Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 3.1901

DOI Heft:
Nr. 10
DOI Artikel:
Pfeiffer, Carl: Gehören Obstbäume in die landwirtschaftliche Anlage?
DOI Artikel:
Olbrich, Stephan: Über die besten ausdauernden Kletterpflanzen, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0208

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
194

DIE GAßTENKUNST

III, 10

einer Stütze, eines Spaliers etc. entbehren —für den woit-
aus gröfsten Teil unserer Parkanlagen mit Vorteil zu ver-
wenden sind. Wir braucben dabei ja nicht gleich an die
regelrechten öffentlichen Plätze grofser Städe oder über-
haupt an öffentliche Anlägen zu denken, denn in diesen
wird die Anpflanzung solcher Gehöize sich nicht aus
ästhetischen Griinden, sondern vielmehr der Not gehorehend,
verbieten. Es ist ja verständlich, dafs trotz des Äufsichts-
personals in den öffentlichen Anlagen das Obstgehölz da-
durch am falschen Ort sein könnte, weil die Versuchung,
die Priichte zu stehlen und die Pflanze dabei zu zerstören,
bei der städtischen Bevölkerung weit näher läge, als das
Empfinden, in dem Obstgehölze etwas Unschönes zu sehen
Brechen wir also hier ab und erinnern an die herrlichen
Parks mancher Privatleute, besonders die oft einige hundert
Morgen umfassenden Anlagen der begiiterten Grafen in
Ostdeutschlana. Hierher gehört der Obstbaum, kurz jedes
Obstgehölz ebenso gut wie in den Garten des kleinen Be-
sitzers, der seinen Obstbaum nur deshalb in die Land-
schaftsanlage bringt, um einen kleinen Nutzen daraus zu
ziehen. Es giebt besonders in den grofsen Parkanlagen,
wo sich gewaltige Baummassen und riesige Rasenflächen
ausbreiten, keinen schöneren Solitärbaum aufgrofser Fläche,
nicht in unmittelbärer Nähe des Schlosses, als unseren Apfel-
baum; auch wenn er in kleinen Trupps auf dieser riesigen
Rasenbahn emporragt. Die Wirkung ist in solchen Fällen
stets eine vortreffliche. Selbst in der Nähe des Wohn-
hauses lassen sich derartige Riesenbäume im Landschafts-
bilde gut verwenden und wirken in vornchmster Weise.
Ich erinnere mich noch der verschiedenen, auch wohl ge-
nügend bekannten Parkanlagen der grofsen Besitzungen in
Schlesien. So z. B. stand vor detn Schlosse im Parke zu
Bankwitz auf der Rasenfläche vor der Rampe, unweit des
Parterre, ein riesiger Paradiesapfelbaum, dessen Krone ge-
meinsam mit einigen ehrwürdigen Akazien, die sich im
Hintergrunde befanden, eine malerische Gruppe bildete.
Erst war die Gruppe durch die Bliite, später im Herbst durch
die überaus zahlreichen ldeinen Apfeltrüchte sehr wirkungs-
voll. Noch eine grofse Zahl ähnlicher Fälle könnten hier
angeführt werden, unter denen ich noch den Park des
Grafen von Nostitz in Zobten bei Löwenberg in Schlesien
nenne, in dem besonders hochstämmige Äpfel Verwendung
fanden und ganz ausgezeichnete Anordnung erhalten hatten.
Fragen wir uns nun, soll der Landschaftsgärtner nur etwas
als unschön bezeichnen, weil es auch praktisch ist, oder
weil er es schön wirkend noch nie gesehen hat? Ich
glaube annehmen zu dürfen, dafs uns die Nachahmung
und Verbesserung alter Ideen neue Bahnen weist, denn
da, wo wir heute alte Obstbaumriesen, die dem Parke volle
Würde verleihen, antreffen, sind diese sicherlich nicht
aus landschaftsgärtnerischen, sondern praktischen Gründen
gepflanzt worden. Dafs nun hier die, Natur so eingreifen
konnte, dafs sie uns nach Jahren wunderbare Bilder boten,
können wir ihr danken und unsere Lehren daraus ziehen.
Und mag es immerhin anfangs in den Kauf genommen
werden, dafs ein in der Anlage neu gepflanzter Hochstamm
nicht vortrefflich wirkt, so erblicken wir doch darin noch
nebenher den praktischen Wert, der bei fast alien mitt-

leren Anlagen — und das sind die meisten — eine grofse
Rolle spielt. Freilich können wir in einer Anlage, wo wir
auch Obstbäume verwenden wollen, nicht nur an schöne
Trauerbäume, wie der Apfel „Elise Radke“ und an solche
mit wunderbarer Reichbliitigkeit, wie es z. B. der Apfel
„Morthern Dumplin“ ist, denken; nein, wir wählen auch
hier aus praktischen Gründen gute Sorten. Es läfst sich
hier aucli noch ganz vorteilhaft arbeiten, wenn der Stamm
in die Gruppe gepflanzt wird und die Krone darüber hinweg-
rägt; bei den freistehenden Bäumen wird dann der Pfahl
früher entfernt werden miissen. Es ist ja auch selbst-
verständlich, daf's man die vortreffüche Wirkung erst von
älteren Exemplaren erwartet. Neben den Hochst.ämmen
lassen sich doch noch eine weit gröfsere Menge solcher
Obstgehölze verwenden, die wir buschig ziehen, vielleicht
in den ersten Jahren als regelrechte Pyramide und dann
ohne Schnitt zur lockeren Buschpyramide. So kann z. B.
ein im Frühjahr mit Blüten iibersäeter Apfel-, Kirschen-
oder Pfirsichbusch ganz ausgezeichnet wirken, wenn der
geschickte Landschaftsgärtner seine Anordnung in den
Gruppen so getroffen liat, dafs sie zur Umgebung pafst.
Endlich können wir unseren Obststräuchern den Parkgarten
nicht verschliefsen, sie sind wirkungsvoll und in mancher
Beziehung, wenn es nur irgend möglich, dankbare Sträucher
auch unter Druck; hierbei erinnern wir nur an die Johannis-
beere, die Quitte, Haselnufs; schliefslich giebt’s noch eine
grofse Zahl anderer. Auch an Gewässern sah ich vielfach
Äpfelbäume ihre riesige, lockere Krone schwach in die
Fluten tauchen, was nicht rninder auch bei der Mispel
hervorgehoben werden kann. Kurz, ich möchte hiermit
nur zum Ausdruck bringen, dafs es doch erst genau
zu erwägen ist, ob unser Obstbaum und Obststrauch aus
der landschaftlichen Anlage heraus soll, wie es vielfach
von den jüngeren Landschaftsgärtnern angestrebt wird;
der Obstbaum verdirbt an der Pflanzung nichts, noch
weniger später am landschaftlichen Bilde, sofern dieses
überhaupt ein solches zu nennen ist. Ich empfehle die
Obstgehölze besonders für die grofse Parkanlage, wo sie
allein auch nur vorteilhaft wirken oder dort, wo eine er-
liabene Wirkung des kleinen Raumes oder der Ansprüche
der örtlichen Verhältnisse wegen nicht erzielt werden kann.
Rundweg die Obstgehölze aus der Anlage zu verbannen,
ist thöricht und sollte dem nach Kräften entgegengearbeitet
werden. Wenn unsere Landschaftsgärtner nur stets auf
eine gute Anordnung der Gehölze sehen, findet das Obst-
gehölz auch seinen Platz und kann durch seine Früchte
einen nennenswerten Ertrag abwerfen, sofern es an der
notwendigsten Pflege nicht mangelt.

Über die besten ausdauernden Kletterpflanzen.

Von St. Olbrieh, Chef der Froebelschen Freilandkulturen,
Zürich V.

(Fortsetzung von Seite 167.)

Die grofse Zahl von Ampelopsis (auch vielfach zu
Vitis gerechnet) giebt uns sehr wertvolle Kletterpflanzen,
welche selbst noch fiir ungiinstige Lagen geeignet, sehr
genügsam an Boden -sind und sich allen Verwendungs-
zwecken anpassen lassen. Leider haben wir davon keine
 
Annotationen