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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

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1./2. Augustheft
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Pelka, Otto: Die Tätigkeit des Landes-Gewerbe-Museums in Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0553

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modellierten Reiterstatuette Ludwigs XIV. von
Sevres erwähnen, so ist darnit der Hauptertrag der
reichen Ernte, die Stuttgart in den letzten drei Jahren
unter Dach gebracht hat, gekennzeichnet. Dazu konimt
noch in der m o d e r n e n Abteilung eine stattliche
Reilie von Arbeiten bekannter und einiger weniger be-
kannter Künstler sowie ein bedeutender Zuwachs von
Böttgersteinzeugen der Meißner Manufaktur.

In den iibrigen keramischen Provinzen wurden
ebenfalls einzelne aus dcm landläufigen Durchschnitt
und aus der Vielheit meist nur historisch interessieren-
der Ware sich heraushebende Stücke erworben: eine
D e 1 f t e r deckellose Riesenvase mit blauem chinesie-
rendem Dekor, wohi aus dcr Zeit um 1700, eine Höch-
ster Rokoko-Deckelterrine mit grüner Konturbemalung
und Streublumen um 1760 (eine gleiche Ausformung mit
anderem Dekor in Troppau), eine Frankfurter bauchige
Vase mit ostasiatischem Dekor in Blau in Anlehnung an
eine Delfter Famiiie; aus Fulda stammen ein Teller

Kästchen mit graviertem Perlmutterdeckel und Auflageu aus
vierfachem Gold. Französisch, um 1750

in bunter Muffelmalerei (auf einem Hirsch reitende japa-
nische Frauengestalt im Spiegel) aus der Löwenfinck-
Zeit (1741) und ein Leuchterpaar, vermutiich von dem-
selben Blaumaler Christian Miiller, von dem ein bezeich-
netes Paar im Fuldaer Museum erhalten ist. Ein Bei-
spiel für den aucli sonst erkennbar werdenden, anschei-
nend recht regen Verkehr B a y r e u t h s mit Sachsen
ist ein brauner Walzenkrug, sehr gut erhalten, mit Gold-
dekor. ln der gekrönten Blumenkartusche unter eincm
großeti H die Inschrift: „Vivat Meißen 1762 d. 25.
Decembr.“, gleichzeitig ein Beweis fiir die am
Ursprungsorte des Böttgersteinzeuges weiterlebende
Vorliebe für diese damals schon seit mehr als einem
Menschenalter aufgegebene Produktion; ferner ein mit
einer vermutlich auf den Maler Birkenholz zu deuten-
den Signatur versehener blaugemalter, reich dekorierter
Teller mit Hohenlohe-Wappen im Spiegel und doppel-
tem Fächermuster auf dem Rande, das den Masken- urtd
Llerzblattschmuck des äußeren Spiegelrandes umrahrnt.
Dazu kommen noch einige Ergänzungen zu dieser
Fabrik, zu Niirnberg und Mosbach und ein birnförmiger
Hausmalerkrug mit Schwarzlotmalerei (Pomona mit

Holzkapsel mit Bildnis und Wappen des Johannes Lier
Oelmalerei, 1571

Putto in Landschaft, vermutlich aus Augsburg um
1680). Selbstverständlich fehlen auch italienische
Majolikateller nicht, die anscheinend immer noclt zum
guten Ton in öffentlichen Sammlungen gehören wie die
Tang-Kamele und -Rosse.

Weniger Berücksichtigung fand in der Berichts-
periode das G 1 a s , dessen moderne Abteilung durcli
Arbeiten von W. v. Eiff und R. Süßmuth und durcli eine
Anzahl amüsanter Glasbläsereien dcs tschcchischen
Künstlers J. Brychta in Eisenbrot vennehr wurde, von
denen man nur wünschen kann, daß sie auch in Lauscha
und Neuhaus Anregungen vermittelten oder vielleicht
der Hiitte Brehmenstall in Ernstthal der Beachtung
wert erschienen.

In der zweiten großen Gruppe der M e t a 11 -
a r b e i t e n wurde besondere Aufmerksamkeit einem
systematischen Ausbau gewidmet, der sicli in erster
Linie mit dem 18. und dem Anfang des 19. Jahrhunderts
befaßte: Silbervergoldetes Versehkreuz um 1700 aus
Schwäb.-Hall, Augsburger getriebene silbervergoldete
Waschgarnitur von Joh. Wagner (f 1725) und zwei
weitere Arbeiten gleichen Ursprungs vom Anfang des
Jahrhunderts: eine runde Platte mit einer Szene aus

Ovale Silberdose mit gravierter und geschwärzter
Perlmuttereinlage. Amsterdam, um 1700

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