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Die Gartenkunst — 3.1901

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Nr. 8
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Klawun, Paul: Eine Stätte der Gartenkunst in der deutschen Ostmark
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https://doi.org/10.11588/diglit.22265#0167

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III, 8

DIE G-AKTENKUNST

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des Rasenparterre legte, dieses mit breiten Kieswegen um-
grenzte und nach den beiden seitlichen Pahrstrafsen je
eine Reihe stattlicher Acer platanoides als dunklen Laub-
rahmen stellte. Diesem durchaus glücklichen Arrangement,
das meines Dafiirhaltens nur in den Kölner Riügstrafsen
ein Seitenstück hat, kam die aufsteigende Lage der Strafse
mit dem ais point de vue vorzüglich wirkenden General-
kommando sehr zu statten.

Mit diesem elegant ausgestatteten Promenadenzug in
engstem Zusammenhange stehend, bildet der langgestreckte
Wilhelmsplatz die vornehmste Partie der neueren Innenstadt,
der in dem ldeinen, in den äufseren Renaissänceformen

verwandeln. Auch hierin soll es jetzt unter der vielver-
heifsenden Gunst der Berliner Regierungskreise anders
werden, Architektur und Gartenkunst haben reiflich er-
wogene Projekte ausgearbeitet, näch denen man Glänzendes
erhoffen kann.

Ist mit diesen teils ausgeführten, teils in der Aus-
führung begrilfenen gartenkünstleri'schen Umgestaltüngen
bisher nur der inneren Stadt ein neues, prächtiges Gewand
angelegt worden, so steht eine ganz gewaltige Aufgabe
den Posener Künstlern für die nächsten Jahre in der Nieder-
legung der Festungswälle bevor. Hiermit wird eine grofs-
artige Erweiterung des Posener Strafsenbiides angestrebt,

4. Das Meyer-Donkmal im Treptower Park. Originalaufnalime für „Die Gartenkunst“.

sehr glücklich wirkenden Stadttheater ein bevorzugtes
architektonisches Dekorationsstück besitzt. Leider nahm
die Militärverwaltung den allergröfsten Teil des Platzes
bisher für Paradezwecke und sonstiges militärisches Schau-
gepränge in Anspruch, so dafs die bevorzugte Posener Be-
völkerung sich in der angenehmen Lage sah, in ihrem
elegantesten Stadtteil die Reize eines Kasernenhofes be-
wundern zu können, dem man als Staffage in den Ecken
noch ein paar Baum- und Strauchgruppen hinzugesellen
durfte. Aber wie es keine Dame auf die Dauer ertragen
würde, ihren besten Salon zu Einquartierungszwecken her-
geben zu müssen, so kannte auch die Posener Stadtver-
waltung seit Jahren kein sehnlicheres Streben, als diesen
sandigen Kiesplatz in einen vornehmen Schmuckgarten zu

Die Gartenkunst.

die mit einem Schlage diese alte, höchst malerische und
an historisch denkwürdigen Bauwerken aus der Polenzeit
überaus reiche Stadt in die Reihe unserer modernen, elegan-
testen Grofsstädte stellen dürfte. Ein Kreis von prächtigen
Ringpromenaden, iippigen Schmuckplätzen und schattigen
Parkscenerien wird auf den alten Pestungsruinen empor-
blühen, Villenquartiere, Paläste und Museen werden ent-
stehen und aus der a-lten Polenstadt, der Stadt der polni-
schen Bischöfe, Klöster und Kirchen wird ein Köln des
Ostens werden, ein Bollwerk deutschen Geistes und deutscher
Intelligenz, errichtet gegen die leidenschaftlichen Wogen
polnischer Kampfeslust.

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