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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 9
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Preiffer, Carl: Einige Winke bei der Gehölzvermehrung durch krautartige Stecklinge
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Verschiedenes
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0198

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184

DIE GAßTENKUHST

111, 9

aber auch zu spät zu der Einsicht, dafs das eigentlich zum
gröfsten Teile weggeworfenes Holz ist. Wenn ich früher
beginne, so kann ich die Spitzen der Triebe, wie z. B. bei
Weigelia, Deutzia, Philadelphus u. s. w. zu Stecklingen
verwenden. Sie bewurzeln sich äufserst rasch und sind
bereits im Herbste kräftige Pflanzen; ausgeschlossen sind
hier z. B. Gehölze wie Ribes alpinum etc. Bei letzteren
mag es wohl ratsamer sein, womöglich mit Astring zu
schneiden und sie weniger feucht zu halten. Bei dem
Schneiden der Triebe lasse ich soviel stehen, dafs die
stehengebliebenen Augen wieder kräftige Triebe geben.
Dieses zweimalige Schneiden giebt mir bedeutend rnehr
gut bewurzelte Pflanzen, als hätte ich die langen Triebe
später zu 6 oder 8 Stecklingen schneiden können; der gröfste
Teil von diesen wäre dann unbewurzelt, hätte wohl grol'se
Kalluswiilste, aber keine Wurzeln gebildet. Hierbei möchte
ich auch gleichzeitig noch erwähnen, dafs das Abschneiden
und Pertigschneiden der Steckiinge möglichst rasch er-
folgen mufs, weil dadurch die Störung keine so grofse ist.
Bis zur Bewurzelung gebe ich nur während der heifsen
Mittagsstunden Schatten, sonst wird aber dafiir sehr oft,
fast alle 10-—12 Minuten gespritzt. Tritt die erste Spur
der Wurzelbildung ein, so beginne ich allmählich mit dem
Lüften, härte recht bald ab und giefse, wie auch während
der Periode der Wurzelbildung sehr gründlich.

Mit dem Auspflanzen der Stecklinge braucht man
nicht so eilig zu sein, denn es ist viel vorteilhafter,
die bewurzelten Stecklinge während des Winters noch im
Beet zu belassen, um sie dann im Prühjahr, nachdem sie
zurückgeschnitten worden sind, auszupflanzen. Soll das
Auspflanzen dennoch im Jahre der Vermehrung erfolgen,
dann thue man es bald, damit nicht die Stecklinge erst
ins rege Wachstum kommen und die Wurzeln ev. auch
leiden. Besser ist es in diesem Palle schon auszupflanzen,
wenn die Wurzeln etwa 2—3 cm lang geworden sind, da
können sie gleich in den neuen Boden gut eingreifen und
können den Winter auch gut iiberstehen. Ich habe mit
dem Auspflanzen im Prühjahr weit giinstigere Erfolge er-
zielt, besonders empfiehlt sich dies auch für schweren
Boden. Die Wurzel ist dann schon kräftiger, wird zurück-
geschnitten und wächst gleichmäfsig gut an, wodurch die
Sommerentwickelung dann so günstig wird, dafs man der-
artige Sträucher fast so stark als Zweijährige erhält.

Verschiedenes.

Zur Provinzial-Obst-Ausstellung, die in Potscfam vom

28. September bis 2. Oktober d. J. stattfindet, bringen wir aus
den „Mitteilungen des Märkischen Obstbau-Vereins“ folgendes
zur Kenntnis unserer geehrten Leser: Zur Freude des mit den
Ausstellungsvorbereitungen beauftragten Ausschusses können
wir unseren verehrten Mitgliedern die Mitteilung machen,
dafs Se. Majestät unser Allergnädigster Kaiser gerulrt haben,
der Ausstellung als Hauptpreis einen Schreibzeug-Aufsatz aus
der Königl. Porzellanmanufaktur zu iiberweisen. Ihre Majestät
unsere Allergnädigste Kaiserin haben hnldvollst das Protektorat
über die Ausstellung anzunehmen geruht. Se. Excellenz der

Minister für Landwirtschaft, Domänen nnd Forsten, Herr
vonPodbielski, haben das Ehren-Präsidium der Ausstellungs-
leitung übernommen, gleichzeitig auch persönlich ein Ehren-
geschenk (in Form eines silbernen Pokales) gestiftet, dessen
weitere Bestimmung dem Geschenkgeber vorbehalten hleibt.
Aufser diesen sind zahlreiche Ehrengeschenke, so u. a. von
der Stadt Potsdam 1000 Mk., von dem Provinzial-Ausschufs
der Mark Brandenburg 700 Mk., von der Stadt Beriin und von
der Stadt Charlottenburg je 300 Mk. dem Ausstellungs-Aus-
schufs zur vveiteren Verfiigung gestellt.

Gelegentlich der in den unter Nr. 75—82 gestellten Auf-
gaben wissenschaftlicher Bearheitung ist im allgemeinen die
Kürze der Zeit zu bedauern, innerhalb deren eine Lösung betr.
Aufgaben gefordert wird.*) Die Beschäftigung mit diesen
Arbeiten setzt eingehendes Studium des betreffenden Gegen-
standes voraus, welches in so kurzer Zeit kaum erledigt zu
werden vermag, vorausgesetzt, dass nicht gerade jemand
Spezialist in der einen oder anderen Ahteilung ist. Einige
dieser Aufgaben greifen bezüglich ihres Gegenstandes in die
hei der Obstbau-Konferenz gestellten Thematas hinüber und
sind insofern von doppelter Bedeutung. Vorläufig sollen behufs
Erörterung auf diesem Obstbau-Kongrefs, dessen Dauer auf
2 Tage (31. 9. und 1. 10.) in Aussicht genommen, folgende
Pragen ei'örtert werden:

1. Erziehung- der Hochstammkrone des Obstbaumes an
der Landstrafse.

2. Kritische Bemerkungen hetreffs des Schnittes unserer
Obstgehölze.

3. Obstweinbereitung unter Anwendung von Reinhefe.

4. Eatschläge zur Förderung des lieimatlichen Obstbaues.

5. Spargel- und Ehabarber-Kultur.

6. Abschätzung und Rentabilitäts-Berechnung der Obst-
bäume nacli neueren Gesichtspunkten.

Zur Einführung in betreffenden Gegenstand ist je ein
Eeferent und Korreferent vorgesehen und sollen hetreffende
Thesen dem Besucher gedruckt unterbreitet werden. Sofern
eine derartige Veranstaltung eines Obstbau-Kongresses zu einer
stehenden, alljährlich sich wiederholenden Einrichtung geplant
ist, werden etwa unerledigt gebliebene oder nicht z. Z. spruch-
reife Thematas der nächstjährigen Versammlung zu üherweisen
sein. Im allgemeinen Interesse eingehender Behandlung dieser
Zeitfragen, Herbeiführung möglichst allgemein gültiger Ge-
sichtspunkte über die den Obstbau betreffenden Grundlehren,
ist eine allseitige Teilnahme von Fachleuten aller Gegenden
Deu'tschlands an diesen Verhandlungen dringend erwünscht.

Gericlitliches. Am Kgl. Landgericht München I. sind
wegen Sachbeschädigung am 7. ds. Mts. vier junge Burschen
im Alter von 17—20 Jahren, welche in den städt. Isaranlagen
in München in der Zeit vom 17.—23. Februar ds. J. durch Ab-
schneiden mittels Säge 7 Stück Birken mit einem Stamm-
durchmesser von 15—30 cm entwendeten, von 1 bis 6 Monaten
Gefängnis verurteilt worden. Das Gericbt erkannte auf Grund
des Sachverständigen-Gutachtens, da hierdurch eine Schädigung
öffentlicher Anlagen, die zur Annehmlichkeit der Stadtbe-
völkerung dienten, erfolgte, diese empfindliche Strafe und ver-
urteilte zugleich die Gastwirtsgattin N. N., welche das Holz
gekauft, wegen Hehlerei zu 6 'Wochen Gefängnis und Tragung
der Kosten.

*) Pliine, Kostenauschliige etc. zti Obstgarten-Anlagon sind schon bis
zum 1. September einzuliefern. I). Red.
 
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