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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 11
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Personal-Nachrichten
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III, 11

DIE GARTENKUNST

228

Personal-Nachrichten,

Städtisclier Gartendirektor Weber-Frankfurt a. M. f

Am Samstag, den 6. Oktober, vormittags 9 Uhr, bewegte
sich von der Gutleutstrasse aus ein langer Trauerzug nach
dem Erankfurter Friedhof, um daselbst die sterbliche Hülle des
Städtischen Gartendirektors Andreas Weber zur letzten Ruhe
zu bestatten. Dem Sarge folgten aufser den Angehörigen eine
Abordnung des Magistrats sowie der Stadtv erordneten, die
Beamten und ein grofser Teil
des Personals der Stadtgärt-
nerei, Yertreter hiesiger Ver-
eine und zahlreiche Freunde
und Bekannte des Verstor-
benen. Nach der Grabrede
wurde eine grofse Zahl von
Kränzen und anderen Trauer-
spenden niedergelegt, welchc
Zeugnis gaben von der Ver-
ehrung undBeliebtheit, deren
sich der Verstorbene bei Leb-
zeiten zu erfreuen gehabthat.

Weber erreichteein Alter
von fast 70Jahren. Er war
am 13. März 1832 zu Frank-
furt a. M. geboren. Immer
rüstig und gesund, kränkelte
er erst seit einigen Monaten;
niemand aber ahnte, er selbst
am allerwenigsten, da(s er
den Todeskeim bereits in sicli
trug. Während seines Krank-
seins besuchte ich ihn mehr-
mals, wir unterhielten uns
in der anregendsten Weise
über Vergangenheit und Zu-
kunft, so auch über die
neueren gröfseren Aufgaben,
die das Hochbauamt und die
Stadtgärtnerei noch beschäf-
tigen würden, und mit innerer
Befriedigung und lächelnder
Miene war er im Geiste schon
anordnend bei der Ausführ-
ung. Sein Lebensnerv trat
lebhafter in Aktion, als wir
die oft mit einander be-
sprochene Angelegenheit der
Schaffung eines Central-Schulgartens und vorbildlich anzu-
legender Spiel- und Sportplätze berührten; er meinte, diese
Aufgabe sei seitens der Stadt grofsartig und vornehm geplant,
die Forderungen der Jetztzeit seien eben ganz andere und er
selbst müsse sich erst hineinleben, denn mit den bescheidenen
Ansprüchen in seiner einstigen Jugendzeit und mit den ehemals
freireichsstädtischen Prinzipien liefsen sichderartig grofsePläne
nicht in Einklang bringen. Aber schön würde das alles werden.

In dieser frohen Zuversicht und in der beiderseitigen
Hoffnung auf ein gesundes Wiedersehen verliefs ich den ver-
ehrten Kollegen, ihm besten Erfolg zu einer ärztlich ange-
ratenen Kur in Wildbad wtinschend. Nur wenige Tage
konnte er dort verbleiben, er kehrte in sein eigenes Heirn
zurück, da die Krankheit anfing, ernstlicher aufzutreten, und
sich nun fortgesetzt steigerte, bis ein sanfter Tod ihn erlöste.

Mit Andreas Weber ist einer jener Männer aus dem Leben
geschieden, die einer alten gärtnerischen Sehule, dem einst
weit und breit bekannten Gartenbaugeschäft von S. & J. Rinz
entstammen, in welchem unserWeber als Neffe des alten Rinz
— mit Guiollett, Schöpfer der Frankfurter Promenaden — die
Gärtnerei erlernt hat.

In Londoner, Pariser und Brüsseler Gärtnereien sich weiter
bildend, trat er am 15. November 1852 als Adjunkt des
damaligen Stadtgärtners Sebastian Rinz in städtische
Dienste. Neun Jahre später, im Jahre 1861, wurde ihm die

Leitung der Stadtgärtnerei
übertragen, die er bis zu
seinem Lebensende in sel-
tener Rüstigkeit mit leiden-
schaftlicher Hingebung an
seinen Beruf und mit aner-
kennenswerter Meisterschaft
geleitet hat. Die Hoffnung,
sein auf das nächste Jahr
fallendes BOjähriges Dienst-
jubiläum und den 70.Geburts-
tag in altgewohnter geistiger
und körperlicher Frische be-
gehen zu können, blieb ihm
und anderen leider unerfüllt.

WasWeber während seiner
langjährigen Dienstzeit der
ihm anvertrauten, verant-
wortlichenStellung als treuer
hingebender Beamter ge-
wesen, das beleuchtete in
einem warm und herzlich
empfundenen Nachruf am
offenem Grabe der Vertreter
des Magistrats, Herr Stadt-
baurat B e h n k e. Ebenso
schilderte er mit Gefühlen
der Dankbarkeit die Ver-
dienste, die sich der Ver-
storbene um den weiteren
Ausbau des herrlich grünen
Giirtels dei' Stadt, der allen
bekannten Promenaden, er-
worben hat. Nicht zu ver-
gessen seien auch die viel-
faehen, innerhalb des Stadt-
gebietes neu angelegten
Sehmuckplätze, die Unter-
haltung und Erweiterung des
Friedhofes, die Untermainkai-Anlagen mit dem sOg. „Nizza“,
das sich durch Ausstattung mit tropischen Pflanzenscenerien
besonders auszeichnet, der Garten aia dem Städelschen Kunst-
institut und an dem städtischen Krankenhaus, die Umgestaltung
des Günthersburg-parkes im Jahre 1892 und die Anlage des Zoo-
logischen Gartens mit seiner landschaftlich schönenWeiherpartie
und den geschmackvoli angeordneten Baum- und Strauch-
gruppen, wie er auch auf die noch schwebenden gröfseren
Projekte hinwies, die der demnächstigen Ausführung harren.

Stadtobergärtner Müchler ehrte namens der Beamten den
verstorbenen Chef. Langjährig' gediente, treue Arbeiter legten
Zeichen dankbaren Gedenkens nieder, wie es auch angenehm
bei'ührte, von einem ehemaligen Schüler, Herrn Landschafts-
gärtner Weifsenbach, Worte dankbarer Verehrung zu ver-
nehmen. Herr Oberlehrer Blum sprach für den Verein für

j Andreas Weber, städtisclier Garteridirektor von Frankfurt a. M.
 
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