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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 8
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Jung, Hermann Robert: Die Ausstellung der Darmstädter Künstler-Kolonie 1901
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Schoch, Gottlieb: Das Gehölzmaterial des Gartenkünstlers, 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0179

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DIE GARTENKUNST

165

III, 8

3. Chrysanthemum indicum.

4. Gardenia florida.

5. Lilium auratum.

6. Physalis Prancheti.

7. Begonia „Gloire de Lorraine“.

8. Bouvardia corymbiflora Humboldtii.

9. Calla aethiopica.

10. Orchideen.

Zum Schlusse möge hier noch ein schönes Bild Er-
wähnung flnden. In zwei geheizten Bassins hatte die Pirma
Henkel eine Sammlung von Nymphaeen:i:) und sonstiger
dekorativer Wasserpflanzen ausgestellt, deren Blütenpracht
in wunderbarer Parbenschönheit das Auge entztickte.

Unser Rundgang durch die Ausstellung ist beendet;
wenn wir hier nicht alles im Peuereifer der Begeisterung
mit offenen Armen aufnehmen, so geschieht dies in
dem guten Glauben, dafs wir in Hinsicht auf den hohen
künstlerischen Wert, welchen die Airsstellung für die In-
dustrie und das gesamte deutsche Kunsthandwerk besitzt,
mit einer objektiven Beurteilung die idealen Bestrebungen
des Unternehmens besser zu würdigen vermeinen. Was
die Künstler sich ersehnen, dafs jedermann „in Schönheit“
hausen und wohnen möge, das wird wohl auf ewig ein
Idealzustand bleiben, der Traum eines Künstlers, der auf
Brden sich niemals verwirklichen wird. Dessen aber sind
wir gewifs, da.fs aus dieser Fülle geistigen Schaffens eine
befruchtende Wirkung auf allen Gebieten des Kunstgewerbes
hervorgeht, — welche, wenn auch hier eine Klärung ein-
getreten und sich das Gute vom Minderwertigen geschieden,
einer neuen heimatlichen Kunst die Wege ebnen wird.
Damit hat die Darmstädter Ausstellung ein sichtbares
Zeichen zur Loslösung von herkömmlicher enger Kunst-
auffassung gegeben, — ein Weckruf, der weit über die
Grenzen unseres Vaterlandes hinaus nicht ungehört ver-
hallen wird.

Gehölzkunde.

Das Grehölzmaterial (les Gartenkiinstlers.

Von G. Schoch in Magdeburg.

III.

Aucli die Wissenschaft hat die Pflanzen nach ihrer
natürlichen Verwandtschaft geordnet. Diese Gliederung
ist aber für des Gartenkiinstlers Zwecke nicht brauchbar.
Ähnlicher Aufbau in Bliite und Frucht, welcher die nattir-

*) Es fanden sich. ausgepfianzt:

1 Winterharte Nymphaeen:

Nympliaea Aurora, Ellisiana, gloriosa, Marliacii var. carnea, Marliacii
chromatella fol. marm., Marliacii rubra punctata, odorata var. exquisita,
odorata var. sulphurea grandifiora, Seignouretii, siihaerocarpa (albavar.
rosea),chrysantha, fulva, Laydekeri var. lilacina, Laydeheri var. purpurata.

2. Tropische und subtropische Nymphaeen:

Nymphaea Amazonum, coerulea, Deaniana, delicatissima, dentata,

mexicana, Omarana, Ortgiesiana, rubra, sansebariensis, sansebariensis var^
rosea, sansebariensis var. rubra.

3. Winterharte Nelumbien.

Nelumbium album, album striatum, japonicum roseum, kermesinum,
Einshiren, luteum, Osiris, pekinense rubrum, speciosum roseum.

liche Verwandtschaft der Pflanze ausmacht, bringen nicht
selten Gehölze in nahe Beziehung. welche in ihrer äufseren
Erscheinung Gegensätze darstellen, und wieder Gehölze
ohne jede natürliche Verwandtschaft reiht der Garten-
kiinstler als von ähnlicher Wirkung zusammen. Während
die Wissenschaft aus dem innern Aufbau der Pflanzen die
Verwandtschaft derselben herleitet, kommt für den Garten-
kiinstler bei der Beurteilung ähnlicher Gestalten - die
äufsere Gesamterscheinung, wie sie sich dem Auge bietet,
in Betracht und seine Gliederung nähert sich der naiven
Anschauung, mit der die ersten Botaniker der neueren
Zeit die Einteilung der Gewächse vornahmen.

Von den wissenschaftlichen botanischen Disziplinen
steht die Pflanzenphysiognomik der gartenkünstlerischen
Betrachtungsweise am nächsten. Die Physiognomik der
Gewächse ist vermittelndes Glied zwischen Wissenschaft
und Kunst. Der Mann der Wissenschaft mit de.rn Auge
des Künstlers, des Malers, hat sie geschaffen. Gartenkunst
ist angewandte Pflanzenphysiognomik. Nur mufs sie der
Wirkung der Porm viel mehr ins einzelne nachgehen, die
sinnenfällige Wirkung feiner nachempfinden, als es die
Wissonschaft der Physiognomik braucht, welche die Pormen
in grofsen Zügen zusammenfafst.

Die Gehölze unserer Gärten stellen nur einen Teil der
unendlichen Pülle von Pflanzengestalten dar, welche die
Oberfläche unseres Planeten schmticken und bewohnbar
machen. Da die Gehölze unserer Gartenanlagen die Pähig-
keit besitzen müssen, unsere Winter schadlos zu ertragen,
so können sie nur aus Gegenden mit ähnlichen oder un-
günstigeren klimatischen Verhältnissen zu uns kommen.
Diese Vorbedingungen sind fast ausschliefslich nur in der
nördlich gemäfsigten Zono voi’handen. Auf den Pestländern
dieser Erdzone bildeten die Laub- und Naldelholzwaldungen
einen breiten zusammenhängenden Gürtel, wo immer nur
die notwendige Luftfeuchtigkeit ihr Wachstum begünstigte.
Der geschlossene Bestand öfinete sich nach den Steppen
Asiens und den Prärien Nordamerikas, denen im trockenen
Kontinentalklima diese Vorbedingung fehlte, oder wurde
von Wasserläufen und Wasserbecken unterbrochen, in
denen Gehölzwuchs unmöglich war. Jetzt hat die mensch-
liche Kultur mit ihrer umbildenden Thätigkeit die Waldungen
so griindlich gelichtet oder, wo solche vorhanden, zu nütz-
lichen Porsten umgewandelt, dafs in den alten Kultur-
ländern Europas nur ganz verschwindende Reste urwüch-
sigen Waldbestandes vorhanden sindÄ') Dieselben Vor-
gänge wiederholen sich in Nordamerika von Osten nach
Westen vorschreitend. Doch sind dort noch weite Strecken

*) Urwüclisigen Bestand liabe ich. anf meinen Wanderungen an den
Hängen des nnteren Bodetliales gefunden; ferner richtigen Urwald im
oberen PartnachthaJe bei Partenkirchen in Oberbayern, weil hier ein
Transport des Holzes zur Yerwertung unmöglich ist. Den Formenreich-
tum der Naturwlllder zeigen auch die Schutzwaldungen in Oberbayern und
die Waldungen des Bauernbesitzes auf den Vorbergen bei Partenkirchen
und auf den Höhenzügen bis zum Starnberger- und Ammersee. Bei dem ge-
ringen Wert des Holzes sehen die Besitzer der letzteren weniger auf die
Einnahmen aus dem Verkauf des Holzes, sondern schlagen aus ihrem
Besitz nur soviel heraus, wie sie selbst gebrauchen und natürlich die
stlirksten Bliume Der Nachwuchs in den Lücken stellt sich durch
Wurzelausschlag und Anflug von selbst ein. Diese Holzbestände sehen
immer jung und wüclisig aus, bilden häufig entzückende Gruppierungen
und stellen, mit Wiesen durchwebt, herrliche Naturparks dar.
 
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