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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 4
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Fintelmann, Axel: Innere und äußere Dekoration der Ausstellungs-Gebäude der Pariser Weltausstellung und die öffentlichen Gartenanlagen der Stadt Paris, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0091

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III, 4

DIE GAKTENKUNST

77

Pariser Reiseberichte.

Innere nnd iinfsere Dekoration der Ansstellnngs-Gebände
der Pariser Weltausstellung und die öffentiiehen
Gartenanlagen der Stadt Paris.

Von A. Fintelmann, Städt. Garteninspektor, Berlin.

(Fortsetzung.)

In gleicher Weise sind auch die Gartenanlagen in einem
Teile der Ausstellung, am Haupteingange yom Place de la
Concorde aus, durchgeführt. Sämtliche Baumschulartilcel
und Blumen sind hier auf 50- 75 cm über dem Niveau der
Wege sich erhebenden Beeten — sie werden dem Ver-
nehmen nach bombistisch genannt — aufgepflanzt und ge-
winnen in solcher Anordnung sowohl im einzelnen, als auch
im ganzen wahrlich nicht an Übersichtlichkeit; jedes einzelne
Beet mufs umgangen werden, um die Einzel-Exemplare
näher in Augenschein nehmen zu können. — Stichhaltige
Gründe für eine derartige Gestaltung der Binzelbeete und
Rasenanlagen konnte ich nicht in Erfahrung bringen. „II
est ä la mode“, war die einzige Antwort.

Ich sagte, innerhalb Paris seien nur einige Anklänge
an den französischen Gartenstil vorhanden. Anders in
Versailles undin Grand Trianon. Hier finden wir den echten
französischen Gartenstii, von Lenötre eingefiihrt, den Über-
lieferungen nach zu urteilen, wenn wir von einigen wohl auf
Sparsamkeitsrücksichten zurückzuführendenUmgestaltungen
derParterreanlagen absehen, in seinenursprünglichenPormen

erhalten. Die Parkanlagen in Versailies bilden einen Haupt-
anziehungspunkt fiir alle Fremden nicht allein, sondern
auch für die Pariser. Zu Tausenden und aber Tausenden
strömen siean denSonntagen, andenendieWasser „springen“,
zum Besuche der nicht mit Unrecht die Perle französischer
Gartenkunst genannten Anlagen, alles überflutend, Wege
undRasenflächen zugleich aisPromenadenbenutzend, Blumen
riicksichtslos zertretend, schwache Bäumchen erkletternd,
und, in Ermangelung ausreichender Sitzgelegenheiten, sich
in die die Blumenbeete einfassenden Buxushecken setzend.

Man mufs zugeben, dafs diese iibergrofse Menge festlich
gekleideter Menschen so recht in den Rahmen der in so
grofsen Zügen gehaltenen Anlagen hineinpafst., wenn man
z. B. auf der 200 m breiten, sich dem 400 m langen Schlosse
vorlagernden Terrasse stehend über die herrlichen Wasser-
künste, unterbrochen durch breite durch das Meschengewoge
belebte Rasenbahnen, und über den 1558 m langen und
62 m breiten Kanal hinweg in die Ferne sieht. Doch
„wo rohe Krätte sinnlos Avalten, da kann sich kein Gebild
gestalten“, ein wenig mehr Rücksichtnahme seitens der Be-
sucher wäre irn Interesse der Gartenanlagen wünschenswert.
Verwüstete Rasenflächen, zertretene Blumen und Sträucher,
eingedrückte Heckenanpflanzungen etc. sprechen, wenn nach
dem nur eine Stunde währenden Betriebe der Wasserkfinste
das Publikum sich in den Anlagen verteilt, beredter als
Worte es zu schildern vermögen, von den Spuren unbe-
greiflicher Rücksichtslosigkeit.

Blmnenkörbclien als Deckendekoration znr Feier des Geburtstags Sr. Maj.

links leer, rechts geftült

'Lvaisers im SchieCshaussaale^u Liegnitz
 
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