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DIE GARTENKUNSl1
III, 7
Das Grofsherzogl. ResidenzscMofs zu Darmstadt mit den es umgebenden Schlofswall-Anlagen.
wechselnden ßildern, Tempeln und schönen Aussichts-
punkten führen. Ein solcher Musterpark ist der der he-
rühmten Villa Pranzosini in Intra, dessen Schöpfer als
reicher Mann auf Erden wandelte. Der schöne Park könnte
als Muster dienen. Denn er bietet alle Vorzüge, alle
Schönheiten und Annehmlichkeiten eines solchen Villen-
gartens. Der Pflanzenreichtum dieserVilla ist bekannt und die
Schönheit seiner Blumen und Sträucher weltberühmt. Vor
der Villa auf weiten Wandel-Plätzen ragen gewaltige immer-
griine Magnoliengruppen, die ihre Äste und Zweige zur
Erde senken und des Sommers prachtvoll blühen. Sie be-
decken sehr grofse Flächen, geben reichlich Schatten und
passen als monumentale Pflanzengebilde wie wenig andere
zu den stilvollen Bauten der Umgebung. An sanft ab-
neigenden, dem See-Ufer sich nähernden Hängen liegen
meist Camellienhaine, die in dieser feuchtwarmen Atmo-
sphäre besonders gut gedeihen. Es finden sich riesige
Exemplare, die viele Quadratm. Raum bedecken und zur
Blütezeit von unbeschreiblicher Schönheit sind. IhrWuchs,
malerisch wie er ist, bietet trotz der schlanken Zweige
wechselvolle Bilder und ihnen zu Füfsen schmiegen sich
des Frühlings blumenreiche indische Azaleen, durchwirkt
mit ihren pontischen Vettern. — DieConiferen dieses Gartens
sind meist von hervorragender Schön-
heit und an sonnigen Terrassen findet
man Palmen, Agaven und Yucca,
wenn auch nicht in jener Fülle, wie
sie Neapel und Sicilien bieten.
In langen anmutigen Linien hinab
zu den Ufern des Sees und hinauf
zur Bergeshöhe ziehn sich die Gärten
der Villa Ada, welche der leider so
früh verstorbene Kunstjünger Fürst
Peter Troubetzky einst schuf, dahin.
Diese Gärten sind reicher an Pflanzen-
schätzen als alle andern, denn der
Fürst, der mir persönlich bekannt
und ergeben war, sammelte mit
wahrem Feuereifer und niemals
kehrte er von seinen Reisen nach
Frankreich oder Belgien, trotz Reb-
laus-Gesetzen und Schwierigkeiten
ohne Zahl, zurück, ohne irgend etwas
neues und seltenes in seinen Koffern
wohl verwahrt mitzubringen. So hat
er sein wundersames Heim zwar ohne
reiche Bauten mit viel Geschmack
langsam gebildet und Pflanzenpartien
darin geschaffen, die ihresgleichen
suchen. Man findet alles was im
Freien leben kann: Coniferen ohne
Zahl, Eucalyptus, Olea, Rhododendron,
Azaleen vomHymalaya und ausSikkim
inPrachtpartien, herrliche Azaleen aus
Java und Japan, Agaven, Aloe, Yucca,
Cacteen, Schlingpflanzen, alles was
nur denkbar und eine Fiille glänzender
laubabwerfender und immergrüner
Laubhölzer und prächtige Scenerien. Überall blumige Wiesen-
gründe, seltene Stauden, Blumengruppen, natürlich hinge-
streut, so dafs Natur und Kunst, Geschmack und Sammel-
eifer vereint aus wüsten, grasigen, wilden Abhängen
blühende Wald- und Wiesen-Scenerien schufen, die unend-
lich reich an Pflanzenwundern eine Sehenswürdigkeit ersten
Ranges bilden. Eine ähnliche Waldpartie ist es schliefs-
lich auch, die die Isola Madre im See bedeckt. Es sind
seltene Baum- und Strauehgestalten und südlich schöne
Formen, die auf dem Nordländer zu Anfang ihre Wirkung
nicht verfehlen können. Sie schaffen schönere Baumgruppen,
als wir bei beschränkter Auswahl im Norden bilden-können.
Ein Beispiel zeigt die riesige Jubaea spectabilis Chilis auf
der Isola Bella, auf der selbst Citronen und Orangen fort-
kommen.
Ganz vorzüglich gedeihen auf den Inseln und an den
See-Ufern alle bisher eingeführten Arundinaria, Phyllo-
stachis und Bambusa. Sie schaffen uns völlig neue Wald-
partien und Scenerien von einer Wildheit und Schönheit,
die alles in den Schatten stellt, und es giebt schwerlich
Pflanzen, welche die Bambusen in dieser Hinsicht über-
treffen. Stresa zeichnet sich durch den Prachtgarten der
Herzogin von Genua, der Mutter I. M. der Königin Mutter
DIE GARTENKUNSl1
III, 7
Das Grofsherzogl. ResidenzscMofs zu Darmstadt mit den es umgebenden Schlofswall-Anlagen.
wechselnden ßildern, Tempeln und schönen Aussichts-
punkten führen. Ein solcher Musterpark ist der der he-
rühmten Villa Pranzosini in Intra, dessen Schöpfer als
reicher Mann auf Erden wandelte. Der schöne Park könnte
als Muster dienen. Denn er bietet alle Vorzüge, alle
Schönheiten und Annehmlichkeiten eines solchen Villen-
gartens. Der Pflanzenreichtum dieserVilla ist bekannt und die
Schönheit seiner Blumen und Sträucher weltberühmt. Vor
der Villa auf weiten Wandel-Plätzen ragen gewaltige immer-
griine Magnoliengruppen, die ihre Äste und Zweige zur
Erde senken und des Sommers prachtvoll blühen. Sie be-
decken sehr grofse Flächen, geben reichlich Schatten und
passen als monumentale Pflanzengebilde wie wenig andere
zu den stilvollen Bauten der Umgebung. An sanft ab-
neigenden, dem See-Ufer sich nähernden Hängen liegen
meist Camellienhaine, die in dieser feuchtwarmen Atmo-
sphäre besonders gut gedeihen. Es finden sich riesige
Exemplare, die viele Quadratm. Raum bedecken und zur
Blütezeit von unbeschreiblicher Schönheit sind. IhrWuchs,
malerisch wie er ist, bietet trotz der schlanken Zweige
wechselvolle Bilder und ihnen zu Füfsen schmiegen sich
des Frühlings blumenreiche indische Azaleen, durchwirkt
mit ihren pontischen Vettern. — DieConiferen dieses Gartens
sind meist von hervorragender Schön-
heit und an sonnigen Terrassen findet
man Palmen, Agaven und Yucca,
wenn auch nicht in jener Fülle, wie
sie Neapel und Sicilien bieten.
In langen anmutigen Linien hinab
zu den Ufern des Sees und hinauf
zur Bergeshöhe ziehn sich die Gärten
der Villa Ada, welche der leider so
früh verstorbene Kunstjünger Fürst
Peter Troubetzky einst schuf, dahin.
Diese Gärten sind reicher an Pflanzen-
schätzen als alle andern, denn der
Fürst, der mir persönlich bekannt
und ergeben war, sammelte mit
wahrem Feuereifer und niemals
kehrte er von seinen Reisen nach
Frankreich oder Belgien, trotz Reb-
laus-Gesetzen und Schwierigkeiten
ohne Zahl, zurück, ohne irgend etwas
neues und seltenes in seinen Koffern
wohl verwahrt mitzubringen. So hat
er sein wundersames Heim zwar ohne
reiche Bauten mit viel Geschmack
langsam gebildet und Pflanzenpartien
darin geschaffen, die ihresgleichen
suchen. Man findet alles was im
Freien leben kann: Coniferen ohne
Zahl, Eucalyptus, Olea, Rhododendron,
Azaleen vomHymalaya und ausSikkim
inPrachtpartien, herrliche Azaleen aus
Java und Japan, Agaven, Aloe, Yucca,
Cacteen, Schlingpflanzen, alles was
nur denkbar und eine Fiille glänzender
laubabwerfender und immergrüner
Laubhölzer und prächtige Scenerien. Überall blumige Wiesen-
gründe, seltene Stauden, Blumengruppen, natürlich hinge-
streut, so dafs Natur und Kunst, Geschmack und Sammel-
eifer vereint aus wüsten, grasigen, wilden Abhängen
blühende Wald- und Wiesen-Scenerien schufen, die unend-
lich reich an Pflanzenwundern eine Sehenswürdigkeit ersten
Ranges bilden. Eine ähnliche Waldpartie ist es schliefs-
lich auch, die die Isola Madre im See bedeckt. Es sind
seltene Baum- und Strauehgestalten und südlich schöne
Formen, die auf dem Nordländer zu Anfang ihre Wirkung
nicht verfehlen können. Sie schaffen schönere Baumgruppen,
als wir bei beschränkter Auswahl im Norden bilden-können.
Ein Beispiel zeigt die riesige Jubaea spectabilis Chilis auf
der Isola Bella, auf der selbst Citronen und Orangen fort-
kommen.
Ganz vorzüglich gedeihen auf den Inseln und an den
See-Ufern alle bisher eingeführten Arundinaria, Phyllo-
stachis und Bambusa. Sie schaffen uns völlig neue Wald-
partien und Scenerien von einer Wildheit und Schönheit,
die alles in den Schatten stellt, und es giebt schwerlich
Pflanzen, welche die Bambusen in dieser Hinsicht über-
treffen. Stresa zeichnet sich durch den Prachtgarten der
Herzogin von Genua, der Mutter I. M. der Königin Mutter