Die Gartenkunst — 3.1901
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0130
DOI Heft:
Nr. 6
DOI Artikel:Sprenger, C.: Die Gärten der zweiten Stadt Frankreichs
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DIE GARTENKUNST
III, 6
hervorwagt, sticht merkwürdig ab von dem dunklen Grün
der artdern Bäume. Schon in Paris. sah man Syringa
chinensis in einem Garten in Surrennes in voller Blüte,
und die Zeitungen brachten fast täglich Notizen über den
Prühling im Herbst, aber hier ist es noch reichlicher Ge-
brauch der duftenden Götter unter den Sträuchern, vor-
zeitig im Herbst zu blühen und zu grünen. Ihr Anblick
aber zu dieser Jahreszeit hätte schon viel friiher, als es
geschah, die Gärtner dahin führen mtissen, schönblühende
Sträucher des Winters bei erhöhter Wärme zu treiben.
Sträucher, Bäume, ja selbst Stauden, die sich derartig
täuschen lassen im Freien, thun dasselbe mit Leichtigkeit
bei richtiger Behandlung auch im Gewächshause.
Lyon liegt prachtvoll im engen Rhönethale, wo die
bewaldeten oder baumbestandenen Höhen dicht an seine
Schultern ragen. Fernher schimmern hohe Berge und
griine Thäler wechseln mit freundlich bewaldeten Hügeln.
Reiche Villen klettern an den Hängen, deren Spitzen von
grauen Burgen und altertümlichen Schlössern gekrönt
sind. Die Alleen sind gut gehalten und alle öffentlichen
Anlagen sauber und tadellos gepflegt. Manche Bilder sind
dem Nordlandssohne neu, manches könnte er hier lernen.
Auf der Place Bellecour in Lyon ragt das Standbild eines
Mächtigen. Ringsum breite Baumalleen. Der Platz selbst
aber ist völlig frei. Nur im viereckigen Rayon liegt griiner
Rasen zu Fiifsen des Monumentes und auf diesem Rasen
tief eingesenkt, so dafs man die Gefäfse nicht sehen kann,
stehen schlanke, hochragende Cordylinen. Diese Südlands-
lilien wiegen ihre graziösen Kronen hoch oben auf
schwankenden Stämmen im blauen Äther Frankreichs und
zu ihren Füfsen stehen einzelne schmucke Tropenkinder:
Musa, Acalypha und Aralia. In langen Linien und in vor-
nehmer Entfernung sieht man gesunde, dunkelgrüne, schön-
belaubte Orangen in grüngestrichenen eckigen Kästen,
ringsum wie ein abschliefsendes Gitter zum Schmucke
' aufgestellt. Diese Dekoration der Rittergärten des alten
Frankreichs flndet sich nun auf den Plätzen der Grofs-
städte wieder.
Lyons Handelsgärten sind berühmt. Ihre Rosen,
Remontant-Nelken und zuletzt die neuen Canna haben ihre
Ansicht des Geländes oberlialb Wendefurth. Jetziger Zustand.
(Nacb. einer pliotograpliischen Aufnahme.)
DIE GARTENKUNST
III, 6
hervorwagt, sticht merkwürdig ab von dem dunklen Grün
der artdern Bäume. Schon in Paris. sah man Syringa
chinensis in einem Garten in Surrennes in voller Blüte,
und die Zeitungen brachten fast täglich Notizen über den
Prühling im Herbst, aber hier ist es noch reichlicher Ge-
brauch der duftenden Götter unter den Sträuchern, vor-
zeitig im Herbst zu blühen und zu grünen. Ihr Anblick
aber zu dieser Jahreszeit hätte schon viel friiher, als es
geschah, die Gärtner dahin führen mtissen, schönblühende
Sträucher des Winters bei erhöhter Wärme zu treiben.
Sträucher, Bäume, ja selbst Stauden, die sich derartig
täuschen lassen im Freien, thun dasselbe mit Leichtigkeit
bei richtiger Behandlung auch im Gewächshause.
Lyon liegt prachtvoll im engen Rhönethale, wo die
bewaldeten oder baumbestandenen Höhen dicht an seine
Schultern ragen. Fernher schimmern hohe Berge und
griine Thäler wechseln mit freundlich bewaldeten Hügeln.
Reiche Villen klettern an den Hängen, deren Spitzen von
grauen Burgen und altertümlichen Schlössern gekrönt
sind. Die Alleen sind gut gehalten und alle öffentlichen
Anlagen sauber und tadellos gepflegt. Manche Bilder sind
dem Nordlandssohne neu, manches könnte er hier lernen.
Auf der Place Bellecour in Lyon ragt das Standbild eines
Mächtigen. Ringsum breite Baumalleen. Der Platz selbst
aber ist völlig frei. Nur im viereckigen Rayon liegt griiner
Rasen zu Fiifsen des Monumentes und auf diesem Rasen
tief eingesenkt, so dafs man die Gefäfse nicht sehen kann,
stehen schlanke, hochragende Cordylinen. Diese Südlands-
lilien wiegen ihre graziösen Kronen hoch oben auf
schwankenden Stämmen im blauen Äther Frankreichs und
zu ihren Füfsen stehen einzelne schmucke Tropenkinder:
Musa, Acalypha und Aralia. In langen Linien und in vor-
nehmer Entfernung sieht man gesunde, dunkelgrüne, schön-
belaubte Orangen in grüngestrichenen eckigen Kästen,
ringsum wie ein abschliefsendes Gitter zum Schmucke
' aufgestellt. Diese Dekoration der Rittergärten des alten
Frankreichs flndet sich nun auf den Plätzen der Grofs-
städte wieder.
Lyons Handelsgärten sind berühmt. Ihre Rosen,
Remontant-Nelken und zuletzt die neuen Canna haben ihre
Ansicht des Geländes oberlialb Wendefurth. Jetziger Zustand.
(Nacb. einer pliotograpliischen Aufnahme.)