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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 5
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Kleine Mitteilungen
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Vereinsberichte
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III, 6

DIE GARTENKUNST

105

Blumentöpfen garniert, in welchen Geranium, Eeseda und
Immergrün die bliihende Gottesnatur da draufsen vertraten,
und noch heute findet man bei den Büchertrödlern auf den
Quais lehrreiche Bücher, wie „Der Penstei'gärtner“, „Die
Fensterflora“, kurz eine ganze Fenstergartenlitteratur, die eigens
für Jennv, die Arbeiterin, verfafst zu sein scheint. Sollte nun
Jenny, die Arbeiterin, ebenso verschwunden sein wie Murgers
Mimi Pinson? Die strengen Polizeiverordnungen haben, wie
es scheint, den Reseda-, Geranium- und Immergriintöpfen das
Leben sehr erschwert. Die interessante Dächerflora hat seit
einigen Jahren ganz bedeutend abgenommen, und das ist sehr
zu bedauern, denn die einst so malerischen Pariser Mansarden-
fenster werden dadurch immer nüchterner und farbloser. Die
Gründerinnen der „Gesellschaft der bliihenden Fenster“ wollen
nun die alten Mansardengärtchen wieder aufleben lassen, und
jede Arbeiterin, die ein solches Gärtchen zu besitzen wünscht,
kann Mitglied des Vereins werden, wo sie reichlich mit Sämereien
und mit Blumenerde bedacht wird. (Köln. Ztg.)

Vereinsberichte.

Verein deutscher Garteiikiiustler.

Niederschrift der Sitzung vom 16. April 1901.

Unter dem Vorsitz des Stadtgarteninspektors Herrn Fintel-
mann fand die diesmonatliche Versammlung statt, Nach Ge-
nehmigung der Niederschrift vom 11. März wurde die satzungs-
gemäi'se Aufnahme und Anmeldung neuer Mitglieder erledigt.
Nach Hinweis auf die ausliegenden Eingänge und Besprechung
der wichtigsten Bücher sprach Herr Clemen iiber die bei uns
zur Verwendung kommenden ßüsternarten. Während früher
Ulmus campestris häufiger angepflanzt wurde, wofür unsere
alten Alleen und die einzelnen Bäume in den Dorfauen noch
zeugten, gelangte seit 4 bis 6 Jahrzehnten hauptsächlich Ulmus
scabra (syn. montana) zur Anpflanzung. Letztere wachse
üppiger, setze massenhaft Samen an und sei infolgedessen
häufiger vermehrt worden. Es hätten sich im Laufe der Jahre
viele Bastarde gebildet und dürfte es bei der leichten Aus-
artung und Veränderung der U. scabra bedenklich sein, alle
Spieiarten sicher zu unterscheiden. Ein gutes Unterscheidung-
merkmal bilde im Winter der Stamm. Bei U. campestris sei die
Binde tief zerrissen und dunkel und zwar bis in die höchsten
Äste hinauf. U. c. suberosa sei als besondere Form nicht zu
betrachten, da mehr oder weniger jede U. c. im Alter etwas
Korkentwicklung zeige, sei es auch nur an kleinen Zweigen.
Die Binde der U. scabra habe dagegen eine weniger tiefe
Furchung und gehe diese aueh nicht viel bis tiber die unteren
Kronenäste hinauf. Der obere Stamm und die Äste seien glatt
und zeigten eine mehr hellgraue Färbung. Der Stamm der
U. effusa, die als dritte selbständige Art bei uns in Betracht
komme, bilde nicht senkrecht verlaufende Bisse, sondern er-
scheine durch Ablösung kleiner schuppen- oder plattenartiger
Stücke unregelmäfsig flach gerissen oder glatt. Ein weiterer
Unterschied sei in den Knospen zu finden und zwar habe U.
campestris eirundlich geformte, U. scabra mehr rundliche und
U. effusa länglich spitze Knospen. Letztere habe lange
Blütenstiele während die Blüten der beiden anderen Arten
ganz kurz gestielt, fast sitzend wären. Nicht minder sehr
unterschiedlich seien die Samen der drei Arten und zeigte
Redner an der Hand einer Zeichnung die genauen Merkmale.

Derselbe bemerkte ferner noch, dass als eine der schönsten
Varietäten von U. scabra U. vegeta zu betrachten sei. Der
schöne regelmäfsige Bau der Krone, der aufrechte Wuchs der
Zweige und das -üppige Wachstum des Baumes geben berech-
tigte Veranlassung, ihn als den Zukunftsbaum für Strafsen zu
bezeichnen.

Herr Amelung stelite im Anschluls hieran eine früher
irrtümlich gegebene Erklärung richtig und wies noch darauf
hin, dafs U. campestris Ausläufer treibe. Eine sehr schöne
Varietät sei ferner U. scabra holla.ndica, die sich durch ihr
sehr frühzeitiges Blühen auszeichne, während U. campestris
am spätesten ihre Blüten entwickele.

Alsdann legte der Schriftführer eine Anzahl von Quer
und Durchschnitten von Rüsternholz vor; danach habe U.
effusa weifses Holz, U. campestris dagegen rötliches. Einzelne
Bäume von U. scabra liätten rötliches, andere dagegen auch
weifses PIolz, besonders in den Ästen. Das rote Kernholz, das
bekanntlich von den Stellmachern sehr begehrt wird, finde
man bei U. campestris und bei U. scabra und zwar im Kerne
in sehr verschiedener Ausdehnung. Während es Stämme gäbe,
die nur einen schwachen Kern von rotem Holz aufweisen,
wären auch Bäume vorhanden, die nur einen schwachen
äufseren Ring von rötlichem Holz und einen ausgedehnten
starken roten Kern besäfsen.

Der Vorsitzende berichtete hierauf iiber die Frostsicher-
heit von Acer palmatum. Er habe eine Anzahl der verschie-
denen Spielarten von Späth-Baumschulenweg bezogen und
während des Winters 1899—1900 leicht gedeckt, in dem ver-
flossenen Winter aber je ein Exemplar einer jeden Art frei-
stehen lassen und nur die Wurzeln gedeckt. Kein Exemplar
sei erfroren, obgleich wir eine Kälte von 17,5° gehabt hätten.
Allerdings hätten die in dem japanischen Theile des Humboldt-
hains angepflanzten Ahorn einen gegen Ost-Nord-Ost und
Nord-West geschützten Standort inne gehabt, doch spreche
dieser Umstand sicher dafür, dafs Acer palmatum doch nicht
so empfindlicli sei, wie vielfaeh angenommen werde. Er em-
pfehle deshalb eine häufigere Verwendung dieses so äufserst
zierlichen, durch schöne Belaubung sich auszeichnenden Ahorns
zu ausgiebigerer Verwendung in den Gärten.

In dem sich hieran anschliefsenden Meinungsaustausche
wurden Fälle aus verschiedenen Gegenden Dentschlands auf-
geführt, die sich gewissermafsen widersprachen und die dafür
zeugten, dafs nocli andere Gründe fiir ein Nichtgedeihen des
A. palmatum mitsprechen müfsten, die zu ergründen, eine
interessante Aufgabe wäre.

Nunmehr wurden auf Anregung des Herrn Wendt die
Frostschäden des diesjährigen Winters in den Baumschulen
einer eingehenden Besprechung unterzogen und hierbei ins-
besondere hervorgehoben, dafs in mehreren Baumschulen
beispielsweise alle Platanen in den Wurzeln erfroren wären.

Bei der nun folgenden Beratung über die diesjährigen
Ausflüge wurde beschlossen, vor der nächsten Sitzung eine
Besichtigung der sogenannten Luxferprismenscheiben voran-
gehen zu lassen. Diese dienen zur Erheilung dunkler Räume
durch das Tageslicht, dessen Strahlen durch besonders geformte
prismenartige Gläser gezwungen werden, in nahezu horizon-
taler ßichtung in das Innere zu gelangen. Sollte sich diese
Erfindung bewähren, so dürfte damit gewifs ein nicht zu
unterschätzender Vorteil fiir Überwinterungsräume unserer
Kiibelpflanzen in Kellern, Schuppen u. s. w. erreicht sein. Vor
der Junisitzung soll dann eine Inaugenscheinnahme der von
Herrn Wendt angelegten und unterhaltenen Hotelgärten statt-
finden. Für Ende Juni wurde noch ein Ausflug nach Lorbergs
Baumschulen in Biesenthal und für Anfang September eine
 
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