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Die Gartenkunst — 3.1901

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168

DIE GARTENKUNST

III, 8

Hallervorden. Landschaftsgärtner in Berlin, stellt
einen Park gemischten Stiles dar, der bemerkenswert ist
durch zahlreiche vor dem Schlofse angeordnete Parterres.
Rasen, Gewässer, Blumen, Pflanzungen und Buchengänge,
die diese Parterres schmücken, sind mit sehr zahlreichen,
aber in der Praxis zu schwierigen Details behandelt. Die un-
regelmäfsige Partie, die sich den Parterres anschliefst, ist
von einer weniger glücklichen Auffassung: die zahlreichen
Wege bilden eine Unzahl von Kreuzungsstellen und unmäfsig
zerschnittene Rasenflächen; die etwas verworrenen Pflan-
zungen könnten besser verteilt sein und bilden Durchsichten,
die vollständig verfehlt sind.

Seitwärts davon befindet sich Köhler-Berlin, der einen
von ihni ausgeführten Privatpark ausstellt, enthaltend Yilla,
Rosarium, Gewächshäuser, Pergola etc. Die verschieden-
artigen Umrisse und besonders ein Bassin in der Auffahrt
beim Schlofse, um die Wagen zu veranlassen, sich darum
herumzuwinden, sind wohl nach der deutschen Schule.

Den von Weifs-Berlin dargestellten Park trifft man
schon in einer abweichenden Studie bei Goebel. Das ist
noch ein gutes Projekt, bemerkenswert durch eine schöne
mitBäumen bepflanzte und mit Blumenparterres geschmückte
Terrasse. Die ganze Zeichnung zeugt von einer guten
Auffassung, die ziemlich ausgedehnten Perspektiven sind
eingerahmt von geschickt verteilten Pflanzungen.

Zahn-Stendal hat ein Priedhofsprojekt eingeschickt,
das wie die anderen bisher erwähnten deutschen Priedhöfe
im gemischten Stile gehalten ist.

W. Wendt-Berlin stellt 8 kleine Gärten aus, die durch
eine grofse Anzahl nach allen Richtungon gehender Wege
zerstiickelt sind und woran man nach Disposition und Zahl
der Blumendekorationen den Stil der deutschen Schule
wiedererkennt.

Klaeber-Wannsee rnacht eine Variante unter seinen
Kollegen durch Darstellung zweier mit der Peder gezeich-
neten und von 13 photographischen Landschaftsbildern
begleiteten Plänen, die einen gutcn Bffekt machen.

Die Pläne von P. GIum-Berlin, 0. Schulze-Hannover,
B. Finken-Köln und Körner-Berlin orwähnt der Bericht-
erstatter nur flüchtig, da sie seiner Meinung nach Projekte
von geringerer Bedeutung seien; von dem letzteren bemerkt
ei' nur, dafs die Zeichnung sehr gut ausgeführt sei.

Der Mafsstab der Pläne von Karl Coers & Sohn-
Dortmund, welche mehrere Verkleinerungen ausgeführter
Parks und Gärten ausgestellt hatten, erschien dem Bericht-
erstatter „unglücklicherweise“ zu klein, um über die Details
genauere Auskunft zu erteilen.

Von Menzel-Breslau wird gesagt, dafs er ein treuer
Repräsentant der alten deutschon landschaftsgärtnerischen
Prinzipien sei. Er stellt 3 grofse in Öl gemalte Projekte
dar, iiber welche folgende Kritik geiibt wird: Wege zu
zahlreich und zu sehr in Schlangeniinien sich windend, an
ihren Durchschnittspunkten schlechte Wegekreuzungen bil-
dend; Rasenflächen sehr unregelmäfsig und sehr zer-
stückelt; Durchsichten schlecht dirigiert oder absolut
durch Pflanzungen versperrt etc. Der Park der Villa der
Prinzessin-Mutter zu Schaumburg ist besser; er enthält
gute landschaftliche Bffekte, aber wir müssen gestehen,

dafs die Wegezüge und Wegekreuzungen noch zu wiinschen
lassen.

Nachdem Herr Nivet die vom Stadtgartendirektor Trip-
Hanno.ver ausgestellten Photographien der städtischen An-
lagen zu Hannover und anderer Arbeiten, ohne eine Kritik
daran zu üben, erwähnt hat, beschliefst er seinen Bericht
der deutschen Sektion mit einer kurzen Beschreibung des
Reliefpianes des Hamburger Priedhofes, dargestellt von dem
Gartenarchitekten Direktor Cordes. Diese beträchtliche
Arbeit hat, so führt er aus, von dem Künstler eine grofse
Pähigkeit und eine aufserordentliche Geduid erfordert. Herr
Direktor Cordes hat wahrlich einen Anspruch auf die
gröfsten Lobeserhebungen; er hat mächtig zur Erlangung
des hohen Preises beigetragen, welcher der deutschen
Sektion zugebilligt worden ist.

Des weiteren bespricht der Berichterstatter die von
Rufsland, Österreich, den Vereinigten Staaten, Grofsbritan-
nien, Japan, Mexiko, Ungarn und der Schweiz eingesandten
Pläne und stellt zum Schlufs einen Vergleich an zwischen
den Arbeiten der ausländischen und der französischen
Sektion. Seine Beobachtungen fafst er in folgende Punkte
zusammen:

1. Studien: Viele der ausländischen Gartenkünstler
sind in ihren Studien beeinflufst von den Eindriicken, die
sie während ihres Aufenthaltes in Frankreich empfangen
haben; wenn sie nicht zu uns gekommen sind, haben sie
sich geholfen mit unseren besseren Werken iiber Garten-
kunst. In diese beiden Kategorien gehören: Thomayer,
Hein, Nauen, Allemand, Hoppe, Goebel, Siesmayer etc.
(Ob die drei letzteren wohl damit einverstanden sein werden?
D. Red.)

2. Stil: Bbenso wie bei unseren französischen Aus-
stellern sind die beiden Stile, der regelmäfsige und unregel-
mäfsige, der Reihe nach angewendet worden; aber es möge
gestattet sein zu bemerken, dafs der gemischte oder zu-
sammengesetzte Stil in allen französischen und ausländischen
Plänen vorherrscht.

3. Durchsichten: Die ausländischen Gartenkünstler
suchen in ihren Projekten Massen von sehr mannigfaltigen
Scenen zu erhalten, die unzähligen zu diesem Gegenstande
geliefei’ten Photographien sind hiervon der beste Beweis; da-
gegen werden grofse Durchsichten wie bei uns nicht bemerkt.

. 4. Wegezüge: Wir haben öfters, besonders im Hinblick
auf gewifse deutsche Gartenkünstler, strenge Kritik geübt
über die zu unregelmäfsigen Wegeziige, die mitunter unver-
hältnismäfsige Kreuzungssteilen bilden. Die vereinzelten
Bäume, Bassins, Vasen, Statuen, die in der Mitte dieser
Wegekreuzungen aufgestellt sind, scheinen uns von keiner
glücklichen Wirkung zu sein.

5. Gewässer: Die Gewässer sind im allgemeinen gut
angelegt; man erkennt dies an den zu diesem Gegenstande
gelieferten Photographien. Binige Projekte sind wahrhaft
bemerkenswert durch die gute Disposition der Gewässer
und ihrer Ufer.

6. Begräbnis-Parks: Diese Art von Parks fehlt in
Frankreich vollständig; die deutschen Gartenkünstler und
besonders Direktor Cordes haben diese Parks mit einer
wirklichen Befähigung (competence) studiert.
 
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