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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 10
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Ausstellungen
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Vereinsberichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0223

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206

DIE GARTENKUNST

III, 10

schwarze „Westfalia“. Ernst & von Spreckelsen-Hamburg,
G. Bornemann-Blankenburg, der seine Sorten durch Earn-
kräuter und Spargelgrün getrennt hatte, W. Knopf-Bofsdorf-
Genthin, 0 tto M ey er-Tecklenburg i. W., Wilhelm Bärecke-
Alikendorf (Ptov. Sachsen), Chr. Danner - Wandsbek, der
Topf-Dahlien ausstellte, sowie W. Tölkhaus-Broxten, Post
Venne, der nur eigene Ztichtungen zur Schau brachte, vervoil-
ständigten das farbenprächtige Bild.

Die kurz abgeschnittenen Blumen in niedrigen Gläsern,
die dicht nebeneinander standen und einem bunten Teppich
vergleichbar waren, bewirkten ein recht unruhiges und schnell
ermüdendes Bild. Die Ausstellungsweise derPirmenC. Ansorge-
Klein Plottbek und G. Bornemann-Blankenburg wirkten ent-
schieden ruhiger und ermöglichten es, sich das Bild der ein-
zelnen Sorten genauer einzuprägen.

Die im Preien ausgepflanzten Dahlien waren zum Teil zu
weit von der Ausstellungshalle entfernt, zum Teil noch nicht
in Blüte, so dafs dieselben sehr wenig Beachtung fanden.

Die Bindereien von Joh. Mortensen - Altona, Georg
Eggers, Jul. Siemers, Walter Gey und Pr. Eeppin-
Hamburg zeigten aufs deutlichste, wie herrlich manche Sorten
in geschickter Weise für Bindezwecke zu verwerten sind. Zwei
Tafel-Dekorationen von F. A. Höwe-Hamburg in rosa und in
gelb gehalten fanden mit Recht allseitig Beachtung.

M. E. Perber, Hamburg.

Vereinsberichte.

Verein deutscher Gartenkiinstler.

Niederschrift der Sitzung vom 9. September 1901.

Nach Eröffnung der Sitzung durch den ersten Vorsitzen-
den, Herrn Stadtgarteninspektor Pintelmann, wurde die
Niederschrift von 8. Juli anerkannt und aie satzungsgemäfse
Anmeldung und Aufnahme neuer Mitglieder erledigt. Nach
Hinweis auf die vielen auf dem Tische ausliegenden Eingänge
wurde noch kundgegeben, dafs laut Mitteilung des Reichs-
kommissariats zu Berlin die Diplome für den grofsen Preis
demnächst zur Ausgabe gelangen werden.

Der erste Vorsitzende erstattete alsdann einen längeren
Bericht über die Verhandlungen auf der diesjähi'igen Haupt-
versammlung in Eiberfeld und ging in ausführlicher WTeise
auf die bei den einzelnen Gegenständen zu Tage getretenen
Meinungsverschiedenheiten ein, wie sie teilweise schon ver-
öffentlicht sind, teilweise noch durch den Hauptbericht be
kannt gegeben werden. In Bezug auf den übrigen Verlanf
der Hauptversammlung gedachte der Redner zuerst der Be-
hörden und ihrer regen Teilnahme und gab dann seiner Freude
Ausdruck üher die Harmonie und Einmütigkeit, die bis zum
letzten Tage die Gesellschaft beseelt habe.

Nunmehr beschrieb der Schriftführer den imAnschlusse
an die diesjährigeHauptversammlung nachHolland gemachten
Abstecher. Die Eisenbahnfahrt ging bis Gouda und von hier
aus zu Dampfschiff nach Boskoop. Wenn man Gouda ver-
läfst, bieten sich den Blicken endlose grüne Flächen dar, die
selten von Baum und Strauch unterbrochen, jedoch von Kiefern
belebt sind. Nach einviertelstündiger Fahrt mufste der Dampfer
einen unfreiwilligen längeren Halt machen, hervorgerufen durch
eine Eisenbahndrehbrücke, die erst fünf Züge, darunter einen
langen Güterzug, passieren lassen muiste. Die Gouva, ein
durch Deiche eingedämmter Plufs, liegt 2 und 3 m höher als
das Land, welches hier mit 3—6 m breiten und ebenso tiefen

Wassergräben, die die natiirliche Abgrenzung und auch wirk-
same Absperrung für das weidende Vieh bilden, durchzogen
wird. Kurz vor Boskoop treten an Stelle des Graswuchses
die Baumschulkulturen, die nicht nur seitens der besitzenden
Klasse betrieben werden, sondern auch der arbeitnehmenden
Bevölkerung eine Nebeneinnahme sichern, indem ausnahmslos
fast jeder Arbeiter nach gethaner Arbeit auf seiner eigenen
Scholle oder auf einem von ihm gepachteten Stück Land
Bäume odei' Sträucher hera-nzieht und an die Boskooper Ge-
schäfte verkauft. Boskoop ist ein niedliches Städtchen mit
3000 Einwohnern und besteht aus einer langen Strafse, die
von Häusei’n eingeschlossen ist. Ein grofser Teil der Häuser
liegt einzeln und zerstreut. Wir stiegen bei Herrn M. Koster
ab, der uns nach dortiger Sitte um 12l/2 Uhr Mittags mit
einem kalten Imbiss bewirtete; während das bei uns iibliche
Mittagsmahl dorten gegen 6 Uhr eingenommen wird. Wir
besichtigten eingehend die Kulturen und statteten auch unserm
langjährigen Mitgliede Herrn C. B. van Nes, der sich uns in
gleich liebenswürdiger Weise widmete, unsern Besuch ab.
Rednei' besprach dann die Anordnung der einzelnen Baum-
schulen und die Beseitigung des Wassers, das in den Gräben
bekanntlich von Jahr zu Jahr ansteigt und mit grofser Mühe
in einer bestimmten Höhe gehalten werden mufs. Zu diesem
Zwecke schlossen sich mehrere Besitzer zusammen und legten
ein Ilebewerk an, dafs das Wasser in die höher gelegene
Gouva hineinpumpt. Aufserdem wurden alljährlich die Gräben
von ihrem Schlamme befreit und dieser, mit verrottetem Kuh-
dünger gemischt, zur Aufhöhung des Landes benutzt. Oft genug
kommt es auch vor, dafs sie gezwungen werden, einen neuen
Graben auszustechen, um das aus diesem gewonnene Land
zur Aufhöhung zu verwenden. Nach jeder Abräumung des
Quartiers wird dasselbe 2 Spatenstiche tief umgegraben und
mit der oben erwähnten Diingererde erhöht. Trotzdem an den
Gräben entlang zum Halt des Erdreichs sich eine iippige Gras-
narbe entwickelte, war das mit Baumschulsachen bestellte
Land vollständig unkrautfrei und machten die Baumschulen
daher in dieser Sauberkeit einen äufserst giinstigen Eindruck.
Das Erdreich besteht aus einem lockeren, unsrem Torfmull
ähnlichen Boden, der das ungeheure Paserwurzelvermögen der
holländischen Pflanzen erklärlich erscheinen läfst.

Der Vortragende ging dann weiter auf die einzelnen
Artikel, die dort angezogen werden und allgemein bekannt
sein dürften, ein und gab seiner Preude Ausdruck, dafs zur
Zeit die Amerikaner die holländischen Baumschulen eifrig
aufsuchten und ganz enorme Preise für einzelne Sachen zahlten.
Steht einerseits nun schon fest, dafs der Betrieb ein viel
leichterer und billigerer wie bei uns ist — so fällt u. a. das bei
uns täglich vorzunehmende Giefsen und Besprengen, was gewifs
grofse Kosten erfordert, gänzlich weg — und berücksichtig't
man ferner, dass das Wachsthum ein viel schnelleres und
üpjjigeres ist, so kommt andererseits noch dazu, dafs dasPersonal
mit wenigen Ausnahmen nur aus Arbeitern besteht und die
Geschäftsführung in den Händen der Besitzer liegt, die zur
wirksameren und eingehenderen Aufsicht sich immer zu
zweien verbinden und das Geschäft gemeinschaftlich betreiben.
Die hier bei uns auf den Auktionsmärkten feil gebotenen
Waren sollen hauptsächlich von den kleineren Gärtnern her-
rühren, die ihre bis zum Herbst nicht los gewordenen Waren
an Agenten zu jedem Preise verkaufen, die sie wiederum naeh
dem Ausland senden und auf dem Auktionswege verschleudern.

Im weiteren Verlaufe des Vortrages schilderte Redner die
Residenzstadt Haag und das in unmittelbarer Nähe gelegene
Nordseebad Scheveningen. In Haag machte der „Busch“,
einem unsere Tiergarten ähnelnde Anlage, von der Strafsen-
 
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