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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 3
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Fintelmann, Axel: Der Wintergarten der Firma A. Wertheim, Berlin, Leipzigerstraße 132/135
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Heyneck, Otto: Chrysanthemum indicum als Gruppenpflanze im Freien
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0058

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46

DIE GARTENKUNST

III, 3

Herrliche Palmen, von den berühmten Winterschen
Gärten in Bordighera bezogen und von rationeller Kultur
zeugend, umsäumen die Wege und lassen unsere Gedanken
für Augenblicke hinüberschweifen zu den lachenden Ge-
staden des sonnigen Italiens. Alles, was dort an der
Riviera die Natur an pflanzlichem Leben dem Sterblichen
in verschwenderischer Piille bietet, finden wir hier in eng-
begrenztem Raume unter schützendem Glasdach wieder.
Bemerkenswert sind u. a. Latania borbonica, Kentia Bal-
moreana, Phoenix dact.ylifera, farinifera und silvestris, Brahea
Roezlii und Rhapis flabeliiformis. Als Untergrund haben
Yerwendung gefunden: Anthurien, Philodendron, Aralia
Sieboldii, Picus elastica, Bromeliaceen u. a., während die
stellenweise mit Korkrinde bekleideten Wände mit Chloro-
phytum Sternbergianum, Tradescantia viridis und Picus
scandens bepflanzt sind.

Hinsichtlich des Gesamt-Arrangements i scheint mir die
Notwendigkeit, dem Wintergarten mehr das Gepräge eines
natürlichen Gartens zu verleihen, zu wenig berücksichtigt
worden zu sein. Bine Unmenge hellfarbiger, die. gröfseren
Palmen tragender Postamente springt dem Besucher un-
angenehm-störend in die Augen und läfst ihn unwillkürlich
zu der Annahme gelangen, als habe er es hier mit einem
mit Pflanzen geschmückten Atelier zu thun.

Vermutlich beabsichtigte man durch eine ausgiebige
Verwendung von Postamenten auf eine Erieichterung des
Verkehrs hinzuwirken und mag denselben deshalb eine
gewisse Zweckmäfsigkeit gern zuerkannt werden. Indessen
kommt es doch in solchem Wintergarten in erster Linie
immer darauf an, die Palmen scheinbar aus dem Boden
herauswachsen zu lassen, ihren Standort dem in der Natur
vorgefundenen anzupassen, sie also auf einer u. a. mit
Selaginellen, Sedum und Farnkräutern bepflanzten Boden-
fläche aufzustellen, die dann ihrerseits den Jahreszeiten
entsprechend noch mit blühenden Pflanzen wirkungsvoll
geschmückt werden kann.

Unter Berücksichtigung solcher Gesichtspunkte stehen
aber dem Gartenkünstler viele Hilfsmittel zur Verfügung,
die immer geeignet sind, eine übermäfsige Verwendung
von Postamenten zu umgehen und wäre es zu wünschen,
dafs man sich derselben auch in diesem Palle bediene,
damit nicht allein der Wintergarten eine wirkliche Zierde
des Warenhauses werde, sondern auch der Besucher des-
selben ein Stückchen wahrheitsgetreue Natur hier vorfinde,
geeignet, Herz und Gemüt zu erquicken.

Pflanzen für Gartenbeete.
Chrysantheimim indiciun als Gruppenpflanze iin Freien.

Von Otto Heyneck, Cracau b. M.

Überwiegend grofs ist die Zahf der in den letzten
Jahren entstandenenNeuheiten in allenSoiitair- undGruppen-
pflanzen, selten aber. werden solche auf ihre Verwendbar-
keit geprüft und zur ansehnlichen Schau gebracht. Ganz
besonderer Beliebtheit haben sich auch in letzter Zeit

Chrysanthemum in Parks und Privatgärten erfreut, seien
dieselben ausgepflanzt oder mit Töpfen auf Beeten ein-
gesenlct.

Piir das Chrysanthemum ist heute das Publikum von
einer gewissen Vorliebe ergriffen und wird jenes mit Recht
mit seinen vielen Spielarten lange Jahre Modeblume bleiben.
Die so oft erwähnte Prage vieler Blumenliebhaber nach
besonders schönen und reichblühenden Chrysanthemum-
Sorten, welche schon in den Monaten August und September
ihre Blüten entfalten, hat mit den in den letzten Jahren
in der reichsten Auswahl in den Handel gebrachten soge-
nannten „Prühblühern“ ihre vollste Befriedigung gefunden.
Nicht anders zu erwarten ist es, dafs von diesen Neuein-
führungen diese oder jene Sorte weniger gefällt, doch ist
die Zahl der frühblühenden Chrysanthemum eine so grofse,
dafs man heute darin eine sichere Auswahl bestimmen
kann. Die Porm der BLumen dieser Herbstbliiher ist die-
selbe, wie bei den spätblülienden Chrysanthemum: es giebt
ein- und auswärtsgebogene, röhrenblütige, anemonenbliitige,
japanische mit locker gebauten, gekräuselten und gedrehten,
wie auch wieder mit schön regelmäfsig geformten Blumen.

Auch die Farbenschattierungen sind in der denkbar
manigfaltigsten Auswahl vorhanden. Die einzelnen Sorten
sind heute genau nach Blütezeit geordnet, um nicht auf
einem Beete gemeinsam Sorten zu wählen, von denen die
eine schon im September, die andere aber erst im Oktober
die Blumen öffnet.

Wie kuitiviert man solclie Chrysanthemum, da selbige
doch nur zum Auswechseln eines nochmaligen Herbstflores
dienen sollen. Nachdem man m.öglichst früh, im Pebruar
oder März, von den vorjährigen Vermehrungspflanzen kräf-
tige Stecklinge gewonnen, pflanze man sie nach guter Be-
wurzelung in rnäfsig kleine Töpfe und gebrauche hierzu
eine gute lehrn- und humusreiche Erde. Sobald nun diese
kleinen Pflanzen üppig genug gewachsen und eine gewisse
Höhe erreicht haben, schneide man dieselben auf 3 bis 4
Blattwinlcel zurück und benutze die Triebe nochmals zur
Gewinnung kleinerer Pflanzen. Um nun aber möglichst
wenig Arbeit zu haben, ist es ratsam, die Pflanzen nach
geniigendem Abhärten von Mitte Mai ab im freien Lande
in einem Abstand von 23 cm bis über dem Topfrand ein-
zusenken. Jetzt mufs reichlich gewässert werden, auch
ab u.nd zu mit Zuhilfenahme von flüssigem Dünger. Bin
nochmaliges Stutzen der Triebe darf nur bis Mitte Juni
vorgenommen werden. Sobald nun die Beete für die
Chrysanthemum frei geworden, pflanze man letztere nach
Bntfernung des Topfes mit möglichster Schonung der
Wurzeln an ihren Bestimmungsort.

Polgende Sorten bewährten sich auf Grund eigener
Brfahrungen im August und September ganz vorzüglich
fiir Gruppenbepflanzungen.

Blushing Bride, helllila und sehr reichblühend,
Höhe 50 cm. Blütezeit vom 20. August an.

Flora, goldgelb, reichbliihend, Höhe 50 cm. Blütezeit
Anfang. August.

Little Bob, ziegelrote kleine Blume, sehr niedrig
wachsend, eignet sich sehr fiir Einfassung anderer Sorten.
Blütezeit Mitte August.
 
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