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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 11
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Janorschke, Oskar Karl: Oberschlesische Parkanlagen, 4: Koppitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0226

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III, 11

DIE GARTENKUNST

209

Deutsche Gärten in Wort und Bild.

Obersclilesische Parkaulagen.

4. Koppitz.

Von Janorschke, Landschaftsgärtner, Oberglogau.

(Mit 6 Abbildungen)

Gärten römischen Stils finden wir häufig in Schlesien
und die letzten Spuren eines solchen sind im Park zu
Koppitz noch nicht ganz verwischt worden. Im Laufe der
Zeit hat eine Umwandlung
der Anlagen, die Erneuerung
der Schlofs- und Neben-
bauten und die Herstellung
neuer Scenerien ein garten-
künstlerisches Werk ge-
schaffen, geeignet, ein An-
ziehungspunkt für die wei-
teste Umgebung zu sein.

Koppitz, ein kleiner Ort,
etwa acht km von der Kreis-
stadt und Bahnstat.ion Grott-
kau (Neifse-Brieger Eisen-
bahn) entfernt, ist gleich-
zeitig von der Nachbarstation
Alt-Grottkau zu Pufs über
wechselndes Wiesengelände
und dem Tiergarten in 3/4
Stunden erreichbar.

Derumfangreiche Herren-
sitz gehört dem Gruben- und
Bergwerksbesitzer Reichs-
grafen v.

welcher den gröfsten Teil
des Jahres in Koppitz ver-
lebt. Ein irn Renaissancestil
erbautes grofses Schlofsge-
bäude liegt an einer mäcii
tigen Wasserpartie, durch
eine gröfsere Terrasse von
dieser getrennt und von
einerSandsteinbalustrade ab-
geschlossen (Bild S. 210).

In Mitte der letzteren liegt die Gondelstation, bis zu
welcher Marmorstufen hinahführen. Zwei überlebensgrofse
Hirsohe in Bronze zieren die Mittelpfeiler, in deren aller-
nächsten Nähe die Mittelfontäne liegt. Gröfsere Partien
hochstämmiger Rosen sind an der Terrassenumwährung
angepflanzt, wie auch aufserhalb derselben in der Nähe des
Schlosses grofse Rosengruppen zu sehen sind. Tadellos
geschnittene Thuja Wareana stehen an allen Ecken der
Terrassenbeete, die reich mit Gruppen und schmalen hand-
artigen Beeten überzogen sind.

Der Sommerflor der Beete besteht zunächst aus blühen-
den Begonien, während ein Dezennium früher die wechsel-
Die Gartenknnst.

vollsten Teppichgruppen daselbst paradierten, wie diese in
dem Werke „Moderne Teppichgärtnerei von W. Hampel-
Koppitz“ wiedergegeben sind. An den mächtigen Schlofs-
komplex schliefst sich an der Hinterfront der Wintergarten,
das Palmenhaus, an, gefüllt mit Prachtexemplaren von
Latania borbonica, eine derselben auf einem kiinstlerisch
äus Cement geformten Baumstamm stehend. Im Winter

flnden nochMusen und die im
Preien stehenden Chamaerops
Unterkommen. Die Vorder-
front des Wint.ergartens be-
grenzt ein vollständig dieht
beschatteter, fensterartig
durchbrochener Laubengang
aus wildem Wein, welcher
bei günstigem Wetter den
Herrschaften zum prome-
nieren dient (Bild S. 213.)

Eine dunkelgrüne, freie,
nicht allzugrofse Rasenfläche
schliefst sich an Laubengang
und Schlofs an, in der Nähe
desParkweges mit blühenden
oder Teppichgruppen geziert.
Da flnden wir das reichs-
gräflicheWappen in den zier-
iichsten Pormen aus Pflanzen
wiedergegeben, oder wellen-
fönnig erhöhte Gruppen, von
denen eine solche von ca. 2 m
Höhe im Bilde ersichtlich,
die im Mittelpunkt ein wirk-
lich selten schönes Exemplar
eines Chamaerops excelsa
präsentiert. Diese Speziali-
täten des verstorbenen Gar-
tenbaudirektor Hampel wer-
den auch fernerhin in stets
wechselnder Porm beibehal-
ten und zeigen eine weise
Zusammenstellung von verschiedenfarbigen Blatt- und
Teppichpflanzen in Verbindung mit blühenden Sachen,
Begonien u. dergl. und waren oft geeignet, den gröfsten
Gegner solcher Gruppen sanfter zu stimmen. Alle besseren
Flor- und Sommerblumen, auch Heliotrop, sowie das beste in
älteren und alle neuen Cannasorten sind in geringer oder
weiterer Entfernung vom Schlofs und in der Näho der
Gärtnerei angepflanzt. Die Canna wuchern fast unkrautartig
und stehen in ihren besseren Sorten zumeist einzeln oder
zu Trupps vereinigt in den tadellos gepflegten Rasenflächen.

Vom Schiofs aus geniefst man über die weiten Wasser-
bahnen einen heniichen Fernblick nach den hinteren,

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