III, 2
DIE GÄRTENKUNST
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Irüliere Vermögen sei zni' Bestreitnng der Kosten für die Be-
teiligung an der Welt-Ausstellung in Paris herangezogen
worden und könne infolge des ITberschusses nnn wieder ein
fester Bestand in Papieren angelegt werden.
Bei dem folgenden Punkte der Tagesordnung „Baumglocke“
zeigt der Schriftführer ein derartiges Exemplar, das ein aus
Gufseisen hergestelltes glockenartiges Gefäfs darstellt, das 16 cm
Höhe hat und einen Breitedürchmesser von 40 cm aufweist.
Mit der offenen Seite' nach unten werde die Glocke in das
Erdreich eingegraben und durch ein Verbindungsrohr von
18 cm Länge mit der Oberfläche verbunden. Die 6—8 cm
,im Durchmesser haltende Öffnung sei mit. einem an einem
Scharnier befestigten Deckel versehen. Es soll nach dem
Erfinder Herrn .0 sterm ann mit dieser Baumglocke unter der
äuf Strafsen befestigten Erdoberfläche die den Wurzeln
nötige freie Eläche zur Luftanswechselung erzielt und die
schnellere Zuführung von Wasser an die Wurzeln ermög'licht
werden. Ganz besonders wolle Herr Ostermann, Berlin W.,
Magdeburgerstrafse 5, die Baumglocke bei Strafsenanpflanz-
ungen angewendet sehen. Der für eine Baumglocke ein-
schliefslich des Zuführungsrohres zu zahlende Preis von
6 Timk. diirfte nach Ansicht des Schriftführers hinsichtlich der
pi'aktischen Verwendung als ein ziemlich hoher anzusehen
sein. Bei einem Versuche, 100 Liter Wasser durch die Baum-
glocke dem Erdreicli, das vollständig trocken, sandig und stark
mit Schutt durclisetzt, also' sehr durchlässig gewesen war,
brauchte ein Mann eine halbe Stunde und als später der
ümfang des mit dem Wasser durchnäfsten Erdreichs festgestellt
wurde, fand man, dafs das Wasser nicht viel über 16 cm
aufserhalb der Peripherie der Baumglocke und unter derselben
ungefähr 30 cm tief eingedrungen war. Man sei also genötigt
bei einigermafsen Starken Bäumen mehrere Glocken in das
Erdreich einzulassen. Die Zeit, um den Bäumen nun eine
genügende — denn nur bei gehöriger Wasserzuführung hat
ein Giefsen für Baumanpflanzungen Zweck —• Wassermenge
zuzuführen, sei eine zu ausgedehnte, wenn. man, wie oben
bemerkt, zu 100 Litern, die doch ein für Bäume als gering
anzusehendes Wasserquantum darstellen, eine halbe Stunde
gebrauche. Die Glocke sei eben zu klein. Pür die Strafsen
Berlins käme aufserdem noch in Betracht, dafs schwerlich in
dem Kronenumfange der gröfseren Bäume sich derartige
Glocken anbi'ingen lassen dürften, da leider die Bürgersteige
fast vollständig von den verschiedenartigsten Leitungen in
Anspruch genommen würden. Auch gäbe der kleine Hohlraum
der Glocke nur zu 'sehr zu der Befürchtung Veranlassung, dafs
diese in absehbarer Zeit sich derartig, unterstützt durch das
nicht zu vermeidende Eindringen von Staub und Sclilamm,
mit Wurzeln fiillen werde, dafs ein Bewässern für die Zukunft
ganz ausgeschlossen sei. Die in hiesigen mit Asphalt belegten
und mit Bäumen besetzten Stra.fsen längs der Bordkante vor-
gesehenen und mit Schottersteinen angefüllten Kanäle seien
nach Ansicht des Schriftführers viel praktischer und rationeller.
Mit diesen Kanälen sei man in der Lage, auf schnelle Weise
grofse Mengen Wasser dem unter dem Pflaster befindlichen
Erdreich zuzuführen. Über die mit der Baumglocke weiter
vorzunelimenden Versuche werde demnächst berichtet werden.
Bei dem Meinungsaustausche hierüber kam man u. a. auf den
Vorzug- von eisernen Schutzgittern, die eine Lockerüng und
eine Bewässerung der Baumscheibe zuliefsen, zu sprechen.
Bei dem nächsten Gegenstand „Welche Mittel stehen uns
zu Gebote, bei wertvollen Bäumen die unangenehmen Folgen
der Frostspalten zu beheben“ leitete der Vorsitzende die Be-
sprechung ein und bemerkte, dafs die Spaltungen der Bäume
infolge Einwirkurig des Frostes hauptsächlich in den J ahren
vorkämen, in denen die A^egetation nicht genügend zum Ab-
schlufs gekommen sei. In vielen Fällen brächen die alten
Spalten immer wieder auf, und stellte sich schliefslich infolge
eindringenden Schnee- und Regenwassers Stammfäule ein,
welche den Baum zum Absterben bringen. Seitens des Schrift-
führers wird beispielsweise angeführt, dafs in der Nacht zum
6. Januar, der kältesten in diesem Jahre in hiesiger Gegend,
auf dem Kreuzberge mehrere Standbäume in der Länge des
ganzen Stammes aufgerissen seien. Die Herren Cornils,
Strenger und Hoppe schreiben das Aufreifsen hauptsächlich
der Trockenheit des Standortes und den Einwirkungen der
Sonne bei niedriger Temperatur, dem schnellen Wechsel der-
selben zu und wollen durch einen mäfsigen Schutz der Bäume
mittelst Umkleiden mit Bohr oder ähnlichem Material auf der
Sonnenseite dem Übel abhelfen. Herr Fritz-Potsdam willgenau
festgestellt wissen: die Wetterseite, die Art der Bäume sowie
den Standort, ob allein oder gedeckt stehend, um nach Fest-
stellung der Ursachen zu Mitteln, die ein Aufspringen nicht
zulassen, zu gelangen. Der Schriftführer betont, dafs seines
Erachtens nach die Bäume irn Viktoria-Park infolge zu feuchten
Standortes und zu grofser Vollsaftigkeit aufgerissen seien, da
die Bäume noch im Oktober gegossen worden seien und auch die
Bisse nicht nur auf einer Seite, sondern auch auf der Ost-,
Süd- und Westseite entstanden seien. Am 6. Januar wurden
frühmorgens die Itisse entdeckt und kam an jenem Tage die
Sonne nicht zum Durchbruch; es könne daher nur die strenge
Kälte (— 15° C.), die von heftigen Ostwinden begleitet war,
die Ursache gewesen sein. Herr Amelung will beim Be-
schneiden das Gleichgewicht zwischen Krone, Stamm und
Wurzelvermögen berücksichtigt haben, da beispielsweise ihm
Fälle bekannt. seien, \vo Frostspalten an Bäumen sich zeigten,
die unmittelbar vorher durch Windbruch grofse Äste verloren
hatten. Der Vorsitzende schlielst dieses Thema mit der Bitte,
weitere Beobachtungen anzustellen, um Mittel ausfindig zu
machen, die geeignet erscheinen möchten, das Aufreifsen der
Baumstämme thunlichst zu verhindern.
Zur Auslage gelangten alsdann noch die Pläne und Einzel-
zeichnungen des neuen Centralfriedhofes zu Stettin, der voji
Herrn Hannig zur Zeit ausgeftihrt wird und durch seine
teilweise hiigelige Lage vielfach Gelegenheit böte zur Schaffung
reizvoller landschaftlicher Scenerien. Es wurde allgemein mit
Freuden begrüfst, dafs Stettin, eine Stadt, die im allgemeinen
nicht viel gärtnerischen Schmuck aufzuweisen in der Lage sei,
ihren Friedhof nach gartenkiinstlerischen Motiven gestalte.
Herr Fritz - Potsdam frägt zum Schlusse noch an, ob es
feststände, welche Ulmenart rotes Holz habe. Solches würde
bekanntlicli für bedeutend fester als das weifse Btisterholz
gehalten und von den Stellmachern sehr bevorzugt. Unter
ganz gleich aussehenden und sich durch keine botanischen
Merkmale unterscheidenden Ulmen hätten einige weifses, andere
dagegenrotes Holz. Eine genaue Auskunft konnte nicht gegeben
werden, doch wurde auf Kochs Dendrologie verwiesen, in
welcher diese Eigentiimlichkeit teils dem Boden, teils dem
Alter zugeschrieben und ein botanischer Unterschied nicht
gelten gelassen werde.
Der erste Vorsitzende: Der erste Schriftfühi-er:
Fintelmann. Weifs.
Die diesjährigeHauptversammlung des Vereins cLeutscher
Gartenkünstler findet in den Tagen vom II. bis 14. August
nicht in Görlitz, sondern in EJberfeld statt, wovon wir unsere
Mitglieder hiermit bereits in Kenntnis setzen.
Der Vorstand.
DIE GÄRTENKUNST
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Irüliere Vermögen sei zni' Bestreitnng der Kosten für die Be-
teiligung an der Welt-Ausstellung in Paris herangezogen
worden und könne infolge des ITberschusses nnn wieder ein
fester Bestand in Papieren angelegt werden.
Bei dem folgenden Punkte der Tagesordnung „Baumglocke“
zeigt der Schriftführer ein derartiges Exemplar, das ein aus
Gufseisen hergestelltes glockenartiges Gefäfs darstellt, das 16 cm
Höhe hat und einen Breitedürchmesser von 40 cm aufweist.
Mit der offenen Seite' nach unten werde die Glocke in das
Erdreich eingegraben und durch ein Verbindungsrohr von
18 cm Länge mit der Oberfläche verbunden. Die 6—8 cm
,im Durchmesser haltende Öffnung sei mit. einem an einem
Scharnier befestigten Deckel versehen. Es soll nach dem
Erfinder Herrn .0 sterm ann mit dieser Baumglocke unter der
äuf Strafsen befestigten Erdoberfläche die den Wurzeln
nötige freie Eläche zur Luftanswechselung erzielt und die
schnellere Zuführung von Wasser an die Wurzeln ermög'licht
werden. Ganz besonders wolle Herr Ostermann, Berlin W.,
Magdeburgerstrafse 5, die Baumglocke bei Strafsenanpflanz-
ungen angewendet sehen. Der für eine Baumglocke ein-
schliefslich des Zuführungsrohres zu zahlende Preis von
6 Timk. diirfte nach Ansicht des Schriftführers hinsichtlich der
pi'aktischen Verwendung als ein ziemlich hoher anzusehen
sein. Bei einem Versuche, 100 Liter Wasser durch die Baum-
glocke dem Erdreicli, das vollständig trocken, sandig und stark
mit Schutt durclisetzt, also' sehr durchlässig gewesen war,
brauchte ein Mann eine halbe Stunde und als später der
ümfang des mit dem Wasser durchnäfsten Erdreichs festgestellt
wurde, fand man, dafs das Wasser nicht viel über 16 cm
aufserhalb der Peripherie der Baumglocke und unter derselben
ungefähr 30 cm tief eingedrungen war. Man sei also genötigt
bei einigermafsen Starken Bäumen mehrere Glocken in das
Erdreich einzulassen. Die Zeit, um den Bäumen nun eine
genügende — denn nur bei gehöriger Wasserzuführung hat
ein Giefsen für Baumanpflanzungen Zweck —• Wassermenge
zuzuführen, sei eine zu ausgedehnte, wenn. man, wie oben
bemerkt, zu 100 Litern, die doch ein für Bäume als gering
anzusehendes Wasserquantum darstellen, eine halbe Stunde
gebrauche. Die Glocke sei eben zu klein. Pür die Strafsen
Berlins käme aufserdem noch in Betracht, dafs schwerlich in
dem Kronenumfange der gröfseren Bäume sich derartige
Glocken anbi'ingen lassen dürften, da leider die Bürgersteige
fast vollständig von den verschiedenartigsten Leitungen in
Anspruch genommen würden. Auch gäbe der kleine Hohlraum
der Glocke nur zu 'sehr zu der Befürchtung Veranlassung, dafs
diese in absehbarer Zeit sich derartig, unterstützt durch das
nicht zu vermeidende Eindringen von Staub und Sclilamm,
mit Wurzeln fiillen werde, dafs ein Bewässern für die Zukunft
ganz ausgeschlossen sei. Die in hiesigen mit Asphalt belegten
und mit Bäumen besetzten Stra.fsen längs der Bordkante vor-
gesehenen und mit Schottersteinen angefüllten Kanäle seien
nach Ansicht des Schriftführers viel praktischer und rationeller.
Mit diesen Kanälen sei man in der Lage, auf schnelle Weise
grofse Mengen Wasser dem unter dem Pflaster befindlichen
Erdreich zuzuführen. Über die mit der Baumglocke weiter
vorzunelimenden Versuche werde demnächst berichtet werden.
Bei dem Meinungsaustausche hierüber kam man u. a. auf den
Vorzug- von eisernen Schutzgittern, die eine Lockerüng und
eine Bewässerung der Baumscheibe zuliefsen, zu sprechen.
Bei dem nächsten Gegenstand „Welche Mittel stehen uns
zu Gebote, bei wertvollen Bäumen die unangenehmen Folgen
der Frostspalten zu beheben“ leitete der Vorsitzende die Be-
sprechung ein und bemerkte, dafs die Spaltungen der Bäume
infolge Einwirkurig des Frostes hauptsächlich in den J ahren
vorkämen, in denen die A^egetation nicht genügend zum Ab-
schlufs gekommen sei. In vielen Fällen brächen die alten
Spalten immer wieder auf, und stellte sich schliefslich infolge
eindringenden Schnee- und Regenwassers Stammfäule ein,
welche den Baum zum Absterben bringen. Seitens des Schrift-
führers wird beispielsweise angeführt, dafs in der Nacht zum
6. Januar, der kältesten in diesem Jahre in hiesiger Gegend,
auf dem Kreuzberge mehrere Standbäume in der Länge des
ganzen Stammes aufgerissen seien. Die Herren Cornils,
Strenger und Hoppe schreiben das Aufreifsen hauptsächlich
der Trockenheit des Standortes und den Einwirkungen der
Sonne bei niedriger Temperatur, dem schnellen Wechsel der-
selben zu und wollen durch einen mäfsigen Schutz der Bäume
mittelst Umkleiden mit Bohr oder ähnlichem Material auf der
Sonnenseite dem Übel abhelfen. Herr Fritz-Potsdam willgenau
festgestellt wissen: die Wetterseite, die Art der Bäume sowie
den Standort, ob allein oder gedeckt stehend, um nach Fest-
stellung der Ursachen zu Mitteln, die ein Aufspringen nicht
zulassen, zu gelangen. Der Schriftführer betont, dafs seines
Erachtens nach die Bäume irn Viktoria-Park infolge zu feuchten
Standortes und zu grofser Vollsaftigkeit aufgerissen seien, da
die Bäume noch im Oktober gegossen worden seien und auch die
Bisse nicht nur auf einer Seite, sondern auch auf der Ost-,
Süd- und Westseite entstanden seien. Am 6. Januar wurden
frühmorgens die Itisse entdeckt und kam an jenem Tage die
Sonne nicht zum Durchbruch; es könne daher nur die strenge
Kälte (— 15° C.), die von heftigen Ostwinden begleitet war,
die Ursache gewesen sein. Herr Amelung will beim Be-
schneiden das Gleichgewicht zwischen Krone, Stamm und
Wurzelvermögen berücksichtigt haben, da beispielsweise ihm
Fälle bekannt. seien, \vo Frostspalten an Bäumen sich zeigten,
die unmittelbar vorher durch Windbruch grofse Äste verloren
hatten. Der Vorsitzende schlielst dieses Thema mit der Bitte,
weitere Beobachtungen anzustellen, um Mittel ausfindig zu
machen, die geeignet erscheinen möchten, das Aufreifsen der
Baumstämme thunlichst zu verhindern.
Zur Auslage gelangten alsdann noch die Pläne und Einzel-
zeichnungen des neuen Centralfriedhofes zu Stettin, der voji
Herrn Hannig zur Zeit ausgeftihrt wird und durch seine
teilweise hiigelige Lage vielfach Gelegenheit böte zur Schaffung
reizvoller landschaftlicher Scenerien. Es wurde allgemein mit
Freuden begrüfst, dafs Stettin, eine Stadt, die im allgemeinen
nicht viel gärtnerischen Schmuck aufzuweisen in der Lage sei,
ihren Friedhof nach gartenkiinstlerischen Motiven gestalte.
Herr Fritz - Potsdam frägt zum Schlusse noch an, ob es
feststände, welche Ulmenart rotes Holz habe. Solches würde
bekanntlicli für bedeutend fester als das weifse Btisterholz
gehalten und von den Stellmachern sehr bevorzugt. Unter
ganz gleich aussehenden und sich durch keine botanischen
Merkmale unterscheidenden Ulmen hätten einige weifses, andere
dagegenrotes Holz. Eine genaue Auskunft konnte nicht gegeben
werden, doch wurde auf Kochs Dendrologie verwiesen, in
welcher diese Eigentiimlichkeit teils dem Boden, teils dem
Alter zugeschrieben und ein botanischer Unterschied nicht
gelten gelassen werde.
Der erste Vorsitzende: Der erste Schriftfühi-er:
Fintelmann. Weifs.
Die diesjährigeHauptversammlung des Vereins cLeutscher
Gartenkünstler findet in den Tagen vom II. bis 14. August
nicht in Görlitz, sondern in EJberfeld statt, wovon wir unsere
Mitglieder hiermit bereits in Kenntnis setzen.
Der Vorstand.