Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 3.1901

DOI Heft:
Nr. 4
DOI Artikel:
Schröder, ...; Jung, Hermann Robert: Der Kurpark zu Bad Nauheim
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0073

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE GARTENKUNST

61

III, 4

Gärten Deutschlands.

Der Kurpark zu Bad Naulieim.

(Hierzu 1 Plan uncl 5 Ansicliten.)

„Anmutig Thal! Du immergrüner Hain!

Mein Herz begrüCst euch wieder auf das beste;
Enfaltet mir die schwerbehangnen Äste,

Nehmt freundlich mich in eure Schatten ein,
Erquickt von euern Höhn am Tag der Lieb und Lust
Mit frischer Luft und Balsam meine Brust. —“

. (G-oethe.)

Unter den heilkräftigen Taunus-Bädern, wie Wies-
baden, Homburg, Schlangenbad, Langenschwalbach u. s. w.

nimmt das am Ostabhang des Johannesberges (letztem Aus-
läufer des Taunusgebirges), inmitten der fruchtbaren
Wetterau gelegene Nauheim*) eine bevorzugte Rangstellung
ein. Keiner der vorgenannten Badeorte hat in den letzten
zwei Jahrzehnten einen solch bedeutenden Aufschwung

*) Der Ort ist sehr alt, sowohl urkundliche Überlieferungen als aucli
zahlreiche, bei Ausschachtungen gewonnene Eundstücke liefern den Be-
weis, dafs Nauheim schon den Römern bekannt war. Die frühesten zu-
verlässigen Nachrichten über die Landeszugehörigkeit des Ortes stammen
aus dem Jahre 1225. Bis dahin hatte Nauheim dem Grafen vom Münzen-
berg gehört, fiel dann teils an die Grafen von Hanau, teils an die Grafen
von Ealkenstein, und ging nach Erlöschen des letztgenannten Geschlechts
ganz in Hanauschen Besitz über (1418). Yon 1810 bis 1816 stand der Ort
unter Grofsherzoglich Hessischer Oberhoheit, kam dann an Kurhessen
und verblieb mit den Ortschaften Dorheim, Schwalheim und Rödgen als
Enklave. Beim Priedensschlufs 1866 ward diese Enklave von Preufsen an
Hessen-Darmstadt abgetreten. Im Jahre 1854 wurde Nauheim zur Stadt

Die Gartenkunst

genommen, als wie Nauheim, dessen Kurliste heute nahezu
200 000 Besucher aufweist (gegen 4495 im Jahre 1880).

Über die Lage der Stadt gewinnt man sofort einen
Überblick bei der Ankunft am Bahnhof (Linie Frankfurt
a. M.—Kassel); von hier (im Osten der Stadt) führt eine
schattige, beiderseitig mit Villen besetzte Ulmenallee direkt
zum Sprudel und auf die Badehäuser, umspannt diese im
Halbkreis und mündet mit ihrem nördlichen Arm in die bis
zum Fufse des Johannesberges reichende Parkallee. Aus-
gedehnte schattenspendende Parkanlagen umfassen einen

Flächeninhalt von nahezu 80 ha und schliefsen nördlich
mit dem grofsen Weiher und im Süden mit der eigent-
lichen Badeanstalt (im Gegensatz zu dem Villenquartier) ab.
Ein eigenartiges Gepräge verleihen dem Landschaftsbilde,
welches die Badestadt mit ihren schönen Anlagen und
Alleen dem Beschauer besonders vom Johannisberge aus

erhoben und erliielt spiiter, zur Yermeidung von Yerwechselungen mit
dem gleichnamigen hessischen Orte Nauheim bei Grofs-Gerau, amtlich die
Bezeichnung: Bad Nauheim.

Die Geschichte des Bades Nauheim beginnt erst mit dem Jahre 1835.
Derzeitig dienen 5 warme Quellen dem Kurgebrauche, und zwar:

Grofser Sprudel, erbohrt 1839—1841, 159,5 m tief, 32° C, zu Tage ge-
treten am 22. Dezember 1846.

Eriedrich Wilhelm-Sprudel, erbohrt 1852—1855, 180 m tief, 33° C.
Kurbrunnen, erbohrt 1849, tief 16,16 m, 20° C.

Karlsbrunnen, erbohrt 1869, tief 6,0 m, 16° C.

Ludwigsquelle, erbohrt 1842, tief 67,70 m, 18,8° C.

Baumpartie im Kurpark zu Bad Nauheim.

10
 
Annotationen