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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 7
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Schröder, ...; Jung, Hermann Robert: Großherzoglich Hessische Hofgärten: der Schlossgarten (Herrengarten) zu Darmstadt
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III, 7

DIE GARTENKUNST

129

Gärten Deutschlands.

(Jrofsherzoglich Hessische Hofgärten.

A. Der Schlofsgarten (Herrengarten) za Darmstadt.

(Mit 3 Plänen nnd 6 Ansichten.)

„Was schön ist von Gestalt und Angesicht,

Ob irdisch nnd vergänglich wohl, —

Doch ist’s ein Abbild nnd Symbol,

Das uns von Schöpfers Weisheit spricht“.-

' (Cervantes.)

Anschliefsend an das Grofsherzogliche Residenzschlofs
dehnt sich (nördlich) der von Strafsenzügen begrenzte,

lischen Anlagen“, eine Fiille des Interessanten, er ist ein
Stück Geschichte des hessischen Gartenbaues, deren Ver-
lauf uns darlegt, welche weitgehende Fürsorge und fördernde
Unterstützung von seiten der Landesregenten der Pflege
des Gartenbaues zu teil wurde. Die älteste Darstellung
des „Hochfürstlichen Lust- und Küchengartens“ nach der
von dem Fourier Bettenheuser im Jahre 1759 ange-
fertigten Zeichnung zeigt der Lagenplan Seite 131. Das
Gelände war in rechteckige Felder eingeteilt, welche der

Baumpartie im Schlofsgarten zn Darmstadt.

ca. 68 hessische Morgen umfassende Schlofsgarten (Herren-
garten) aus. Dieser inmitten der Stadt gelegene herrliche
Park gereicht mit seinem alten prächtigen Baumbestand
dem Gesamtbild der Stadt ebenso zur Zierde, als wie er
auch für die Bürgerschaft eine willkommene Erholungs-
stätte bildet, wie sie nach Lage und Gestaltung nur wenige
gröfsere Gemeinwesen in deutschen Landen aufweisen
können. Aber auch in geschichtlicher*) Beziehung bietet
der Schlofsgarten als eine der ältesten sogenännten „eng-

*) Bereits unter Landgraf Philipp dem Gro fsmütigen wird anno 1529
ein Lustgarten hinter dem Schlofs genannt. Unter Greorg I. (1567—1596)
war der „Lustgarten“ teils als Obst- und Gemüsegarten, teils als Wein-
berg eingerichtet, von dem der Ohronist Dillich rühmt, dafs darin etliche
Fuder Weins und viel herrliches Obst, auch viele exotica wuchsen. Zur
Anlegung des Gartens waren im Jahre 1580 mehrere angrenzende Privat-
gärten angehauft worden; nach einem Reskript vom 14. Januar 1589 liefs
Landgraf Georg 400 junge Maulbeerstämme aus Italien kommen, und als
diese verdarben, schickte er des Seidenwirkers Caspar de Marchis Sohn,
Franz de Marchi fort, um 400 neue zu holen. Auch andere Anschaffungen
ür den Lustgarten werde n in den Akten erwähnt, so z. B. 52 gepfropfte
Obstbäume, Kastanien und Mandelbäume, welche der Heidelberger
Die Gartenkunst.

Obst- und Gemüsezucht dienten. Unter Landgraf Ludwig IX.
(1768—1790), welcher zur Hebung des Obstbaues eine
Landesbaumschule anlegen liefs, woraus zu öflentlichen
und privaten Zwecken das Pflanzenmaterial zur Abgabe
gelangte, ward der Schlofsgarten vollständig umgeändert.

öchlofsgarten lieferte, Borstorfer Apfel-Propfreiser von dem Pfarrer in
Giefsen u. s. w.

Dreifsig Jahre später (unter Ludwig Y. 1596—1626) finden wir schon
erhöhten Luxus; so wurden im Jahre 1620 beliufs Anlage eines Brunnen-
werks im Lustgarten mit dem Rotgiefser Johann Hoffmann in Frank-
furt a. M. Yerträge abgeschlossen „wegen einer Seul sampt einem Posta-
ment mit schönen Zierrathen und Bildern so innenwendig hohl und
springende Wasser geben, zu giefsen für 480 Gulden a 30 Albus.“ Die
Wasserleitung zu diesem Springbrunnen hatte man 1619 dem Brunnen-
meister Adam Reinhartten für 700 Gulden a 30 Albus und 12 Achtel Korn
übertragen. Landgraf Georg II. (1626—1661) erweiterte den Lustgarten
durch Ankauf des Arheilger-, Schützischen- und Bienengartens. Gröfsere
Yeränderungen liefs Ludwig YI. (1661—1678) vornehmen ; der unter Georg I.
hinter dem Schlosse geschaffene Garten dehnte sich von der Infanterie-
kaserne nach dem alten Marstall und längst des Paradeplatzes bis zur
Luisenstrafse aus. Er war mit vielen Obstbäumen (insbesondere auch
im Interesse der Seidenzucht mit Maulbeeren) und mit Reben bepflanzt.
Durch den weitläufigen Neubau des Reithauses und den Anbau des-

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