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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 7
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Juraß, Paul: Geeignete Sträucher und Stauden zur Bepflanzung von Grotten, Stein- und Felspartien
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Schoch, Gottlieb: Das Gehölzmaterial des Gartenkünstlers, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0152

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138

DIE GrARTENKUNST

UI, 7

In erster Linie kommen hier die Farnkräuter in Be-
tracht und zwar für Grotten in schattiger, feuchter Lage.
Biner der schönsten Farne ist Struthiopteris germanica
W., Gemeiner Strausfarn. Die etwa x/2 m und darüber
lang werdenden Wedel sind hellgrün, sehr zierlich gefledert,
und in einem dichten Kreis um den Kopf der Pflanze an-
geordnet. Diese Sorte macht viele Wurzelausläufer und
vermehrt sich dadurch ungemein rasch.

Spiraea Filipendula L. fl. pl. Bine besonders
schöne Stauden-Spiraee, die ihre feine gefiederte Belaubung
dicht auf dem Boden ausbreitet. Die schneeweifsen, dicht
gefüllten Blüten stehen auf etwa 30. crn hohen Stengeln.

Phlox divaricata L. Bildet runde, dichte, 20—25 cm
hohe Stauden, die im Mai einen reichen Flor lilafarbener
Blüten hervorbringen. Liebt einen sonnigen Standort.

Pentsteinon confertus Dougl. Bine noch wenig
verbreitete Staude von ausgebreitetem Wuchs mit schöner,
frischgrüner, fester Belaubung. Die Blütenschäfte werden
ungefähr 30 cm hoch, die rötlich lilafarbenen Blüten stehen
dicht an den Bnden derselben.

Heuchera sanguinea Engeim. Durch die leuchtend
roten Blüten, welche in einer lockeren Rispe auf etwa x/2 m
hohen Stengeln stehen, eine besondere Zierde für Fels-
anlagen. Gedeiht am besten in sonniger Lage auf nahr-
haftem, doch nicht zu nassem Boden.

Campanula glomerata L. Die reichlich erscheinen-
den Blütenschäfte werden 40—50 cm hoch, Blütezeit im
Juni bis August. Die Farbe der Blüten ist schön purpur-
violett.

Campanula persicifolia L. alba grandiflora
hort. Eine wunderschöne Staude. Die etwa x/2—1 m
hoch werdenden Blütenstände sind mit grofsen, reinweifsen,
leicht hängenden Glockenblumen besetzt. Blütezeit dauert
vom Juni bis August und noch länger; zur Ausschmückung
etwas sonnig gelegener Grotten gut geeignet.

Mertensia virginica L. Bildet bis 40 cm hohe
Büsc'ne mit bläulichgrüner, schöner grofser Belaubung.
Durch den aufserordentlichen Reichtum von schönen
rosafarben aufblühenden, später in hellblau übergehenden
Blüten eine sehr empfehlenswerte Pflanze. Gedeiht auf
etwas feuchtem Boden am besten, selbst auch in schattiger
Lage. Die Blütezeit dauert von Mai bis Ende Juni.

Paul Jurafs, Baumschulenweg b. Berlin.

Gehölzkunde.

Das Gehölzmaterial des Gartenkünstlers.

Von G. Sohoeh in Magdeburg.

II.

Wenn wir unser Gehölzmaterial sichten und nach
seiner äufseren sinnlichen Erscheinung bewerten, so finden
wir leicht Formen, die einander ähnlich sind, etwas Ge-
meinsames in ihrer äufseren Gestalt haben. Diese können
wir zu Gruppen vereinigen. Es sind dies nicht gleich-
wertige Gestalten, sondern nur verwandte. Jedes Gehölz

hat seinen eigenen bestimmten Charakter. Die in Gruppen
geordneten Formen bilden sozusagen Variationen über
dasselbe Thema. Man wird sie nebeneinander in den
Gartenschöpfungen verwenden, wenn man dies Thema
breit und gewichtig in ruhigem Grundton zur Wirkung
bringen will. Man wird die Formen verschiedener Gruppen
gegeneinanderstellen oder miteinander verweben, wenn
die im Garten beabsichtigte Wirkung von lcräftigem Wechsel
und energischer Gestaltung diktiert sein soll.

Am wichtigsten sind die Formen der hochwachsenden
Bäume, deren Anordnung im Garten am sorgfältigsten
bedacht sein wiil. Je kleiner und geringer an Masse die
Formen bis zu den niedrigsten Sträuc’nern herab sind, um
so weniger Bedeutung für das Ganze besitzen sie und um
so weniger braucht man ängstlich bemüht zu sein, die
Gruppen auseinander zu halten.

Ferner sind die ursprünglichen samenbeständigen
Arten im grofsen und ganzen besonders bei den hoch-
wachsenden Formen wichtiger und von längerer Lebens-
dauer als die durch Zucht oder Zufall entstandenen Ab-
arten, so grofse Abweichungen letztere auch vielfach von
ihrer Stammform zeigen. Deshalb sind die im Wuchs,
Farbe und Form der Blätter verschiedenen Abarten getrennt
aufgeführt, während die in der Bliite verschiedenen Abarten
den Stammformen zugeteilt sind. Bs ist nicht angängig,
die schönen Blütenvarietäten vieler unserer Pirus-, Prunus-,
Amygdalus-, Crataegus-, Syringa- u. s. w. Arten von den
Arten zu trennen, deren Wirkung in höherer Potenz sie
darstellen.

Wenn die Gruppe verwandter Formen die Grundlage
dieser physiognomischen Gliederung der Gehölze bildet, so
sind die einzelnen Gruppen wieder in gröfsere Abteilungen
zusammenzufassen, um eine übersichtliche Ordnung zu
erhalten. Auch können Untergruppen gebildet werden,
wenn innerhalb der einzelnen Gruppe wesentliche Typen
zu unterscheiden sind, die doch nicht ausreichend ver-
schieden sind, um getrennte Gruppen zu bilden.

Die gröfste physiognomische Verschiedenheit zeigen
die Laub- und Nadelhölzer. Beide Haupttypen sind daher
von vornherein zu trennen.

Die Gruppen der Laubhölzer werden in folgende
Abteilungen eingegliedert:

I. Naturformen:

A. Hochwachsende Laubbäume.

B. Blütenbäume und Baumsträucher nebst verwandten
Formen.

C. Sommergrüne Sträucher.

D. Immergrüne Sträucher.

E. Kletternde Rank- und Schlinggewächse.

II. Kulturformen:

F. Laubgehölze von auffallendem Wuchse.

G. „ mit farbigem Laube.

H. „ mit auffallenden und seltsamen Blatt-

formen.

Die Gruppen der Nadelhölzer sind in folgende Ab-
teilungen vereinigt:

I. Nadelhölzer — Naturformen.

K. „ — Kulturformen.
 
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