u. f. eine ausfiihiiiche Abhandlung nebst Plan von
dem Städtischen Obergärtner Herrri Bötlcher-Berlin.
Meine Absicht ist, den geehrten Lesern einige instruktive

Die Gartenkunst.

Bilder aus dem schönen Park vorzuführen, wobei. es mir
besonders darauf ankam, die in solchen öffentlichen Park-
anlagen notwendigen Baulichkeiten, die man sonst gern
v.ersteckt, wie Bedürfnisanstalten, Unterstandshallen, Uten-
silienschuppen u. dgl. in schöner Ausführung zu zeigen,
so dafs sich dieselben auch offen dem Blicke der Kritiker
präsentieren können, bhne ihr kiinstlerisches Auge zu be-
leidigen.

Da.s Bilcl 1. (Seite 150) zeigt uns einen Fachwerkbau,
beschattet und eingerahmt von zierlichem Birken- und
Akaziengrün, der verschiedenen notwendigen Zwecken
dient. Die Vorderseite bietet in einem leichten Bau von
geschnitztem und buntem Holzwerk Schutz bei plötzlich ein-
tretendem Unwetter. Zu beiden Seiten befinden sich die
für jedes Geschlecht getrennten Aborte. Der mittlere Raum
und das Dachgeschols dienen zur Unterbringung der Garten-
gerätschaften, während sich seitwärts noch je ein Raum
für Arbeiter und Wächter anschliefsen.

D.as Bild 2 (Seite 151). stellt die Erfrischungshalle an
dem grofsen Spielplatze in der Mitte des Parkes dar, deren
sichtbare Front nach dem sogenanuten Karpfenteiche zu
gelegen ist, nach dem man von hier eine prachtvolle Aus-
sicht geniefst. Die zu beiden Seiten angebauten geräumigen
Hallen gewähren einer grofsen Anzahl von Personen Schutz

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