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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 7
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Scharnke, G.: Das Gehölz-Herbar
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Verschiedenes
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III, 1

DIE GrARTENKUNST

143

wonach nicht immer sofort das Bild des Gesehenen er-
innerlich ist und um nicht Pehler zu machen, verzichtet
man auf die Benutzung der häufig sehr wertvollen Notiz.
Da ist dann das Vorhandensein des Herbars wichtig als
Nachschlagebuch, denn natürliches Material neben ge-
machten Bemerkungen ermöglicht ein schnelles Zurück-
erinnern. Anstatt also bei Exkursionen etc. sich das Notiz-
buch mit leeren Namen und flüchtigen Bemerkungen zu
füllen, ist es ein leichtes, sich gleichzeitig einen Zweig des
notierten Gehölzes zu erbitten, den jedermann gerne ge-
währen wird, und dieser Zweig im Herbar ist von hohem
Werte, zumal wenn auf das Einlegen einige Sorgfalt ver-
wendet wird. Einesteils bewundert auch der Laie dann
die verschiedenen Blattformen der Gehölzpflanzen-Sammlung
gerne, anderenteils aber wird durch das häufige in die
Handnehmen der Pflanzen bei dem Trocknen etc. jedesmal
das Bild des Gesehenen sich fester ins Gedächtnis ein-
prägen und damit ist der Hauptzweck erreicht.

Nach vollendeter Exkursion beginnt das Studium. Die
mitgebrachten Zweige müssen mit entsprechenden Namen-
zetteln versehen werden, sofern das nicht schon an Ort
und Stelle geschehen ist, und die Pflanzenteile werden
zwischen das allbekannte graue Papier zum Trocknen ge-
legt. Nach einigen Tagen müssen diese, um Schimmel-
bildung und Unansehnlichwerden zu vermeiden, umgelegt
werden. Selbstverständlich geschieht das ebenfalls mit
grofser Sorgfalt nnd noch einrnal wird dadurch das Ge-
sehene im Geiste befestigt. Das Umlegen mufs so oft
wiederholt werden, bis die Blätter trocken sind und hat es
1 jedesmal dieselbe Wirkung. So vorbereitet hebt man die
trockenen Pflanzen einstweilen auf und vermehrt ihren
Bestand den ganzen Sommer hindurch. Im Winter beginnt
dann das Ordnen und Kleben. Die im ersten Jahre noch
geringen Schätze ordnet man am besten rein alphabetisch.
Hierbei, nämlich bei dem Aufkleben und Neuschreiben der
hinzuzufügenden Etiketten mit den Bemerkungen tiber
Wuchs und Verwendungsart, Ursprungsort u. a. m. ist bei
jedem Exemplar ein längeres Aufhalten nötig und so
manches wird im Gedächtnis aufgefrischt, wenn nicht gar
in Vergessenheit Geratenes erneuert. Jedes Jahr mufs
hinzugesammelt werden und jeden Winter beim Einordnen
der neuen Errungenschaften in den alten Bestand treten
dem sammelnden Dendrologen Pflanzen vor Augen, die er
vor Jahren einmal gesammelt, und vergessen hat, die aber
doch der vielseitigsten Anwendung wert sind. Allmählich
wird die Sammlung umfangreicher und durch die erwor-
benen Kenntnisse gereizt, entsteht der Wunsch, das Material
übersichtlicher zu gestalten. Irgend ein botanisch dendrolo-
gisches Werk ist bald gefunden und nach diesem beginnt die
Neuordnung. Ich empfehle zu diesem Zweck die Dendrologie
von Prof. Koehne. Dieselbe enthält in streng wissenschaft-
licher und praktischer Anordnung sämtliche bei uns
winterharten Gehölze und ermöglicht ein leichtes Be-
stimmen etwa zweifelhafter Ar.ten.

Wenn gleich beim Anlegen eines Herbars es wichtig
ist, möglichst viele Teile der Art einzulegen, z. B. bei den
Kräutern die ganze Pflanze nebst Wurzel, Blüte und
Früchten, so ist dies beim Gehölz-Herbar einmal nicht

durchführbar und zum andern für unseren Zweck nicht
notwendig und sehr zeitraubend. Angeregt durch ein in
Wünsches Flora von Deutschland aufgestelltes System zur
Bestimmung unserer Laubhölzer nach der Blattform lege
ich nur Blätter, und zwar mehrere und die charakteristischen
der Art ein, füge event. Blüten dazu, und so weit zu er-
reichen, auch Habitusbilder und Photographien. Dies auf
einem Bogen vereinigt, ist sehr instruktiv und hat das für
sich, dafs die Sammlung keinen grofsen Rauminhalt be-
ansprucht, wie dies etwa der Fall ist mit eingelegten Holz-
teilen (Zweigen).

Zum Schlufs noch einige Bemerkungen über das
Trocknen von Coniferen, deren viele Arten die unangenehme
Eigenschaft besitzen, die Nadeln im trockenen Zustande zu
verlieren. Um dies zu verhindern, empfiehlt Herr Dr. Udo
Dammer in einem Werkchen „Der Pflanzen-Sammler“,
Stuttgart, Verlag von Ferd. Enlte, folgende Methode, die
ich auszugsweise wiedergebe und noch nicht versucht habe.
Nachdem die abgeschnittenen Zweige in einigen Tagen
getrocknet sind, werden sie in einem geschlossenen Gefäfs
mit Wasser angeweicht, abgetrocknet und 1—2 Tage in
Glycerin gelegt und darin häufig umgedreht, damit diese
Substanz den ganzen Zweig durchdringt. Nachdem als-
dann die Zweige sauber abgetrocknet worden sind, dafs
äufserlich kein Glycerin mehr haftet, sind sie für das Herbar
fertig.

In dieser Weise hat mir die Anlage des Gehölz-Herbars
viel Vergnügen und Nutzen gebracht und kann ich dieses
Mittel, sich aüf angenehme Weise dendrologische Kennt-
nisse zu verschaffen, angelegentlichst empfehlen.

Verschiedenes.

Die KoIIektivausstellung von Gartenplänen des Vereins
deutscher Gartenkünstler auf der Pariser Weltaus-
stellung 1900 in französischer Beleuchtung.

Von Emil Clemen, Berlin.

In dem Februarheft der Societe nationale d’Horticul-
ture de France befindet sich ein Bericht über die vom
Auslande zur Weltausstellung 1900 in Paris eingesandten
Gartenpläne, und dürfte es vielleicht die geehrten Leser
unserer Zeitschrift interessieren, ein Bild zu erhalten, wie
die Leistungen der deut.schen Aussteller von französischer
Seite beurteilt worden sind.

Eine der bedeutendsten Ausstellungen in der aus-
ländischen Sektion, so heifst es in dem Bericht, ist die
Kollektiv-Ausstellung des Vereins deutscher Gartenkünstler
(la Societe des architectes-paysagistes allemands). Folgen
wir der Reihenfolge, in der die ausgestellten Arbeiten unter-
gebracht sind, so finden wir in erster Linie:

Eduard Hoppe, Zehlendorf-Berlin, der 4 Entwürfe
darstellt.

Einer der besten ist der Entwurf eines öffentlichen
Parkes für Breslau, mit dem ersten Preise von 1250 Frks.
unter 72 deutschen Konkurrenten ausgezeichnet. Dieser
Plan, der im Jahre 1892 ausgeführt worden ist, umfafst
ein von 4 grofsen Alleen gradlinig gepflanzter Bäume ge-
 
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