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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

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1./2. Juliheft
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Tietze, Hans: Das Museum in Grenoble
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0496

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Das Jvlufeum in Qt?enoble

oon

jians Tietze z UDien

jas Museum von Grenoble gelit in die Zeit der fran-
^ zösischen Revolution zurück, in der die Haupt-
stadt der Dauphine eiue so aktive Rolle gespielt hat.
1798 hat Jay, der Leiter der dortigen Malschule mit Hilfe
einer Subskription unter den Btirgern den Kern einer
öffentlichen Kunstsammlung geschaffen; von den da-
mals erworbenen Bildern zählen noch heute mehrere
zu den Zierden des Museums. Dieser Bestand wurde
in den folgenden Jahren durch Zuwendung von Kunst-

Hs hat seine ursprünglichen Bestände in der Folge
sehr ausgiebig zu vermehren verstanden; außer vielen
Einzelw'idmungen von verscliicdenen Künstlern und
Kunstfreunden hat es durch die Sammlung des Generals
de Beylie einen rcichen Stock von Werken mamng-
facher Art erhalten; darunter befinden sicli die vier
Hauptbilder von Zurbaran, die — zusammen mit dem
Fra Alonso Ocäna von Valdes Leal und andereri
Stücken — Grenoble eines der fur d'ie Kenntnis spani-

>' A,B I Ä


Albrecht Dürer, Maria und Joseph

werken aus kirchlichem und weltlichem Besitz ver-
mehrt und durch Beteiligung aus staatlichem Besitz be-
sonders glücklich bereichcrt. Paolo Veroneses Heilung
der Blutfliissigen, das Gruppenporträt der Ritter des
Heiligen Geistordens von Pbilippe de Champaigne, die
van der Meulen und Desportes aus altem königlichen
Bcsitz, die Jordaens und Crayer stammen aus dieser
(Juelle; vor allem dankt ihr das Museum sein Meistcr-
werk, die crste Fassung des Altarwerks, das Rubens
fiir die Chiesa Nuova in Roma geinalt und nachmals
iiber dcm Grab seiner Mutter in S. Michael in Antwer-
pen aufgestellt hatte. Diese hinreißend frische, von jun-
ger Kraft strotzende Leistung allein sichert dem
Grenobler Muscum — das iibrigens in seinem graphi-
schen Kabinet auch eine vorbereitende Zeichnung zu
diesem Bilde besitzt — eine besondere Bedeutung.

sclicr Kunst wichtigsten Museen Frankreichs geben.
Bcmcrkenswerter noch ist aber die Art uud Weise, wie
das Museutn durch Ankäufe der Stadt selbst bereichert
worden ist. Prüft man die Provenienzen der Kunst-
werkc, so findet man, daß ein großer Teil der italieni-
schen, niederländischen und französischen Hauptbilder
und Skulpturen niclit einem Zufall ihre Aufnahme iu die-
scs Museum verdanken, sondern systematisch erworben
worden sind; z. B. das daticrte Altarwerk Palmezzanos
mit der Anbetung des Kindes, dic heilige Familie des
Bernardo Licinio von 1532, die Magdalena des Paolo
Veronese, das Votivbild des Mattco Soranzo von Tinto-
retto, die Marter des Bartolomaeus von Ribera, der aller-
dings zweifelhafte Rembrandt und zwei Bildnisse von
Eckhout, das Frauenporträt von Bol, die Antiope dcs
Jordaens von 1650 und eine Reihe der wichtigsten fran-

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