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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 5
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Janson, Arthur: Über die Lage der Gebäude im Park, [3]: eine Betrachtung vom natürlich-ästhetischen Standpunkte aus
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0108

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94

DIE GARTENKUNST

III, 5

und die ganze Umgebung dem Gebäude angepafst werden
kann, ist sie empfehlenswert. Bei Villengärten kleineren
Umfangs kann sie ja auch, als mit den für dieselben be-
stehenden Vorsch'riften über Baufluchtlinien karambolierend,
selten angebracht werden, so dafs die Gefahr eines darauf
bezüglichen Mifsgriffs nicht zu befiirchten steht.

Steht uns ein Binflufs auf die Lage eines Gebäudes
nicht zu, so sollten wir wenigstens durch die Einrichtung,
das Arrangement der Pflanzung, dahin wirken, dafs nur die
schönen Teile desselben gesehen werden. Zeigt das Ge-
bäude, wie das bei sehr alten Schlössern, die durch An-
bauten nach und nach erweitert wurden, häuflg der Fall
ist, verschiedene Stilarten, welche nicht mit einander
harmonieren, so zeige man es nur soweit, als es schön
wirkt und verdecke alles Unschöne durch entsprechende
Pflanzung.

Das bis jetzt Gesagte bezog sich eigentlich auf die
Wohngebäude, ist indessen in seinen Grundzügen auf alle
Gebäude anwendbar, soweit sie in ästhetischem Sinne
würdig sind, überhaupt gezeigt zu werden.

Viele Gartenkünstler verstecken prinzipiell alle Wirt-
schaftsgebäude, als z. B. Ställe, Bediensteten-Wohnungen,
Gewächshäuser. Sie thun indessen nicht immer recht
daran. Soweit diese Bauten unschön sind, gewifs — weg
damit! Häuflg lassen sich aber mit ganz geringen Mitteln

solche Gebäude zum reizendsten point de vue umgestalten.
Mancher überzart besaitete Mensch nimmt allerdings an
dem Zweck eines ßauwerks Anstofs. Aber ist denn z. B.
ein Bedürfnishäuschen in einer öffentlichen Anlage seiner
malerischen Gestaltung nach (und diese kann doch nur in
Betracht kommen) ein unästhetisches Etwasl Kann diese
Notwendigkeit nicht ein ästhetisch vollendetes Gewand
tragen? Und wenn sie ein solches schönheitsvollendetes
Gewand, ich will sagen, eines griechischen Tempels, trägt,
ist sie sicher nicht unästhetisch. Aber die Person, welche
diesem äufserlich schönen Bau einen ästhetischen Mangel
wegen seines Zweckes anhängt, ist selber geistig nicht
ästhetisch genug, um damit rechten zu diirfen.

Soweit also nicht etwa praktische Bedenken gegen die
BenutzungschönerWirtschaftsgebäudealsSchmucksprechen,
können und sollen wir dieselben unbedenklich in das Land-
schaftsbild ziehen.

Ich mufs noch von der Verwendung von Gewächs-
häusern, Wintergärten oder Palmenhäusern als point de
vue warnen. Mögen sie in ihrer äufseren Form noch so
schön sein, sie sind absolut zu verdammen, da die glänzen-
den, irn Sonnenlicht reflektierenden, bei trübem Wetter
farblos grauen Glasdächer unschön sind und das Bild bei
Sonnensc.hein unruhig gestalten.

Zum Schlufs wollen wir uns das Material ansehen,

welches naturgemäfs
bei Bauten jeder Art
zu verwendenist. Wir
können von kleinen
Zierbauten innerhalb
gröfserer Anlagen
zwei Gruppen unter-
scheiden, die uns
auch über ihre An-
wendung unterrich-
ten. Das sind solche,
welche vorherrschend
Nutzzweck oder jene,
die in erster Linie
den Zweck der Ver-
schönerung haben.

Beide Gattungen
sollen das Kenn-
zeichen ihres Zweckes
deutlich an der Stirn
tragen. Bauwerke,
welche lediglich den
Zweck derVerschöne-
rung haben, sind
Luxusbauten und bei
denselben sollte da-
her auc-h in erster
Linie der Eindruck
des gröfstmöglichen
Luxus hervorgerufen
sein. Um das zu

Fig. IIa: Mittagssonne nnter etwa 45° auf die Front fallend. Sehlinie senkrecht zur Front.
(Siehe Abhandlung: „Über die Lage der Gebäude im Park“ S. 93.)

erreichen, bedienen
wir uns eines Bau-
 
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