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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 4
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Fintelmann, Axel: Innere und äußere Dekoration der Ausstellungs-Gebäude der Pariser Weltausstellung und die öffentlichen Gartenanlagen der Stadt Paris, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0092

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78

DIE GARTENKUNST

111, 4

Dies nur so nebenbei, weil diese wobl auch an anderen
Orten bemerkbare Bigenschaft mir hier besonders auffiel.

Südlich vom Schlosse geniefst man noch von der
Terrasse aus, vor sich die etwa 5 m tiefer liegende Orangerie
und den imposanten regelmäfsig gehaltenen Schweizersee,
so genannt, weil er unter Ludwig XIV. von einem Regiment
Schweizer zur Anlage des benachbart gelegenen Obst- und
Gemüsegartens, jetzt Gartenbausciiule (Ecole Nationale
d’Horticulture), ausgeschachtet wurde, einen weiten Pern-
blick.

Innerhalb der die Hauptfernsicht über den Grand Canal
beiderseits einrahmenden Baumgruppen, an den Kreuzungs-
punkten der sie in geraden Linien durchschneidenden Wege,
haben Statuen, Vasen, Arkaden, Wasserkünste verschieden-
artigster Gestaltung zweckentsprechende Aufstellung ge-
funden und bieten eine aufserordentliche Fülle von Ab-
wechselung. Strenge Symmetrie waltet überall in der An-
ordnung der Wege, des plastischen Materials, sowie in den
Blumenanlagen auf derTerrasse; nur die hohenHecken haben
zum Teil ihre starren, steifen, der Natur widerstrebenden
Formen eingebüfst. Die Herrschaft der Schere, der jed-
wedes Gehölz, ob laubabwerfend oder immergrün, in den
früheren Jahren seinen Zoll zu zahlen hatte, ist.zu Falle
gekommen; schattenspendend breiten jetzt die die Wege
begleitenden Bäume ihre Äste aus, und, wie es mir scheinen
will, nur zum Vorteile des Ganzen.

Bin dendrologisches Schatzkästlein ist der in dem
südlichen Teile des Parkes gelegene „Jardin du Roi“.
Herrliche Exemplare von Taxodium distichum, Paulownia
imperialis, Liriodendron Tulipitera, Libocedrus, Catalpaovata,
Aesculus flava, Liquidambar styraciflua, Tecoma radicans,
Picea excelsa, Pinus silvestris, Abies Pinsapo und Nord-
manniana u. a. bilden den Hauptbestandteil des in Form
eines Hypodroms gehaltenen, sauber gepflegten und für
sich abgeschlossenen Gartens. Blumen sind auch hier
in verschwenderischer Fülle, teils alle Gehölzgruppen, wie
in dem Parc Monceau, einfassend, teils in einzelnen auf
dem Rasen verteilten Anordnungen. In ersterem Falle
1,00—1,50 m breite Streifen bildend und bunt durcheinander,
in letzterem Falle meist mit 2 Blumenarten widersprechenden
Charakters — wie z. B. Hyacinthus candicans mit einem
Untergrund von Begonia „Brfurter Kind“ und einer Ein-
fassung von Achyranthes Verschaffeltii bepflanzt. Auch
hier berührte die Riicksichtslosigkeit des Publikums un-
angenehm. Tische, Stühle und Kinderwagen wurden auf
den Rasen geschleppt und jedes nur freie Plätzchen zum
Lagern benutzt.

Die Lenötreschen Gartenanlagen bei dem in der Nähe
gelegenen Schlosse Grand Trianon sind in ähnlicher Weise,
wenn auch nicht in so grofsem Mafsstabe durchgeführt
wie die Versailleser, doch erscheinen sie mit ihren zum Teil
verfallenen Wasserkünsten und den wenig gepflegten Baum-

Blumenstlinder als Tafeldekoration zur Feier des Geburtstages Sr. Maj. des Kaisers im Scliiefsliaussaale zu Liegnitz;

links leer, rechts gefüllt.
 
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