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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 8
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Schoch, Gottlieb: Das Gehölzmaterial des Gartenkünstlers, 3
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Olbrich, Stephan: Über die besten ausdauernden Kletterpflanzen, [1]
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Verschiedenes
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0181

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III, 8

DIE GAKTENKUNST

167

was anfänglioh als Nachteil gegenüber der Schaftensweise
anderer Künste erschien, gestaltet sicli dann zu einem
nur der Gartenkunst eigenen Vorzuge, der ihr eine selbst-
ständige und unabhängige Stellung anweist und dadurch ihre
Bedeutung für die menschliche Kulturentwickelung wesent-
lich erhöht.

Über (lie besten aiisdaueniden Kletterpflanzen.

Von St. Olbrich, Chef der Froebelschen Freilandkulturen,
Zürich V.

Die Verwendung unserer sehr zahlreichen ausdauernden
Kletterpflanzen ist infolge der moderneren Binrichtung
unserer Gärten und Bauarten der Wohnsitze bedeutend
vielseitiger, als früher: es ist mehr Gelegenheit geboten,
solche Pflanzen anzuwenden. Wiederum ist auch deren
Arten- und Varietätenzahl gestiegen, so dass eine Sicht.ung
nach den Charaktereigentümlichkeiten und Verwendungs-
zwecken derselben für manchen werten Leser dieser sehr
geschätzten Zeitschrift, welcher nicht immer in der Lage
ist, mit dieser Pflanzenkategorie zu verkehren, nicht unzeit-
gemäfs genannt werden kann.

Bei der Anpflanzung von Kletter- oder Schlingpflanzen
ist stets in Berücksichtigung zu ziehen, dafs bei den vielerlei
Arten und Varietäten auch sehr verschiedene Wachstums-
verhältnisse vorkömmen, welche gekannt sein wollen, wenn
man die Auswahl für den bestimmten Zweck auch richtig
treifen will. Man wird daher besonders stark wachsende
und hoch werdende Sorten nicht an Plätze bringen, die
der Pflanze nur eine beschränkte Ausdehnung gestatten,
ebenso umgekehrt. Man wird nicht schwer belaubte dahin
bringen, wo ein leichtes, elegantes Aussehen notwendig
ist. Man wird ferner an schwer zugänglichen Stellen lieine
Sorten setzen, welche stets angebunden werden müssen,
sondern diejenigen wählen, welche sich entweder selbst
anklammern oder selbst winden, infolgedessen sie ohne
grofse Nachhilfe die betreffenden Stellen bekleiden werden.
Ebenso wird man darauf achten müssen, welche Arten
sönnige oder schattige Lagen beanspruchen, damit der
beabsichtigte Zweck, ein freudiges Wachstum, erreicht
wird. Auch die geschützte, freie oder zugige Lage mufs
bei der Sortenwahl berücksichtigt werden.

Bs ist auch in Betracht zu ziehen, dafs die besonders hoch-
werdenden Sorten nach Jahren gern unten kahl werden,
und ist gleich dafür zu sorgen, dafs durch abwechslungs-
weise Pflanzung von niedrigbleibenden und hochwerden-
den. Sorten die zu beldeidende Fläche gleichmäfsig garniert
bleibt. Es ist wohl unnötig, zu erwähnen, dafs auch die
Anspriiche ari Boden, welche nun manche Arten stellen,
wenn sie Erfolg versprechen sollen, auch berücksichtigt
und den Pflanzen geboten werden miissen. Sind die be-
treffenden Bedingungen nicht vorhanden, so lassen sie sich
vor der Pflanzung herstellen. Man kann schweren Boden
durch geeignete Mischung mit anderem leichter machen;
nasser, undurchlässiger Boden läfst sich durcli entsprechen-
des Drainieren und besonders tiefe Pflanzlöcher fiir das Ge-
deihen der Pflanzen brauchbar machen u. s. w.

Die Kletterpflanzen sind entweder Ranker, Wickler,
Wurzler oder Windesträucher. Erstere halten sich, wie
z. B. unsere Weinreben und andere Vitis-Arten, durch
eigene Ranken oder Gabeln fest. Wickler sind z. B. ein
grofser Teil unserer Clematis, weil sich der Blattstiel um
erreichbare Gegenstände wickelt. Zu den Wurzlern zählen
wir z. B. Bignonia radicans, Hedera etc., weil sich ihre
sogenannten Luftwurzeln an Holz oder Mauerwerk an-
schmiegen. Windesträucher sind z. B. alle schlingenden
Loniceren, Aristolochien, Menispormum etc. Solche Kletter-
sträucher, welche nicht die Eigenschaft haben, sich an-
halten zu können, sondern nur aufgebunden werdon miissen,
wie z. B. unsere Kletterrosen, diverse Rubus etc., sind
eigentlich nur kriechende Gehölze, welche durch mensch-
liches Zuthun ihren Charakter verändorn.

Der Übersicht halber will ich die in Betracht kom-
menden Kletterpflanzen in alphabetischer Reihenfolge auf-
führen, jedoch nicht alle existiei’enden nennen, sondern
nur erprobte und allgemeineren Zwecken dienende kurz
erwähnen.

Actinidia arguta ist die beste fiir uns von den zwei
anderen: A. polygama und A. Kolomikta, weil sie allein
neben den dekorativen Blättern auch die zierenden stachel-
beerartigen Früchte bei uns bringt. A. arguta erkennt
man von den anderen Sorten daran, dafs beim Längs-
durchschnitt des Holzes das Mark sich in kleinen Quer-
fächern zeigt. Verlangt etwas geschützte Lage.

Akebia quinata ist ein feinzweigiger und feinblättriger
Schlinger von mittlerer Höhe, dessen traubenartige schwarz-
rote Bliiten schon im zeitigen Frühjahre erscheinen. Er
eignet sich zum Beranken von Festons und sonst zierlichen
Gegenständen, wird aber unten gewöhnlich kabl, was durch
zeitweisen Rückschnitt vermieden wird.

(Forfcsetznng folgt.)

Verschiedenes.

Die Kollektivausstellung vou Gartenpläneu (les
Vereins deutscher Gartenkimstler auf der Pariser Welt-
ausstellung 1900 in französischer Beleuchtung.

Von Emil Clemen, Berlin.

(Sclilufs.)

Herr Nivet Jeune, Gartenarchitekt zu Limoges, dessen
Berichte ich bisher gefolgt bin, fährt dann folgendermafsen
fort:

JosephNauen, Gartenarchitekt in Düsseldorf, Reprä-
sentant der Kollektivausstellung Deutschlands, hat ein
Friedhofsprojekt geliefert. Dieses Projekt enthält zuerst
eine landschaftlic.he Partie vom Eingang bis zur Kapelle;
das übrige Terrain wird von grofsen Alleen eingenommen,
anderenäeitensich regelmäfsige Parterres hinziehen, welche
die für die Grabmäler reservierten Partien einrahmen. Bei
der Prüfung seiner Projektions- und Zeichnungsmethode
merkt man sofort, dafs dieser Landschafter auf der Bahn
der französischen Schule schreitet, und in der That hat
er mehrere Jahre in Paris gearbeitet.
 
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