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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 4
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Amelung, ...: Die Verwendung von Stauden in größeren Parkanlagen
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Ledien, Franz: Feier des 75jährigen Bestehens der Kgl. Gartenbau-Gesellschaft "Flora" zu Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0084

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72

DIE G-ARTENKUNST

III, 4

Besprechung der Verwendung von Stauden in gröfseren
Parkanlagen bisher vermieden habe, solche zu erwähnen,
die in gelben und orange Parben bliihen, so bemerke ich
dazu, dafs diese Parben im allgemeinen da nicht sehr
stimmungsvoll sind. Wo sie angewendet werden, da sollen
sie meinern Empflnden nach mehr zurück- als vortreten.
Mit anderen Worten, ich würde die genannten Parben
mehr in Ausb uchtungen der Gehölzpartien, mehr in
Niederungen anwenden.

Wir haben eine grofse Anzahl Stauden, besonders aus
der Familie der Compositen, die sich neben der gelben
Parbe durch ihre Höhe sowohl wie auch durch grofse
BHitenstände a.uszeichnen. So die Helianthus-, Inula-,
Doronicum-, Senecio- und Rudbeckia-Arten. Sie erfordern
vor allen Dingen einen hohen, massigen Hintergrund:
Eichen, Ahorn, Platanen, Catalpa u. s. w., wo sie dann
aber auch in grofsen Trupps vertreten sein müssen. Ich
erinnere hierbei an die 1 bis 1,75 m hoch werdenden
heimischen Stauden wie Tanacetum vulgare, Senecio Fuchsii
und S. paludosus, welche hier und da an bewaldeten Flufs-
ufern zu finden sind, jedenfalls nicht zum Nachteil der
landschaftlichen Scenerie.

Sie erforderten aber wiederum eine geeignete Vor-
pflanzung als Abschlufs des Ganzen. Als solche empfehle
ich hier Stauden, welche sich mehr durch üppige grofse
Blätter als durch Blüten auszeichnen, als dasind : Acanthus,
Funkien, Crambe maritima, Heracleum und der Königsfarn
(Osmunda regalis).

Eine Staudengattung will ich nun nicht unerwähnt
lassen, die sich im letzten Jahrzehnt viele Preunde und
Liebhaber erworben hat-,: es ist die Gattung der Iris, wo-
von besonders Iris germanica mit ihren verschiedenen
Parben recht hart und daher zu empfehlen ist. Würde ich
die lris auch nicht direkt zur Vorpflanzung der Gehölz-
partien empfehlen, so sind sie doch zur Bekleidung eines
Abhanges zwischen gröfseren Steinen angebracht, nicht
minder zur Belebung der Plufs-, Bach- und Seeufer, wo
sie sich zwischen grofsblätterigen Ampferarten (Rumex
maximus, R. Hydrolapathum), Mulgedium und Tussilago
recht wirkungsvoll ausnehmen.

An letztgenannten Stellen sind aucli die Peuchtigkeit
liebenden Erdorchideen am Platze, deren Verwendung ich
schon im vorigen Jahrgang der „Gartenkunst“ angelegent-
lichst empfohlen hatte.

Ehe ich nun das Kapitel „Verwendung von St.auden“
schliefse, eigentlich schliefsen mufs, um bei den Lesern
nicht in den Verdacht zu kommen, das ganze mir bekannte
Staudensortiment, hier aufrollen zu wollen, möchte ich noch
zweier Stauden gedenken, die mir von meiner friihesten
Kindheit her in angenehmster Erinnerung sind, ich meine
die Akelei (Aquilegia vulgaris) mit ihren mannigfaltigsten
Parben und die Bart- oder Kartäusernelke, auch Kluster-
nelke genannt (Dianthus barbatus), ohne welche früher
keine Boskettpartie in den Gutsparks zu denken war,
wenigstens nicht in dem fetten, schweren Boden der
Magdeburger Börde.

Sind diese beiden Stauden erst einmal angepflanzt,
so säen sie sich immer weiter aus, und in dem Mafse,

wie die Partien durch Ausläufer sich vergröfsern, halten
auch die beiden genannten Stauden ihre Verjüngung nach
dem Rasen zu aufrecht. Ganz besonders bildet die Um-
säumung blaublütiger Akelei um eine Goldregengruppe ein
gar anmutiges Bild.

Zum Schlufs möchte ich noch einiger heimischen
Pflanzen gedenken, die zwar nicht als Vorpflanzen in ße-
tracht kommen, die aber in keinem gröfseren Parke fehlen
sollten, ich meine drei ausdauernde Schlingpflanzen. Da
ist zunächst die Zaunrübe (Bryonia alba und Br, dioica),
welche mit ihren schnellwachsenden krautigen Trieben in
einem Jahre viele Quadratmeter bezieht, das heifst erst
einige Meter in die Höhe geht und dann mit den Spitzen
recht malerisch herabhängt; besonders Br. dioica wirkt
dann noch mit einer Pülle mennigroter Priichte. Man
pflanzt sie an hartes, sparriges Strauchwerk. Da ist ferner
unser wilder Hopfen, welcher an feuchten Stellen in Gesell-
schaft von Erlen, wildern Schneeball und Weiden an-
gepflanzt, mit seinen windenden Reben, seinen Priichten
nicht iibel aussieht. Endlich gehört, auch noch als dritte
im Bunde die Zaunwinde (Convolvulus sepium), wovon es
auch eine Abart mit rosa Blüten giebt, hierher, welche
sich zwischen Weiden, Liguster und Elaeagnus emporwin-
dend, mit. ihren grofsen trichterförmigen Blumen das land-
schaftlicbe Bild vervollständigen hilft.

Ich gebe mich der Hoffnung hin, dafs diese vor-
stehenden wenigen Beispiele, wie und wo unsere schönen
Stauden in gröfseren Anlagen zu verwenden sind, dazu bei-
tragen werden, denselben rnehr Aufmerksamkeit zu schenken,
vor allen Dingen ist es von Wichtigkeit, dafs bei Neu-
anlagen gleich eine gewisse, im Verhältnis zu den Gesamt-
kosten steliende Summe für Stauden im Kostenanschlage
mit aufgenommen wird, damit sie als zur Anlage un-
bedingt gehörig betrachtet und nicht als Stiefkinder
einer Anlage angesehen werden.

Amelung,

Königl. Joachimsthalsches Gymnasium, Berliti.

Pflanzenschmuck in Festsälen.

Feier des 75jährigen liestehens der Kgl. (tartenbau-
Gesellschaft „Flora“ zu Dresden.

(Hierzu eine Kunstdruckbeilage.)

Die ersten Nachrichten offiziellen, aktenbelegten Charak-
ters von dem Bestehen der Gartenbaugesellschaft „Plora“
zu Dresden datieren von dem Jahre 1826 und durfte man
somit in diesem Jahre (1901) das Pest des 75jährigen
Bestehens feiern. Man hatte deshalb der Peier einen vor-
nehmen, glänzenden Charakter gegeben, wie er eben nur
durcli die Seltenheit einer solchen Peier und die Bedeutung
der Ge.sellschaft fiir die Entwickelung des sächsischen
Gartenbaues gerechtfertigt erscheinen konnte. Wahrlich,
es will mehr als anderswo bedeuten, wenn in dem an sich
armen Sachsenlande, welches mehr wie andere Gauen des
deutschen Vaterlandes unter den Entwickelungskämpfen
 
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