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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 6
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Sprenger, C.: Die Gärten der zweiten Stadt Frankreichs
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Dannenberg, P.: Schrebergärten in Breslau
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0132

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118

DIE GARTENKUNST

m, 6

ist. Das Kostbarste sind seine Orchideenkulturen, diese
Orchideen, die man in Frankreich so vorzüglich zu kulti-
vieren versteht, die noch eine sehr grofse Zukunft haben
und dermaleinst zWeifelsohne Aligemeingut werden. Wie
Mons. Comte es anfängt, die Epidendrum, die Cypripedium,
die Cattleyen zu solcher Vollkommenheit, zu solcher Fiille
und Bliitenpracht in so kleinen Gefäfsen zu bringen, blieb
uns ein ungelöstes Rätsel. Schmitt Pere und Schmitt Fils,
die nahe bei einander liegen und vereint arbeiten, haben
grofse Kulturen von Azaleen, Camellien und Warmhaus-
pflanzen.

Crozy, der alte Canna-Crozy — Gott beschiitze ihn! —
ist ein alter prächtiger Mann, der sofort anspannen liefs,
um den Fremdling die Wunder von Lyon zu zeigen. Er
hat das grofse Verdienst, die giadiolenblütigen Canna zu-
erst geziichtet zu haben und darunter hat er Sorten ge-
wonnen, die niemals verschwinden werden. Seine „Madame
Crozy“ wird immer bleiben. Die alten Gärtner Frankreichs
sind alle denkende Arbeiter und herzlich gute Menschen,
darum haben sie es auch zu etwas gebracht. Vat.er Crozy
lebe aber ganz besonders hoch! Charles Molin und Rivoire
Pere sind aufstrebende Geschäfte, die gleichfalls oft gute
neue Dinge bringen. Besonders Molin hat schöne neue
Canna gezüchtet.

Molin kultiviert seine Canna auch in Sattelhäuser
ausgepflanzt und hält die „Austria“, „Italia“ und andere
orchideenblütige Canna immet in Vegetation. Dadurch er-
zielt er wundervolle Rispen auch im Winter, und er ist
sehr befriedigt davon. Über diese Canna ist das letzte
Wort noch garnicht gesprochen, und wenn sie in Deutsch-
land Feinde fanden, so kennt man den Grund. Was im
Norden nicht will, wenn man es falsch kultiviert, mag gut
im Süden gedeihen, — es gedeiht auch nicht alles im
Süden, was im Norden erzogen wird, ohne dafs es darum
beschimpft würde.

Volkswirtschaftliche Gärten.

Schrebergärten in Breslan.

Von P. Dannenberg, Städtischer Obergärtner in Breslau.

(Hierzu 1 Plan.)

„Schrebergärten“ und „Schrebervereine“ sind in
Leipzig jedermann bekannt. Ein Dr. med. Schreber, geb.
15. Oktober 1808, gest. 10. November 1861, hat in Gemein-
schaft mit dem Schuldirektor Dr. Hauschild in iebhafter
Fürsorge für die physische Erziehung der Jugend Mitte
des verflossenen Jahrhunderts namhafte Summen zum
Terrainankauf und auch Ländereien selbst der Stadt Leipzig
vermacht mit der Bedingung, dafs letztere in kleine Parzellen
von ca. 200 qm Gröfse geteilt, als Erholungs- und Nutz-

gärten für einen mäfsigen Zins an die Biirger der Stadt
zur Verpachtung gelangen, und dafs die Erträge imrner
wieder zur Anlage neuer Gärtchen verwendet werden.
Ein grofser gemeinsamer Spielplalz mit Turngeräten dient
zu Jugendspielen, eine offene Halle bietet Schutz gegen
plötzlich eintretende Witterungsunbilden, in einer kleinen
Restauration wird Kaffee. Milch, Selterwasser, Backwerk etc.
feilgeboten und einige Brunnen liefern Trink- und Giefs-
wasser.

Die „Schrebervereine“ haben es sich sodann zur
Aufgabe gemacht, noch weitere Ländereien zu pachten
und im Sinne des Stifters auf die leibliche und geistig-
sittliche Erziehung der Kinder nach besten Kräften zu
wirken.

Diesem Vorbilde sind einige andere Städte, namentlich
im Westen Deutschlands, gefolgt, und in Breslau hat
jetzt der Oberbürgermeister Dr. Bender mit Erfolg
die Gründung solcher Schrebergärten seitens der Stadt
dortselbst angeregt.

In einem neu entstehenden Stadtteil im Südosten
Breslaus, auf den sog. Teichäckern, wo ein neuer Park
geschaffen wird, wo die baumbepflanzten Strafsen nach
der neuesten Richtung der Strafsenbaukunst in lang-
gestreckten Schönheitskurven angelegt sind, wo monumen-
tale Kirchen und Schulbauten sich erheben sollen und
die Bauordnung gewisse Flächen nur für Gartenland be-
stimmt, um einige reizvolle Durchblicke auf die genannten
Monumentalbauten fiir alle Zeit offen zu halten, dort in der
Nähe werden die Schrebergärten in diesem Jahre nach
den Entwiirfen des Herrn Stadt-Gartendirektor Richter ein-
gerichtet werden.

Das zur Verfügung gestellte Terrain ist rund 1,50 ha
grofs.

Wie aus beigefiigtem Plan ersichtlich, liegen in der
Mitte dieses Terrains ein gemeinsamer 870 qm grofser
Spielplatz mit Bänken, Turngeräten, Papierkörben etc. aus-
gestattet und, durch eine Schutzhalle mit Laufbrunnen ge-
trennt, ein nur rund 300 qm grofser Spielplatz für kleine
Kinder. Ostlich davon wird eine Bedürfnisanstalt errichtet,
welche sowohl von der Strafse her, als auch von den An-
lagen aus benutzt werden kann, ohne jedoch einen Durch-
gang zu gestatten. Um diesen Mittelteil gruppieren sich
die ldeinen Pachtgärtchen, 42 an der Zahl, von je 125 bis
275 qm Flächeninhalt und mit je 1 Laube, einigen Obst-
gehölzen etc. versehen. Die weitere Nutzung und Aus-
gestaltung soll den Mietern alsdann überlassen bleiben.
Ein 3 m breiter Pflanzstreifen wird den Gärten nach den
Strafsen hin Deckung geben. Für die Wegeführung war
der Grundsatz mafsgebend, jeden geschäftlichen Durch-
gangsverkehr von den Anlagen fern zu halten. Nur ein
3 V2 m breiterWeg gestattet eine Verbindung der Arletius-
strafse und Lehmgrubenstrafse und bildet den Hauptzugang
zu den Gärten. An vier Stellen sind eiserne Druckständer
vorgesehen, welche Wasser zum Giefsen liefern. Die Ein-
friedigung des ganzen Areals nach den Strafsen wird
durch 1,80 m hohen, starken Eisenzaun, die Abgrenzung
der einzelnen Gärtchen durch 1,25 m hohen Geflechtzaun
erfolgen,
 
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