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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 8
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Jung, Hermann Robert: Die Ausstellung der Darmstädter Künstler-Kolonie 1901
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0177

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III, 8

DIE GARTENKUNST

163

Blumenhaus auf cler Ausstellung der Darmstädter Künstler-Kolonie- 1901.
Originalaufnahme für „Die G-artenlmnst“.

Weitaus die vornehmsten Stilformen in der Innen- und
Aufsengestaltung hat das Haus Behrens aufzuweisen. Der
Charakter edler, einfacher Ruhe haftet alien Räumen und
jedem Gegenstand irn grofsen wie im kleinen an, eine
Pülle reizvoll schöner Motive entzückt das Auge.

Alle diese Wohngebäude zeigen in jeder Beziehung
ein von der bisherigen Bauweise und Binrichtung unserer
Häuser abweichendes Gepräge; neue kunstvolle Schönheit
in Pormen und Linien in jeglichem Gegenstand soll her-
vortreten, eine heimatliche Kunst soll uns umgeben. Wen
aber zur Arbeit oder als Gast solch ein Haus aufnimmt,
der soll den Eindruck gewinnen und behalten, dafs es von
der ersten Idee, aus der es entstanden, bis zum intimsten
Detail sich natürlich giebt; — ein Haus zu stillem Arbeiten
und frohem Wohnen, ein Heim für ernstes Leben und
heiteres Lachen zugleich.

Nachdem vorstehend die Ausstellungsbauten eingehend
ihre Würdigung gefunden, müssen wir noch der das
Ganze in zierenden Schmuck hüllenden Gärtenanlagen
gedenken, welche in ihrer Art für den Fachnmnn
umsomehr erhölites Interesse bieten, als deren Gestaltung
eine besonders eigene Auffassung von Gartenkunst seitens
der Darmstädter Kiinstler kennzeichnet. Nach Ausweis des
Llauptkatalogs sind die Gartenanlagen von Professor J. M.
Olbrich entworfen, nach dessen Intentionen und Anord-

nungen auch die Ausführung der Anlagen durch die Iierren
Hofgarteninspektor P. Goebel, Hofgärtner L. Dittmann
und die Darmstädter Handelsgärtner erfolgte. Aufserdem
hatte die Grofsherzogliche Hofgärtnerei Bessungen (Hof-
gärtner Weigold) ihren reichen Bestand an Orangenbäumen
und sonstigen Dekorationspflanzen zur Verfüung gestellt
und dadurch die vielfach mangolnden Pflanzungen ersetzt.
Die in der Umgebung des Hochreservoirs der städtischen
Wasserwerke geschaffenen, bezüglich ihrer Bepflanzung
sehr vorteilhaft wirkenden Neuanlagen waren von Herrn
. städt. Garteninspektor Stapel hergestellt.

Das grofse Blumenparterro am Ausstellungsvorplatz
ist als Kronenteppich gedacht und in einer Pflanzengattung
der Jahreszeit entsprechend einheitlich in der Parbe zur
Blüte gebracht. Bigenartig ist die Porm dieses sog. Kronen-
teppichs; die Bepflanzung am Eröflnungstage der Aus-
stellung zeigte blaue Stiefmütterchen, blaue Vergifsmein-
nicht, da.zwischen einige.Beete mit gelben Stiofmütterchen,
beiderseitig eine Reihe ca. 1 m hoher hochstämmiger Bux-
kronenbäumchen. Die steiflinige Porm des sog. Kronen-
teppichs wiederholt sich bei allen Blumenbeeten der Aus-
stellung.

Was nun die Gärten der einzelnen Häuser betrifft, so
sind dieselben von schmalen, die Flächen in dreieckige
oder rechteckige Stücke zerlegenden Wegen durchzogen.
 
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