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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 5
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Prestele: Ein Beitrag zur Geschichte der Gartenkunde, [3]
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Ausstellungen
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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0118

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104

DIE GARTENKUNST

III, B

Pflanzen. Dann wetteiferten die Könige Attalus Philometor
von Pergamus (134 v. Chr.) und Mithridates Eupator von Pontus
(123 62 v. Chr.) in der Anlegung von Gärten, worin sie Gifte

und Gegengifte zogen.

Dioskorides, ein grieehischer Arzt im 1. Jahrhundert n. Chr.,
sammelte für die Kräuterkunde einen grofsen Schatz von Beob-
achtungen und Kenntnissen und behandelte in seinem Werke
„de materia medica“ alle damals bekannten Arzneimittel, die
meistenteils aus dem Pflanzenreiche genommen waren. Er
galt Jahrhunderte hindurch als unbestrittene Autorität in der
Botanik.

Die Republik Venedig' errichtete 1333 einen öffentlichen
medizinischen Garten, dann folgten die Gärten in Padua, Pisa,
Pavia, späterin Frankreich in Paris (1633) und dann in Deutsch-
land und England.

Über 200 Kummern fiihrt Hartenfels in seinem Verzeichnis
(offizineller) Medizinischer Kräuter, Stauden und Gewächse an,
von denen manche auch heute noch als vorzügliche Heilmittel
sich bewähren, wie z. B. Millefolium (Schafgarbe), Matricaria
(Kamille), Thymian (Quendel), Viola (Stiefmütterchen), Trifolium
Menyanthes (Bitterklee), Acorus (Kalmus), Valeriana (Baldrian),
Althaea (Eibisch), Veronica (Ehrenpreis) u. s. w., während die
gröfsere Mehrzahl von der heutigen Medizin „als überwundener
Standpunkt“ betrachtet wird.

Grofs mag allerdingsgemäfs derBeschreibung jedereinzelnen
Pflanze und ihrer speziellen Eigenschaft als Heilmittel der
Glaube an ihre wunderthätige Wirkung zu jener Zeit gewesen
sein, umsomehr als die einheimischen Arten auch bei dürftigen
Vegetationsverhältnissen sich kultivieren liefsen.

Zu den medizinischen Kräutern zählt Hartenfels auch den
„Oaffe oder Coffe“ („eine Art fremder Hülsenfrüchte, die vor
40—50 Jahren noch wenig' bekannt gewesen sei, heute aber
zum Überflufs und Nachteil der Gesundheit gebraucht wtirden“),
ferner Herba The, den Thee (dessen übermäfsiger. Gebrauch
trotz seiner sonstigen „Tugenden“ grofsen Schaden nach sicli
ziehe), desgleichen den bekannten „Toback“ (Nicötiana), „der
das Hirn reinige“, bei „Excessen“ aber statt einer „Medizin“
verderblich wirken soll.

Einer weiteren Betrachtung- ist die „Auszierung eines Lust-
gartens“ gewidmet, in welcher jene für die damalige Zeitperiode
oben bereits erwähnte charakteristische Gesehmacksverirrung
als eine besondere Kunst und Geschicklichkeit hervorgehoben
und als bemerkenswertes Werk hierüber Herrn Friedrich
Küpffners Architecturen vivarboream neo-synemphyteuticam
oder neu-erfundene Baukunst zu lebendigen Baumgebäuden
nach „geometrischen Principiis“ angeführt wird und der Anlage
allerhand schönev Lust-Heeken, Parterren, Terrassen, Fontainen,
Alleen, Contre-Alleen, Treillagen etc. Bedacht genommen ist.

Dem Verfasser darf man gerne Glauben schenken, wenn
er Angesichts solcher Ergötzlichkeiten und als Kind seiner
Zeit zum Sclilusse schreibt:

„. . und wenn alles wohl angeleget ist, wird man bey
„heifsen Tägen sowohl für sich, als in Gesellschaft guter
„Freunde, in diesen Garten-Säälen unendliches Vergnügen
„zu gewarten haben, zumahlen wenn die Nachtigallen und
„übrige singende Vögel mit ihrem lieblichen G-etöne sich
„hierbey vernehmen lassen und man mit denen niedlichen
„Garten-Speisen und einem g-uten Gläfslein Wein, den Appetit
„stillen kann, welches ich einem jeden wohl aufgeraümten
„und zu keinem stinckenden Geitz inclinirendem Gemüthe
„von Hertzen anwünsche. . . .“ (Schlnfs folgt.)

Ausstellungen.

Die Düsseldorfer Ausstellung 1902. Über den der-
zeitigen Fortgang der Arbeiten geht uns folgender Bericht zu:

Bei keiner friihern Ausstellung waren die Arbeiten so weit
vorgeschritten, wie sie es lieute bei dieser sind. Bei der Aus-
stellungsleitung herrscht die Überzeug-ung, dafs die Ausstellung
am 1. Mai 1902 fertig ist, wenn die Aussteller die Leitung
nicht im Stiche lassen. Vor den im Eohbau sich erhebenden
Hauptgebäuden ziehen sich schon Fahrwege mit vierfachen
Baumreihen, und die gärtnerischen Anlagen werden noch in
diesem Sommer vollendet. Die Staatseisenbahnverwaltung
führt Geleisanlagen bis in die Ausstellung und errichtet hier
einen besondern Personenbahnhof, so dafs der Verkehr der
auswärtigen Besucher unmittelbar in die Ausstellung geleitet
werden kann. Eine Rundbahn erleichtert den Verkehr auf dem
ausgedehnten Gelände. Auf der andern Rheinseite wird die
Provinzial - Ausstellung des landwirtschaftlichen Vereins für
Rheinpreufsen Platz finden. Technik und Natur schaffen hier
ein wunderbares Bild. Kilometer weit bespült der Rhein die
Promenaden des Ausstellungsgeländes, links schliefsen der
herrliche Hofgarten und die gewaltige Eisenkonstruktion der
festen Brticke das Bild ab, gegenüber und rechts dehnt sich
die Landschaft des Niederrheins. An den Ausstellungsabenden
werden hier von den Terrassen elektrische Riesenfontänen
ihren Farbenzauber im Rheine widerspiegeln. An Besuchern
wird es nicht fehlen, auf drei Millionen rechnet man schon
heute. Kongresse aller Art werden 1902 in Düsseldorf tagen
und einen wissenschaftlichen und socialpolitischen Rahmen
bilden. Alle Behörden bis zum Reichskanzler lassen dem grofsen
Werke weitestgehende Förderung angedeihen, und der Kaiser
schenkte ihm von Anfang an grofses Interesse. In einem Er-
lafs forderte er Vorlage der Pläne; diese werden in allernächster
Zeit eingereicht. Der Etat der Ausstellung selbst wmrde jüngst
auf 6 800 000 Mark in Einnahme und Ausgabe festgestellt.

In Hamburg findet vom 1. bis 5. Mai d. J. im Velodrom
Rotherbaum eine grotse Frühjahrs-Ausstellung statt. Die
Anmeldungen gehen sehr zahlreich ein. Auswärtige Gärtner
und Blumenhändler haben gänzlich freien Zutritt.

Kleine Mitteilungen.

— Einen Fall von bemerkenswertem Einflufs des elek-
trisehen Lichts auf die Vegetation teilt die „Gartenflora“
nach der „Revue Horticole“ mit. In Genf bewahrten im ver-
gangenen Winter die Platanen der öffentlichen Promenaden an
mehreren Stellen der Stadt an den Zweigen, die durch die
Strahlen der Bogenlampen beleuchtet waren, lange Zeit ihr
Laub schön grün, während die anderen Zweige dasselbe längst
abgeworfen hatten. Im Januar konnte man diese Blätter noch
grün an den betreffenden Bäumen sehen, und erst der starke
Frost brachte sie zum Abfall.

Paris. „Gesellschaft der blühenden Fenster“ nennt sich ein
Verein, dem Damen der besten Pariser Gesellschaft angehören-
Die Gesellschaft g'iebt Arbeiterfräuen, welche ihre Fenster mit
Blumen schmücken rvollen, unentgeltlich Blumentöpfe, Erde
und Pflanzen. Früher war es in den ärmern Stadtteilen von
Paris Mode, dafs jedes Nähmädchen und jede Modistin ihren
kleinen Garten hatte: jedes noch so kleine Fenster war mit
 
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