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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 6
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Prestele: Ein Beitrag zur Geschichte der Gartenkunde, [4]
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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0139

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t>IE GAKTENKUNST

125

iü, 6

Churfürst August führte auf allen seinen Keisen Ohstkerne
mit sich, die er austeilte und gab ein Gesetz, zufolge dessen
jedes junge Paar im ersten Jahre nach seiner Yerheiratung
ein paar Obstbäume anpflanzen sollte.

Demungeachtet blieb die Obstkultur noch auf einer sehr
niedrigen Stufe, bis die Zahl der feinen Sorten aus den Baum-
schulen dei' berühmten Karthause zu Paris als Franzobst in
Deutschland Eingang fand.

Zu der Zeit verdankte Frankreich dem beriihmten Gärtner
Ludwigs XIV., Quintinie, die wissenschaftliche Grundlage der
Pomologie in seiner Instruction pour les jardins fruitiers de
Potagers, avec une traite des oranges et des reflexions sur
l’agriculture etc.

In den Niederlanden erreichte die Obstkultur, unterstützt
durch mildes Klima und unerschöpfliche Fruchtbarkeit des
Bodens praktisch eine hohe Ausbildung'.

Es kann nun auf eine Schilderung der zu jener Zeit
üblichen Arten der Vermehrung der Obstbäume, wie durch das
„Pfrop'fen, Beltzen, Impfen (per insitionem) Oculiren, ßöhren
„oder Pfeiffen (per detractionem), Absaugen(per ablactationem),
„Ablegen (per submersionem) und auf eine von dem Kegens-
„purgischen Physicus und Medicinae Doctor Herrn Georg
„Andreas Agricola in einem ganzen Tractat in folio ver-
„mittelsbeigedruckterKupferstiche weitläufftigbeschriebenen“
teilweise „als Geheimnifsvolle“ bezeichnete Methode begreif-
licherweise nicht eingegangen werden, es möge auch nur kurz
berührt werden, dafs Hartenfels bei Aufzählung „von denen
Krankheiten und üblen Zufällen, welchen die Bäume' unter-
worffen seynd“ mit den schon ohen hei der 1. Betrachtung
des 1. Teils erwähnten angeblichen Einflüssen der Gezeiten
und Planeten sich zu befassen und gegen die „Mondsüchtigen“
heftig zu polemisieren Veranlassung findet, welche gewisse
Krankheiten der Bäume der Konstellation der Gestirne etc.
zuschreiben wollten, was er jedoch als „sogenannten Köhler-
glauben“ energisch zurückweist.

Zu den speziell erwähnten besonderen „Erfindungen oder
Künsten, das Obst entweder gröfser zu machen oder sonst
ungemeine Dinge hierbey zu verrichten“, ähnlich den Hand-
oder Kunstgriffen, Geruch und Farben der Blumen zu ver-
ändern — wie im 1. Teil beschrieben wurde — hat Hartenfeisi
obwohl er zu jener Zeit sicher namhafte und glaubwürdige
Autoren wie Mizaldus, Joh. Bapt. Porta. „in Magia Naturali,
„P. Ferrarius, Joh. Petr. Faber, Baco, in sylva sylvarum, das
„Dietionaire Oeconomique, Evelini in sylva und pomona,
„Glaretz in der vollständigen Haus- und Land-Bibliothec,
„Florini ailgemeiner grosser Herrn und kluger Haus-Vater,
„Bechers kluger Haus-Vater, Fischers fleifsiger Herrn-Auge
„und wohl angeführter Haus-Vater, die ein so grosses Feid
„von allerhand Künsten und ganz aufserordentlichen Selten-
„heiten darstellen“, anführt, doch offenbar kein rechtes Ver-
trauen, „weilen viele dieser beschriebenen Kiinste und Ge-
„heimnisse mit den Begriffen der gesunden Vernunfft nicht
„übereinstimmen.“

Der Kuriosität halber seien einige dieser „Geheimnisse“
enthüllt, z. B. „wie man denen Friichten ihre natürliche Ge-
„stalt verändern und ihnen eine andere Figur und Kunst-
„form geben könne?“ — auf Pfirsichen, Aprikosen, Mandeln
Schriften, Wappen, Namen anzubringen (durch Erweichen der
Kerne und hierauf Einzeichnen in die Kinde etc.), ferner „wie
man denen Früchten einen verbesserten Geschmack geben
könne“ — (in den Actis Philosophicis de anno 1668 besclirieben)
„wie man das Obst an Farben verändern könne?“ — „wie
„man Apfel, Birn und andere ungleiche Arten des Obstes
„vereinigen und beysammen bringen könne?“ — „wie man

„dem Obst einen guten Geruch oder besondere Tugend
„(d. h. eine abführende, auflösende Kraft!) geben könne?“ —
„wie man die Weintrauben sehr früh und auf einem Kirsch-
„baum ziehen solle?“ — (Der Verfasser giebt an, dieses
„Spectacul“ zu Heiligenstadt im Eichsfeld bei dem Gärtner des
Generals von Leyen selbst gesehen zu haben) u. s. w.

Äls letzte Betrachtungen werden noch verschiedene Ohst-
arten beschrieben und schliefslich jene Verrichtungen, welche
in jedem Monat irn Obstgarten zu geschehen haben, in Form
eines Arbeitskalenders geschildert, womit das Ende des höchst
eigenartigen und für die Geschichte der Gartenkunde sehr
instruktiven Buches erreicht ist.

Kleine Mitteilungen.

In der Stadt Jauer sollen gelegentlich der Eegulierung
der Breslauer Strasse auf einem längs derselben fre.i werdenden
Streifen im Herbst d. J. Schmuckanlagen hergestellt werden.

Auf Antrag des Bürgermeisters Groneberg hat der
Verschönerungs-Verein zu Jauer in seiner letzten Sitzung be-
schlossen, sich zur Erlangung zweckentsprechender Entwürfe
mit dem Verein Deutscher Gartenkünstler wegen Veranstaltung
eines Wettbewerbes in Verbindung zu setzen.

Ein Stadtpark in Schöneberg. Ein grofser Plan wird
gegenwärtig vom Schöneberger Magistrat in Erwägung gezogen
und dürfte demnächst auch die Stadtverordnetenversammlung
beschäftigen. Es sollen nämlich die sogenannten Fennwiesen
von der Kommune erworben und zu einem Stadtpark umge-
staltet werden. Der Magistrat hat bereits mit den Besitzern
der sehr umfangreichen Terrains Verhandlungen eingeleitet.
Ebenso hat die städtische Finanzkommission sich schon mit
der Ängelegenheit befasst. Wenn auch anzunehmen ist, dafs
die Besitzer das teilweise sumpfige, sonst wenig wertvolle
Terrain der Stadt Schöneberg für billigen Preis überlassen, so
dürfte doch die Anlage eines Parkes im grofsen Stil dem Orte
erhebliche Ausgaben verursachen. („Berl. Tagebl.“)

Der Magistrat von Spandau hat durch den Kgl. Garten-
baudirektor Encke in Potsdam einen Plan anfertigen lassen,
wonach der der Stadt am nächsten belegene Teil der städtischen
Forst in einen öffentlichen Park umgewandelt werden soil.
Die Kosten sind auf 32500 Mk. berechnet.

Collinsia verna Nutt. Bei der nicht allzugrofsen Auswahl
von Frühjahrsblumen für Freilandbeete, besonders wenn, wie
in diesem Jahre, unsere gangbarsten Sorten noch erfroren sind,
möchte ich auf die so selten angewandte reizende Frühlings-
Collinsie aufmerksam machen. Es ist dies ein einjähriges
Pflänzchen aus Nordamerika, das 15—40 cm hoch wird und
schon im April bis Mai seine sechs- bis mehrblütigen Blüten-
quirle entwickelt. Die grolse Unterlippe der Bliiten ist azur-
blau, die Oberlippe weifs oder purpurlich. Man säet den Samen
Mitte September ari den bestimmten Platz und lichtet die
Pflänzchen auf 10 cm Abstand aus. Bei Eintritt stärkeren
Frostes ist es ratsam, die Beete durch einige Fichtenzweige
zu schützen. Auch als Topfpflanze, im Herbst in kleinen
4zölligen Töpfen ausgesäet, bis auf 3—4 Pflanzen verdiinnt,
frostfrei überwintert und im zeitigen Frühjahr im Kalthause
nahe den Fenstern aufgestellt, gewähren Collinsia verna einen
reizenden Anblick. Emil Clemen.

Über Kälterückfälle im Mai, von denen Deutschland
aucli in diesem Jahre am Anfange des Monats nicht verschont
geblieben ist, macht die „Voss. Ztg.“ folgende Mitteilungen:

„So lange auch die Wissenschaft mit dem Volksglauben
rechnen mufste, dafs jene Kälterückfälle an einige bestimmte
 
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