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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 8
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Jung, Hermann Robert: Die Ausstellung der Darmstädter Künstler-Kolonie 1901
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0178

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164

DIE GARTENKÜNST

III, 8

Überall ist strenge Regelmäfsigkeit angestrebt, ohne Rück-
sicht auf bequeme Verbindung oder Höhenunterschiede im
Terrain. Der Pehler einer mangelhaften Bepflanzungsweise
tritt umsomehr zu Tage, als gerade diese Gebäude mit
ihrer unregelmäfsigen Fatjadenentwickelung, die des öfteren
grofse kahle Wändflächen darbietet, eine erhöhte Wirkung
erhalten, je mehr sie in das dekorative Grün der Pflanzungen
gekleidet werden. Welchen Prinzipien der Nichtfachmann
bei Anlage dieser Gärten gefolgt ist, das ist uns unbekannt
geblieben, jedenfalls war es ein Pehler, dafs hier nicht der
ausschlaggebende Rat eines erfahrenen Gartenarchitekten
obwaltete. Leider hat man die Gartenkunst als etwas
Nebensächliches behandelt und dort, wo man etwas zu
schaffen glaubte, in völliger Unkenntnis der einfachsten
gartentechnischen Grundsätze unverzeihliche Mifsgriffe ge-
than. Es ist dies umsomehr bedauerlich, als der Pachmann
gewöhnlich vom Künstler eine weit höhere Auffassung von
idealer Schönheit in der Natur verlangt, als wie sie hier
zu Tage tritt, —- was wir hier sehen, ist barock und leider
barock ohne Wirkung, es ist ein Rückschritt in die Zeiten
Salomon de Caus, deren Wiederkehr in der Gartenkunst
glücklicherweise für immer abgethan ist. Auch hier tritt
die so oft wiederkehrende Wahrnehmung zu. Tage, dafs
auch die Gartenkunst wie jede andere Kunst zu ihrem Ge-
deihen eines eingehend tiefen Studiums, getragen von
individueller Genialität, bedarf, — was dem Architekten
die Reinheit des Stils, dem Maler die natürliche Schönheit
in Licht, Form und Parbe, dem Bildhauer die klassische
Schönheit der Pormen und Linien, das ist fiir den Garten-
künstler die Erlcenntnis idealer Schönheit in der Natur —,
was dieser Grundlage entbehrt ist keine Kunst, sondern
Schablone.*)

Eigenartig in seiner Wirkung ist auch das Blumenhaus
S. 163), welches zeigen soll, wie aufkleinem Raum, der jedem
Hause für den Blumenkult abgerungen werden kann,
blühende Pflanzen in geschmackvoller Verbindung mit
kiinstlerisch erdachten und ebenso ausgeführten Schmuck-
gegenständen — etwa Broncen oder Keramiken — aufzu-
stellen und zu kunstvoller Wirkung zu bringen sind. Um
ein kleines Palmenhaus entstanden fünf Halboktogone,
welche in verschiedener Weise teils Bassins fiir Wasser-
pflanzen bilden, teils ein aus griinen und blauen Quadraten
bestehendes Marmormosaik mit rubinroten Blumen und
Blattpflanzen in Einklang bringen. Das im Äufsern im
dunkelblauen Farbentone gehaltene Gebäu.de ist bezüglich
seiner Konstruktion nicht einwandfrei, zumal die in dem
Aehteck aui'gestellten Pflanzen kein Oberlicht, sondern nur
nördliches Seitenlicht erhalten. Ein prächtiges Pflanzen-
material kam in diesem Blumenhaus seitens der Grofs-
herzoglichen Hofgärtnerei (Hofgärtner L. Dittmann) zur
Aufstellung, das in wechselvoller Schönheit und vorzüg-
licher Kultur einen herrlichen Anblick darbot. Während
der Dauer der Ausstellung vom Mai bis zum Oktober sind
zur Dekoration vorgesehen:

*) Wie stimmt das soeben Geschilderte zu dem Posaunenton des Herrn
Avenarius in Dresden: „Künstler lieran!“ damit ihr den Jüugern der
Gartenkunst einmal zeigt, wie es eigentlich gemacht werden mufs? —
Vergl. den vorig. Jalirgang dieser Zeitschrift S. 129 u. 138. D. Red.

Im Mai.

Dauerndes Palmen-Blattpflanzenarrangement.

1. Lilium longiflorum.

2. Anthurium Scherzerianum.

3. Caladium hybridum.

4. Genista racemosa.

5. Begonia semperflorens.

6. Bougainvillea glabra Sanderiana.

7. Hortensia (blaublühende).

8. Geranium (verschiedene Parben).

9. Phyllocactus (Deutsche Kaiserin).

10. Verschiedene Wasser- und Sumpfpflanzen.

11. Exotische Pische.

Im Juni.

1. Canna.

2. Lilium lancifolium.

3. Amaryllis formosissima.

4. Caladium hybridum.

5. Calla (gelbblühende).

6. Begonia gracilis.

7. Rosen.

Im Juli.

1. Nelumbium.

2. Nymphaeen.

3. Sagittaria montevidensis.

4. Pontederia coerulea.

5. Pontederia crassipes.

6. Thalia dealbata.

7. Victoria Regia.

8. Nepenthes.

9. Gloxinia.

10. Hydrangea.

Im August.

1. Knollenbegonien

2. Caladium.

3. Nelumbium.

4. Pentstemon.

5. Gloxinia.

6. Gloriosa superba.

7. Eucharis amazonica.

8. Hymenocallis Caribea.

9. Lilium (verschiedene Sorten).

10. Acalypha Sanderiana.

11. Aristolochia Gigas.

12. Canna.

13. Maiblumen.

14. Orchideen.

Im September.

1. Tuberosen.

2. Nelumbien.

3. Nymphaeen.

4. Canna.

5. Begonia.

6. Schlingpflanzen (verschiedene).

Im Oktober.

1. Cyclamen.

2. Salvia splendens.
 
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